Warum Steinhagen dank einer kaputten Straße eine Hundewiese bekommen könnte

Steinhagen. Die Sanierung der Bielefelder Straße ist ein umstrittenes Thema. Seit vielen Jahren beschäftigt sie die Gemeinde. Nun kommt Bewegung in die Sache. Ein kurzer Abschnitt zwischen Bahntrasse und Autobahn hat bereits einen neuen Belag bekommen. Weitere Bereiche sind spätestens im kommenden Jahr dran. Im Bauausschuss des Gemeinderates ging es jetzt darum, wie die Bielefelder Straße innerorts künftig aussehen soll. Dabei gibt es widerstreitende Interessen: Einige Anwohner wünschen sich einen besseren Lärmschutz, andere Parkmöglichkeiten nahe der Haustür. Radler hoffen auf einen möglichst sicheren Radfahrstreifen, Autofahrer wünschen eine breite, schnelle Straße. Am Donnerstag sollte die Politik entscheiden, wie die Straße konkret gestaltet werden soll, damit die zuständige Behörde, Straßen.NRW, weiterplanen kann. Die Planer hatten vier Varianten vorgeschlagen: der komplette Verzicht auf Parkmöglichkeiten zum Vorteil der durchfahrenden Autos, ein Parkstreifen auf der südöstlichen Seite, einer auf der nordwestlichen Seite oder der Bau eines kompletten Parkplatzes am Meschers Hof nahe der A33-Auffahrt. Klar ist, so wie heute wird die Straße nicht mehr aussehen. Die bekannten Parkstreifen sollen verschwinden. Das ist bereits entschieden. Stattdessen wird ein Schutzstreifen für Radfahrer gebaut. Bauarbeiten an Steinhagens Verkehrs-Hauptschlagader Schon 2022 hatten Anwohner 153 Unterschriften gesammelt und gefordert, dass Parkplätze erhalten bleiben. Dabei gibt es aber ein Problem: Würde man nun – trotz Schutzstreifen – Parkplätze bauen, müsste man dafür die Grünstreifen zum Wohngebiet verkleinern. Je nach Straßenseite müssten mehr oder weniger Bäume gefällt werden. Vor allem auf der südlichen Seite wäre das &bdquo;schon ein erheblicher Eingriff in die Grünfläche“, erläuterte Thomas Goldbeck vom Ingenieurbüro Plan.B, der das Projekt für das Rathaus begleitet. Eine Tatsache, gegen die sich Politiker – allen voran die Grünen – aber auch in den Ratsaal gekommene Anwohner aussprachen. Lesen Sie auch: Tempo 30 auf der Bielefelder Straße? Entsprechend interessant schien die vierte Variante, ein Parkplatz am Meschers Hof. Die dortigen Wiesen hatte Straßen.NRW gekauft und zur Ausgleichsfläche für den ökologischen Schaden der neuen Autobahn gemacht. Die Gemeinde könnte die Wiesen kaufen, so viel ist schon geklärt. Dort könnte entweder ein kompletter Parkplatz mit 23 Stellplätzen entstehen oder eine Reihe sogenannter Senkrechtstellplätze, direkt an der bisherigen Straße Meschers Hof. So könnte aus Sicht der Verwaltung die Parknot behoben werden. Nebenbei entstünde ein autobahnnaher Treffpunkt, der als Pendlerparkplatz genutzt werden könnte. Die CDU hatte so einen Park-and-Ride-Platz schon einmal ins Gespräch gebracht. Ob dafür in Steinhagen großer Bedarf besteht, wurde bisher nicht geklärt. Parkmöglichkeiten an der Bielefelder Straße in Steinhagen streichen Außerdem wäre die große Grünfläche ein geeigneter Ort für eine Hundewiese, wie sie in Steinhagen schon seit Jahren immer wieder gefordert wird, erläuterte Thomas Goldbeck. Den &bdquo;langjährigen Wunsch vieler Hundebesitzer“ zu erfüllen, wünschte sich Ratsmitglied Hildegard Fuest und betonte, ihre SPD würde diese Idee unterstützen. Ähnlich sehen es die anderen Parteien. Zwischen Autobahn und Meschers Hof stehen rund 9.000 Quadratmeter zur Verfügung. Würden aus der ökologischen Ausgleichsfläche ein Parkplatz und eine Hundewiese, müsste Steinhagen rund 20.000 sogenannte Biowertpunkte an anderer Stelle ausgleichen. Mehrere dort wohnende Ausschussgäste widersprachen dem Plan; einer der Unterschriftensammler, weil der neue Parkplatz zu weit von seinem Haus entfernt sei, eine andere aus Tierschutz-Perspektive. So eine extra geschaffene Naturschutzfläche wieder aufzugeben, sei kontraproduktiv. &bdquo;Dort haben sich planungsrelevante Arten vermehrt. Mehrere Fledermausarten finden Nahrung. Eine Hundewiese ist kein extensives Grünland, Umweltverbände haben ein Klagerecht“, so Sabine Wienströer vom &bdquo;Verein zur Förderung der Umwelt- und Lebensqualität in Steinhagen“. Mehr zum Thema: Straßensanierung in Steinhagen überzeugt nicht CDU-Ratsherr Dirk Lehmann, der ebenfalls als Anwohner im Ausschuss zu Gast war, brachte ein pragmatischeres Argument gegen den Parkplatz auf. Der könne noch mehr &bdquo;Wildpinkler“ anlocken, als es die Autobahnabfahrt bereits jetzt tue: &bdquo;Die Leute kommen von der Autobahn und verrichten dort ihre Notdurft. Das ist schon jetzt ein Parkplatz. Der Wald müsste eingezäunt werden, sonst ist das wirklich nicht schön für die Anwohner.“ Spielwiese für Hunde in Steinhagen könnte endlich kommen Angesichts der vielen widerstrebenden Interessen war es keine leichte Aufgabe für den Bauausschuss, eine Entscheidung zu treffen. Die ist aber notwendig, damit die Sanierung der Bielefelder Straße weitergehen kann. Die CDU sprach sich am Ende dafür aus, einen Parkstreifen an der Südost-Seite der Bielefelder Straße bauen zu lassen, fand aber keine Mehrheit. Somit wird es künftig keine Parkmöglichkeiten direkt an der Bielefelder Straße zwischen Autobahn und Rathaus geben. Dem Plan, am Meschers Hof Parkplätze und – wenn möglich – eine Hundewiese zu schaffen, konnten sich alle Parteien anschließen. Er wird weiterverfolgt. Schließlich machte die Bürgermeisterin noch eine Ankündigung, die auch die teils frustrierten Anwohner im Ratssaal gefreut haben dürfte. &bdquo;Wir hatten beantragt, dass auf der Bielefelder Straße nachts Tempo 30 gelten soll. Das geht in die Prüfung“, sagt Sarah Süß. Man warte nun auf die entsprechende Nachricht des Kreises Gütersloh.

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