Eine Expertin analysiert im TV den ungeklärten Mord an Nelli Graf

Halle. In Deutschland gibt es mehr als 1.000 ungeklärte Morde, einer von ihnen ist der an Nelli Graf. Zehn Jahre ist es am 14. Oktober her, dass die Ehefrau und Mutter dreier Kinder ihr Haus verließ und verschwand, zunächst scheinbar spurlos. Und dann brutal erstochen wurde. Ihre Leiche fand man erst viel später, am 9. Februar 2012 in einem Wäldchen im Haller Ortsteil Kölkebeck; einige Kilometer von ihrem Haus entfernt und ebenso auch vom Fundort ihres Fahrrades, mit dem sie zuletzt unterwegs war. Trotz umfangreicher und intensiver Ermittlungen, trotz Massen-Gentests, an denen sich mehr als 6.600 Männer aus der Umgebung beteiligten, trotz der Vorstellung des Falls in der ZDF-Sendung &bdquo;Aktenzeichen XY ... ungelöst" gibt es bis heute keine beweiskräftigen Hinweise darauf, wer für diese grausame Tat verantwortlich ist. Beim Landeskriminalamt wird der Fall Nelli Graf als Cold Case geführt. Und kommt jetzt erneut ins Fernsehen. &bdquo;Wir haben nicht den Anspruch, Fallanalysen anzustellen" Nun möchte die Kriminalpsychologin Lydia Benecke nicht den Anspruch erheben, den Mord in ihrer Sendung neu einzuordnen, ein Profiling durchzuführen oder gar eine eigene operative Fallanalyse anzustellen. &bdquo;Das machen allein die Ermittlungsbehörden", betont sie. Und eine Sprecherin des Senders ergänzt, dass man keinesfalls den Eindruck erwecken wolle, man könne womöglich die Arbeit von Mordkommission und Staatsanwaltschaft übernehmen. &bdquo;Nein, vielmehr betrachtet unsere Expertin Lydia Benecke Cold Cases wie diesen und erklärt, welche Tätertypen sich hinter den Taten verbergen und was sie zu ihren Verbrechen getrieben haben könnte." Bei &bdquo;Ungelöst und unvergessen", der Krimi-Doku auf Sat1 Gold, werden pro Folge jeweils drei Fälle vorgestellt. Der Beitrag über Nelli Graf läuft am Montag, 9. August, ab 22 Uhr und wird dann mit einer Vielzahl von dokumentarischen Bildern angereichert. Der Grund: Man könne auf das gesamte Archiv von ProSieben, Sat1 und N24-Nachrichten zugreifen und habe auch schon früher mit der Familie und dem Staatsanwalt gedreht und Suchaktionen begleitet. &bdquo;Daneben gibt es Reenactment-Bilder, die wir neu gedreht haben – also nachgestellte Szenen wie die Entführung. Und dann kommen eben noch Lydia Beneckes Einordnungen", erläutert die Sprecherin. Im Haller Kreisblatt über den Mord informiert Um sich ein Bild von den jeweiligen Fällen zu machen, bekommt Lydia Benecke im Vorhinein von den jeweiligen Redakteuren ein Konzept, in das zahlreiche Berichte eingeflossen sind. &bdquo;Eine große Rolle hat bei uns die Berichterstattung im Haller Kreisblatt gespielt, ebenso der Beitrag aus dem Crime-Magazin Spurensuche", erläutert die Sprecherin. In diesem Gemeinschaftsprodukt der Verlage Neue Westfälische, Mindener Tageblatt, Lippische Landeszeitung und Haller Kreisblatt wird der Fall noch einmal ausführlich beleuchtet. &bdquo;Aber Lydia recherchiert auch selbst noch einmal und spricht mit Experten." Lydia Benecke, die im November 1982 im polnischen Beuten geboren wurde, hat Psychologie, Psychopathologie und Forensik an der Ruhr-Universität Bochum studiert. Seit 2009 ist sie als Diplom-Psychologin mit Arbeitsschwerpunkt im Bereich der Gewalt- und Sexualstraftaten tätig. Die 38-Jährige arbeitet in einer Ambulanz für Sexualstraftäterinnen und -täter, die unter anderem wegen Kindesmissbrauchs, Kinderpornografie, Exhibitionismus, sexueller Nötigung, Vergewaltigung oder Tötung zur Befriedigung des Geschlechtstriebs verurteilt wurden, ebenso mit sexuell delinquenten Jugendlichen sowie in einer sozialtherapeutischen Anstalt mit männlichen Gewaltstraftätern. Diese wurden beispielsweise wegen unterschiedlich motivierter Tötungsdelikte oder anderer schwerer Gewaltstraftaten verurteilt. Als Autorin ebenso erfolgreich Als psychologische Expertin tritt sie seit 2009 in unterschiedlichen Fernsehsendungen auf, unter anderem bei TV total, stern TV, Explosiv – Das Magazin, Markus Lanz, Inka!, im Sat.1-Frühstücksfernsehen, bei XY-gelöst oder im ZDF-Dokumentarfilm &bdquo;Dracula lebt!". 2013 war sie in der Sat.1-Produktion &bdquo;Stalker – Auf frischer Tat ertappt" als Psychologin für die Einschätzung der Täter zuständig. Seit 2017 tritt sie regelmäßig in &bdquo;Aktenzeichen XY ... ungelöst" auf. Und Lydia Benecke wirkte bei &bdquo;Anwälte der Toten" und der Produktion &bdquo;Erbarmungslos" mit Stephan Harbort mit. Darüber hinaus arbeitet Lydia Benecke auch als Autorin. Sie verfasst Buchbeiträge, Artikel und kriminalpsychologische Bücher (&bdquo;Auf dünnem Eis. Die Psychologie des Bösen", &bdquo;Sadisten. Tödliche Liebe – Geschichten aus dem wahren Leben", &bdquo;Psychopathinnen. Die weibliche Psychologie des Bösen"). Zwischen 2010 und 2018 schrieb sie außerdem die psychologische Kolumne &bdquo;Psychokiste" in Deutschlands größter BDSM-Zeitschrift &bdquo;Schlagzeilen". Referentin und Beraterin für Ermittlungsbehörden Für unterschiedliche Buch- und Podcastprojekte erstellte sie unter anderem umfassende psychologische Profile des deutschen Serienmörders Karl Denke (im Buch &bdquo;Karl Denke – Der Kannibale von Münsterberg"), des kolumbianischen Serienmörders Luis Alfredo Garavito Cubillos (im Buch &bdquo;Aus der Dunkelkammer des Bösen"), des französischen Serienmörders Gilles de Rais (für die Sendung &bdquo;ZeitZeichen" des WDR), des &bdquo;Zodiac-Killers" (für den Hoaxilla-Podcast) und des unbekannten Mörders im &bdquo;Mordfall Hinterkaifeck" (ebenfalls für den Hoaxilla-Podcast). Und dann ist Lydia Benecke, die mit dem bekannten deutschen Kriminalbiologen Dr. Mark Benecke (&bdquo;Dr. Made") verheiratet war, auch noch selbstständige Referentin und Beraterin für Ermittlungsbehörden, Justizvollzugsanstalten, Bewährungshilfen, Psychiatrien und Privatpersonen – schwerpunktmäßig im Zusammenhang mit Kriminalfällen, speziell bei Sexual- und Tötungsdelikten. Was erwartet die Zuschauer? Im Vorfeld der Sendung möchte Lydia Benecke nicht zu viel preisgeben. Aber so viel: &bdquo;Der Täter hat dem Opfer Augen und Mund mit Panzerband verklebt. Das kann die Funktion haben, zu verhindern, dass die Frau schreit. Und die Augen verbindet er ihr, damit sie nicht sehen kann, wo er sich mit ihr hinbewegt und auch, was genau er mit ihr tut. Ein Ausdruck des Versuchs, maximale Kontrolle in der Situation auszuüben." Lesen Sie auch: Der leitende Ermittler Ralf Östermann blickt auf die Ermittlungen im Fall Nelli Graf zurück - ein Fall, der ihn nie losgelassen hat. .

Meistgelesen

Frauenmorde im Altkreis Halle: Diese Schicksale erschüttern die Region

Mordfälle Nelli Graf und Maria Kruse: Darum haben Ermittler wieder Hoffnung

Zwei Fälle aus NRW bei «Aktenzeichen XY... Ungelöst»

«Aktenzeichen XY»: Österreicher Peter Nidetzky gestorben

Weiter Wirbel um Tempo 30 in Halle: Bürgermeister will alten Beschluss kippen Vor zweieinhalb Jahren sprach man sich im Rat mehrheitlich gegen einen Rückbau der Einbauten aus. Nun aber verweist Tappe erneut auf die verpassten Rettungsziele der Feuerwehr.

Trauer um beliebten Pizzabäcker aus Halle: Er stirbt plötzlich mit 51 Jahren Juan Antonio Gianangeli war 15...