Quasi unzerstörbar und irre günstig: Dieser Haller schwört auf seine Ente

Halle-Ascheloh. Oldtimerfahren ist was für Leute, die zu viel Geld haben. So das Vorurteil. Und wenn der Porsche-Klub oder der Mercedes-Cabrio-Freundeskreis vorbeirauschen, mag das auch stimmen. Aber es gibt auch ganz, ganz andere Beispiele. So wie Reinhard Joost. Für dekadente 300 Euro kaufte sich der Sozial-Pädagoge vor einigen Jahren sein Traumauto im Schlimmstzustand und verwendete viel Zeit und Liebe darauf, die kleine Französin wieder in ihren Urzustand zurückzuversetzen. Mittlerweile ist das Langzeitwerk vollbracht und der 66-Jährige kann sich wenig Schöneres vorstellen, als mit seinem luftgekühlten Zweizylinder durch Aschelohs Felder zu knattern. &bdquo;Das war schon immer ein Studentenauto. Wenn man sparen wollte, fuhr man sowas", sagt Reinhard Joost, wissend, dass für die Ente – genauso wie für ihn – diese Zeiten vorbei sind. &bdquo;Leider haben viele zu wenig daran gemacht. Sonst ist es eigentlich ganz solide." Technik ist quasi unzerstörbar Solide in Bezug auf die quasi unzerstörbare Technik, die vor allem darauf setzt, dass der sogenannte 2CV viele Dinge, die in anderen Autos gerne Mal kaputtgehen, gar nicht erst besitzt. So wie eine Wasserkühlung. Oder Fensterheber. Was hingegen das Blechkleid angeht, können wohl viele noch Geschichten erzählen, von Enten, in denen man während der Fahrt die Schlaglöcher zählen konnte – durch das Bodenblech. Fühlen konnte man Straßenschäden hingegen kaum. Denn das war bekanntlich das Konzept des minimalistischen Geniestreichs vom legendären Citroen-Chef Boulanger. &bdquo;Ein Auto, das Platz für zwei Bauern in Stiefeln und einen Zentner Kartoffeln oder ein Fässchen Wein bietet, mindestens 60 km/h schnell ist und dabei nur drei Liter Benzin auf 100 Kilometer verbraucht" soll er nach dem Krieg von seinen Ingenieuren gefordert haben. Es müsse so gut gefedert sein, dass ein Korb voll Eiern eine Fahrt über holprige Feldwege unbeschadet überstehe. Noch heute schlagen Kinderherzen höher Dass das Ergebnis auch noch so gut aussah, dass es noch heute Kinderherzen höher schlagen lässt, beweist, dass die Franzosen wirklich ein Händchen für elegantes Design haben. Und natürlich gibt auch Entenliebhaber Joost zu, dass die Optik ein Grund ist, Ente zu fahren. &bdquo;Das hat so eine französische Leichtigkeit", sagt er. Vor dem Genuss stand in Joosts Falle allerdings eine lange Leidensgeschichte. Bereits 2003 hatte der Haller das leicht verwahrloste Fahrzeug gekauft. &bdquo;Ich wollte ein Auto, bei dem ich alles selbst machen kann", erläutert er sein Kernkriterium. &bdquo;Für 200 Euro habe ich mir dann ein Schweißgerät gekauft." Bis die Schweißerei dann aber wirklich beginnen konnte, gingen die Jahre ins Land. Kurz zuvor hatte sich Joost ein Haus gekauft und der Umbau ging natürlich vor. Später kamen dann die beiden Söhne. &bdquo;Da war für die Ente wenig Zeit." Ersatzmotoren, Bleche und Kotflügel stapelten sich in der Garage, zwischen allem lag das Dauerprojekt im Dornröschenschlaf. &bdquo;Meine Frau sagte damals immer, wenn Gäste da waren: Mach nicht die Garage auf!", erinnert sich der Rentner. Ente ist ein echter Alltagsbegleiter &bdquo;2017 hat mein Sohn gefragt: Wann wird denn die Ente fertig", sagt Joost. Das habe ihm dann den nötigen Schub gegeben. Trotzdem dauerte es noch einmal fast fünf Jahre, bis das gute Stück bei der Dekra vorgeführt werden konnte und eine gute Bewertung bekam. Heute ist die Ente zur treuen Begleiterin geworden. &bdquo;Sie ist wirklich mein Alltagsfahrzeug", sagt der 66-Jährige. Und ein günstiges obendrein: Niedriger Verbrauch, günstige Teile, kaum Reparaturen – was kann man sich mehr wünschen. &bdquo;Ich fahre sie auch bei Schnee und Regen." Und weil die Zuladung bei einem 560-Kilo-Auto mehr als überschaubar ist, musste noch der passende rote Anhänger her. So kann Joost sogar größere Transporte bewerkstelligen. Nach vielen Jahren hat der Haller so das erreicht, worum es beim Oldtimerfahren wirklich gehen sollte: &bdquo;Ich freue mich jedes Mal, wenn ich in dieser Ente sitze. Und ich habe wirklich null Interesse, mit irgendeinem anderen Auto zu fahren." In loser Folge stellen wir Ihnen spannende Autos, interessante Menschen und die Geschichten vor, die sie verbinden. Egal ob Trabant oder Lamborghini, Baujahr 1922 oder 2022: Wenn Sie ein außergewöhnliches Fahrzeug Ihr Eigen nennen, freuen wir uns über eine E-Mail an jonas.damme@haller-kreisblatt.de.

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