Halle. Die Hoffnung, dass die Einschnitte beim insolventen Modekonzern Gerry Weber mit dem Abbau von 145 Stellen am Stammsitz in Halle und gut 300 Arbeitsplätzen in den Filialen abgeschlossen sein könnten, hat sich nicht erfüllt. Erst jüngst verkündete das Unternehmen, dass in Halle weitere 37 Stellen wegfallen (das HK berichtete).
Damit haben sich die Befürchtungen bewahrheitet, dass auf den Einstieg der beiden Investoren Robus Capital Management Ltd und Whitebox Advisors LLP ein weiterer Jobabbau folgt. Denn nach HK-Informationen kamen die Anregungen zu den jüngsten Streichungen von den neuen Eigentümern. Betroffen sind hierbei vor allem Stellen, die mit dem Ladenbau zu tun haben: etwa Architekten oder Mitarbeiter, die sich mit Vertragsmanagement beschäftigen. Mit Blick auf ein ausgedünntes Filialnetz hätten hier Überkapazitäten bestanden.
Entlassungen schon umgesetzt
Die Trennungen von den betroffenen Mitarbeitern sind zum Teil schon umgesetzt – dort, wo es für sie keine Arbeit mehr gab. In anderen Fällen sind sie noch bis zum Ende der Kündigungsfrist im Unternehmen. Morgen, am 1. November, nimmt die mittlerweile fünfte Transfergesellschaft im Zuge der aktuellen Sanierung ihre Arbeit auf. Sie steht den 37 zuletzt Gekündigten offen. Aus Unternehmenskreisen war zu erfahren, dass sich bislang gut ein Drittel der Betroffenen dazu entschlossen hat, in die Gesellschaft zu wechseln.
Das wird mit einer Einstiegsprämie in Höhe von 1.300 Euro brutto belohnt. Während der maximal dreimonatigen Kündigungsfrist erhalten die Mitarbeiter das Transferkurzarbeitergeld etwa in Höhe des Arbeitslosengeldes von der Agentur für Arbeit. Bis maximal sechs Monate nach der Kündigung stockt die Gerry Weber AG den dann gesunkenen Satz um zehn Prozent auf.
Maximal ein halbes Jahr wird auch die Transfergesellschaft bestehen, Betriebsrat und Agentur für Arbeit hoffen auf eine Vermittlungsquote von bis zu 75 Prozent. Wer schnell aussteigt, bekommt das mit einer »Sprinterprämie« von 600 Euro je Monat, den er die Gesellschaft früher verlässt, versüßt.
Dass konsequenter gespart werden muss, ist nach HK-Informationen in der Belegschaft Konsens. Allerdings gibt es Befürchtungen, dass der fortlaufende Personalabbau an der Leistungsfähigkeit des Konzerns kratzt. Um die jüngsten Entlassungen wurde zwischen Betriebsrat und Unternehmen erbittert gerungen.
Immerhin gibt es für die 600 verbliebenen Mitarbeiter am Stammsitz auch gute Nachrichten: Sie werden zum 1. Dezember die erste Stufe der verzögerten tariflichen Lohnerhöhung von 4,6 Prozent ausbezahlt bekommen. Zeitgleich mit der Insolvenzprämie in Höhe von 50 Prozent des Anspruchs auf Jahressonderzahlung.