Halle. „Alternativ können Sie jedem Besucher, der ins Freibad will, 20 Euro in die Hand drücken, damit er in die Nachbarschaft fährt." Mit hohem Unterhaltungswert und klaren Worten stellte Dietmar Altenburg am Mittwochabend seine Machbarkeitsstudie für die Schaffung einer Haller Bademöglichkeit unter freiem Himmel im Haupt- und Finanzausschuss vor.
Der geschäftsführende Gesellschafter der Altenburg Unternehmensberatung, die schon den Neubau des Lindenbades begleitet hatte und zu den bundesweiten Bäder-Spezialisten gehört, ließ keinen Zweifel daran, dass Halle aus seiner Sicht auf ein eigenes Freibad verzichten könne. Laut Altenburg gäbe es im Umkreis von 20 Kilometern 16 Möglichkeiten, unter freiem Himmel baden zu gehen. Der Fachmann sagte aber auch, dass es für die Menschen in der Lindenstadt natürlich schön wäre, ein fußläufig erreichbares Freibad zu haben: „Machen Sie das, wenn Sie sich das leisten können."
Eigenes Freibad generiert keine zusätzlichen Gäste
Zuvor hatte der Unternehmensberater mehrfach erklärt, dass Halle durch den Bau eines eigenen Freibades keine zusätzlichen Gäste generieren würde, sondern die potenziellen Besucher von anderen Bädern abgezogen und dort in der Folge fehlen würden. Sollte es aber den politischen Willen geben, ein Freibad zu bauen, dann komme als Standort nur das Gelände des Lindenbades infrage. Laut Altenburg ließen sich dort Synergien hinsichtlich der Organisation des Betriebes sowie durch die vorhandene Infrastruktur nutzen. Zudem sei die Kombination von Frei- und Hallenbad bei wechselnden Witterungsverhältnissen optimal.
Für den Bau eines solarbeheizten, 350 Quadratmeter großes Freibadbeckens, eines beschatteten Kleinkinderbereichs, eines Übergangsbereichs, zusätzlicher Sanitär- und Umkleidekapazitäten sowie zwei neuer Kassenautomaten und der Einrichtung einer gastronomischen Grundversorgung müsse man laut Altenburg mit Nettobaukosten in Höhe von zirka drei Millionen Euro rechnen. Für den Betrieb des Kombibades würden rund 70.000 Euro mehr an jährlichen Personalkosten sowie zusätzliche Reinigungskosten anfallen. Das jährliche Defizit für den Betrieb eines Freibades bezifferte Altenburg in Summe auf 350.000 Euro. Da das Hallenbad aktuell von der Stadt mit 1,07 Millionen Euro bezuschusst wird, würde sich das Gesamtdefizit für beide Bäder auf 1.425.558 Euro summieren.
Wenn ein neues Freibad gebaut wird, dann nur am Lindenbad
Der Errichtung eines Freibades an einem anderen Standort wie zum Beispiel an der Brandheide erteilte der Unternehmensberater eine klare Absage. Dort müsse man für eine komplett neue Infrastruktur sorgen und es gäbe keinerlei Synergien mit dem Lindenbad: „Verabschieden Sie sich von einem Freibad an der Brandheide oder einem anderen Standort und auch von einem Naturbad."
Altenburg warnte ausdrücklich vor einem Badesee in städtischer Trägerschaft, wie er in Sandforth angedacht ist. Aus Sicht des Bäderspezialisten sei dort nur ein privater Betrieb sinnvoll, in dem gleichzeitig weitere Freizeitangebote und Übernachtungsmöglichkeiten integriert würden: „Wenn so ein Badesee eine Existenzgrundlage hat, dann findet sich auch ein privater Betreiber – es muss nicht alles in der Hand einer Kommune liegen." Nach Angaben von Bürgermeisterin Anne Rodenbrock-Wesselmann habe die Eigentümergemeinschaft des Sandforther Sees in einer E-Mail an Bauamtsleiter Jürgen Keil erklärt, die Errichtung eines Badesees positiv zu sehen. Laut Rodenbrock-Wesselmann gäbe es aber noch viele offene Fragen.
In den kommenden Wochen werden die Ausführungen des Bäderspezialisten nun für Diskussionen in den Fraktionen und in der Verwaltung sorgen. Die Bürgermeisterin: „Wir müssen das sacken lassen." Eindeutig war Mittwochabend nur die Haltung der UWG, die sich in ihrer bisherigen Einschätzung bestätigt sieht und den Bau eines neuen Freibades mit Blick auf das Angebot in den Nachbarkommunen nach wie vor ablehnt.
Umbau zum Gartenhallenbad
Verwundert zeigte sich Dietmar Altenburg, dass beim Neubau des Lindenbades sein Vorschlag für ein Gartenhallenbad mit komplett zu öffnender Fensterfront keine Berücksichtigung gefunden hatte. Im Zuge der Planungen war offensichtlich von der TWO die Entscheidung für ein geschlossenes Hallenbad gefallen. Mittwochabend brachte die grüne Bürgermeisterkandidatin Kirsten Witte den Gedanken noch einmal ins Spiel und erkundigte sich nach den Umbaukosten. Altenburg erklärte, die würden sich auf einen sechsstelligen Betrag belaufen.

