Halle. „Wir sind damit sicherlich noch drei Wochen beschäftigt“, sagt Christian Marschner. Im Zimmerei- und Dachdeckerbetrieb seiner Eltern seien in den vergangenen Tagen rund 100 Anrufe eingegangen. Immer wieder meldeten sich besorgte Haller, denen der Schnee zentimeterhoch unters Dach geweht wurde und bei denen nun die Feuchtigkeit durch die Wände komme.
„Der Wind hat den Schnee in sämtliche Ritzen geweht. Sogar unter Bleche von Dachfenstern oder in das Innere von Rollladenkästen“, sagt Marschner. Er mache den Job schon seit 23 Jahren, aber eine derartige Situation habe er noch nicht erlebt. Er habe Anrufe von Menschen erhalten, die verzweifelt und den Tränen nahe gewesen seien. „Ein Kunde erzählte mir, dass er so viel Schnee von seinem Dachboden geholt hat, wie in zwei Badewannen passen“, sagt Marschner.
Das Problem sei insbesondere bei älteren Immobilien aufgetreten. „Dort fehlen oftmals die Unterspannbahnen, die solch eine Feuchtigkeit abhalten würden“, erklärt Marschner. Aber auch bei neueren Häusern könnten Risse in der Bahn zu ärgerlichen Schäden geführt haben.
Nachschauen ist Pflicht, vielleicht hat an Glück
Gerade nach dem Tauwetter der vergangenen Tage sei die Feuchtigkeit in die Wände gezogen und viele Schäden seien jetzt erst sichtbar. „Man sollte auf jeden Fall nachschauen, wie extrem es ist“, rät der Fachmann. Nicht immer sei eine teure Reparatur notwendig, manchmal reiche es auch, die betroffenen Stellen trocknen zu lassen.
Das dürfte einige Hausbesitzer beruhigen, denn viele machen sich derzeit Sorgen darüber, dass sie die Kosten selbst tragen müssen. In der Tat scheint eine Gebäudeversicherung in diesem Fall nicht zu greifen. „Wenn sich aufgrund eines Sturms ein Dachziegel gelöst hätte und sich dadurch Schnee unter dem Dach angesammelt hätte, wäre es ein Fall für die Versicherung“, erklärt Nick Rupprecht von der Haller Allianz-Generalvertretung. Sturm bedeutet jedoch im Versicherungsjargon jedoch Windstärke 8, also stürmischer Wind mit einer Geschwindigkeit zwischen 62 und 74 Stundenkilometer. Dieser wurde jedoch nicht erreicht, Wetteraufzeichnungen zeigen, dass der Wind am schneereichen Wochenende von knapp zwei Wochen wohl lediglich mit 30 Stundenkilometer unterwegs gewesen ist. Rupprecht bestätigt, dass es in den vergangenen Tagen viele Anfragen von Kunden gegeben habe.
Bleibt die Frage, ob man seine Gebäudeversicherung so aufstocken kann, dass zukünftige Schneefälle einen kalt ließen. „Leider gibt es für solche Fälle keine Versicherung“, sagt Rupprecht. Somit bleibt nur die Hoffnung, dass derartige Wetterphänomene auch zukünftig Seltenheitswert haben.