Alleestraße: Diese Lösung soll alle glücklich machen - kann das klappen?

Halle. Dr. Ralf Kaulen spricht schnell – und wenn er eine Maske trägt, dann ist er nur noch schwer zu verstehen. Über eine Stunde lang trug der Stadt-Verkehrsplaner am Dienstagabend im Haller Bau- und Verkehrsausschuss vor. Eine echte Prüfung für die Anwesenden. &bdquo;Wenn sie doch nur nicht so schnell sprechen würden", klagte Dieter Jung (Grüne), der ansonsten sehr angetan vom Vortrag war. Denn Ralf Kaulen stellte für den Ausbau der Alleestraße mit seiner Variante III einer Vorplanung eine Vision ganz nach dem Geschmack der Ausbaubefürworter vor. Schutzstreifen für Radfahrer sind das Charakteristikum dieser Planung. &bdquo;Die Variante trifft den Nerv dessen, was wir auf dieser Straße erreichen wollen", so Kaulen. Es sei auch sein bevorzugter Entwurf, räumte der Rheinländer aus Aachen ein. Variante III die Lösung für alle Probleme? Nach Tempo 30 und dem Radweg als den ersten beiden Varianten sei der Schutzstreifen nun die Lösung für alle Probleme, zeigte sich Kaulen überzeugt. In allen Details hatte der Planer zuvor die Entwicklung der Ausbauplanung seit dem ersten Beschluss in der Sache aus dem Jahre 2009 dargelegt. &bdquo;Wir beschäftigen uns schon lange mit der Straße", so der Aachener. Angesichts ihrer Bedeutung für Halle sei das auch angemessen. 3,2 Millionen Euro (&bdquo;Grobschätzung") soll der Ausbau nach Variante III kosten, und in erster Linie &bdquo;Gleichberechtigung aller Verkehrsteilnehmer herstellen". Dies sei mit den rund 1,50 Meter breiten Schutzstreifen an beiden Fahrbahnseiten für die Radfahrer gewährleistet, so Ralf Kaulen. Die Fußgänger kommen mit Gehwegen zu ihrem Recht und der Autoverkehr findet auf einer 6,50 Meter breiten Fahrbahn seinen Raum.19 Parkflächen weniger und 13 Bäume mehr 106 Parkplätze gibt es aktuell im Zuge der Alleestraße. Sollten in der Variante II noch 56 von ihnen wegfallen, weist die Variante III noch 87 und damit 19 Parkflächen weniger als zuvor aus. Der befürchtete Verlust von Parkflächen halte sich damit in Grenzen, meinte der Planer. Einen ökologischen Zugewinn sieht er bei den Bäumen. Ihre Zahl wächst von 89 auf 102. &bdquo;Damit kommen wir dem Allee-Charakter der Alleestraße etwas näher", erklärte der Planungsexperte. Regelrecht leidenschaftlich argumentierte er gegen alle Einwände, der künftige Zuschnitt der Straße könnte den Automobilverkehr beeinträchtigen. &bdquo;Die Radfahrer behindern den Straßenverkehr nicht, es ändert sich in Wirklichkeit nichts." Da Autofahrer bereits aktuell beim Überholen von Radfahrern einen gesetzlichen Mindestabstand von 1,50 Metern einhalten müssten, werde sich mit Schutzstreifen auf der Alleestraße an dieser Situation nichts verändern. Ebenso wenig soll sich für die Feuerwehr bei Einsatzfahrten etwas ändern. &bdquo;Es gibt null Zeitverlust durch den Ausbau", antwortete Ralf Kaulen auf eine Frage von Reinhard Stricker (CDU). Planer rechnet mit hohen Zuschüssen Paradiesische Zeiten verhieß der Planer der Stadt und den Anliegern bei den Baukosten. Die NRW-Landesregierung fördere den Radverkehr massiv und fülle die Fördertöpfe. Das gelte auch für den Bund. Er rechne deshalb bei dem Vorhaben mit Zuschüssen von 80 bis 95 Prozent. Auch die Anlieger dürften mit 50 Prozent Zuschüsse auf ihren Anteil rechnen. Jochen Stoppenbrink (Grüne) nannte die Planung &bdquo;hervorragend". Sie biete eine gute Perspektive für den Ausbau. Bürgermeister Thomas Tappe zeigte sich bezüglich der Zuschüsse skeptisch. &bdquo;Ich habe da schon zu viel erlebt", so der Verwaltungschef. Das Geld sei erst sicher, wenn ein Förderbescheid vorliege. Ralf Kaulen musste einräumen, dass einzelne Förderrichtlinien, auf die er sich bezogen hatte, erst noch in Kraft gesetzt werden müssten. Lesen Sie auch: Rat lässt nach hitziger Redeschlacht Bürgerbegehren zur Alleestraße zu Sehr lebhaft wurde es noch einmal am Ende der Debatte, als die Grünen beantragten, den Vortrag von Kaulen in einer Bürgerversammlung noch vor dem Bürgerentscheid präsentieren zu lassen. Die Entscheidung fiel trotzdem einstimmig dafür. Allerdings soll die Verwaltung mögliche Förderungen bis dahin so genau wie möglich abklären und ebenfalls vortragen. Lebensgefährlich oder eine ganz normale Straße Über die Gefährlichkeit der Alleestraße gingen die Meinungen am Dienstagabend im Haller Verkehrsausschuss weit auseinander. Während Planer Ralf Kaulen die Zustände dort als &bdquo;lebensgefährlich" überspitzte, kam Helmut Rose für die Anwohner zu einer anderen Einschätzung. &bdquo;Die Alleestraße ist aktuell nicht gefährlicher als andere Straßen in Halle." Grundlage der Diskussion war eine Unfallstatistik für die Alleestraße und südliche Bahnhofstraße von 2018 bis 2020. Für 2018 hatte die Kreispolizeibehörde Gütersloh 37 Unfälle gezählt. Ein Unfall fand mit Beteiligung von Radfahrern statt und ein Fußgänger wurde schwer verletzt. 2019 gab es 50 Unfälle. Fünf mit Beteiligung von Radfahrern und einen mit einem Fußgänger. Fünf Personen wurden dabei leicht verletzt. 2020 fanden schließlich 28 Unfälle statt. Zwei mit Radfahrern und einer mit einem Fußgänger. Hierbei gab es zwei leicht verletzte Personen. &bdquo;13 Unfälle mit Fußgängern und Radfahrern in drei Jahren markieren für mich keinen Unfallschwerpunkt", so Helmut Rose. Die Alleestraße sei nicht gefährlich. &bdquo;Die Straße ist gefährlich", hielt Dieter Jung dagegen. Es gebe im Zuge der Alleestraße zahlreiche Gefahrenstellen insbesondere für Radfahrer. &bdquo;Es werden weitere Unfälle passieren", so Jung. &bdquo;Mit dieser Argumentation können wir jede andere Straße in Halle umbauen", erklärte Harald Stützlein (FDP).

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