Halle. Fotos, Punkte, Fahrverbote: Die Folgen des Blitzers Nico stören derzeit die Ruhe des Amtsgerichtes Halle wie ein Schwarm lästiger Fliegen: Statt im Durchschnitt pro Jahr 200 Einsprüche, musste die Justizbehörde 2019 bisher fast 900 entsprechende Verfahren verhandeln – knapp 350 Prozent mehr als sonst üblich.
Nico hielt seit dem 21. Dezember 2018 auf der Westumgehung pro Tag im Schnitt 130 Tempoverstöße fest – auf einer Bundesstraße, die wegen ihrer Ausbaubreite viele Fahrer offenbar zum Gasgeben verleitete. Mit zeitlicher Verzögerung prasselten sechs Monate später Einsprüche gegen die Bußgeld- und Fahrverbotsbescheide auf das Amtsgericht nieder. Ina Lehmann-Schön, Richterin und Direktorin des Gerichtes, teilt mit, dass nicht nur die Zahl der Einsprüche seit Juni stark gestiegen sei, sondern ihre Behörde zudem mit Personalnot zu kämpfen habe. Dennoch werde jeder Fall einzeln geprüft. Messfehler oder unzumutbare Härte bei drohendem Führerscheinentzug machen die Geblitzten dabei häufig geltend. Die Chance auf Einstellung des Verfahrens ist jedoch meistens gering.
Ein geringer Trost für die Fahrer: Seit dem Lückenschluss der A 33 gilt auf der Westumgehung wieder Tempo 70 statt 50, und Nico ist abgebaut worden.