Wenn der Kollege plötzlich stirbt: Hilfe aus Borgholzhausen für Unternehmen

Borgholzhausen. Karl (Name von der Redaktion geändert) war an diesem Morgen nicht zur Arbeit erschienen. Er hatte sich nicht einfach nur verspätet, nein, er kam gar nicht. Karl hatte an dem Tag seine Motorradkluft angezogen und war wie so oft morgens, als die Sonne schien, mit seiner Maschine zur Firma aufgebrochen. Unterwegs geriet Karl in einen Unfall. Der endete für ihn tödlich. In der Firma bemerkten die Kollegen zunächst Karls Verspätung. Sie forschten nach, erhielten aber keine Antworten auf Telefonanrufe, Chat-Nachrichten oder Mails. Einige Zeit später traf sie die Nachricht von dem Unfall und dem Tod des Kollegen ins Mark. &bdquo;Tod und Trauer machen auch vor der Arbeitswelt nicht Halt“, sagt Monika Riepe von der Hospizgruppe Borgholzhausen. Sie zählt auf: &bdquo;Eine Kollegin ist unheilbar krank, ein Kollege hat einen tödlichen Verkehrsunfall, der Ehemann einer Mitarbeiterin oder enge Familienmitglieder sterben, ein Mitarbeiter begeht Suizid. Dies sind Situationen, in denen die Welt aus den Fugen geraten kann und sich Trauer mit der Arbeitswelt vermischt.“ Professionelle Hilfe von der Hospizgruppe Borgholzhausen Für solche Ausnahmesituationen bietet die Hospizgruppe Borgholzhausen, in Person von Monika Riepe und Ingrid Stolte, den Kurs &bdquo;Trauer im Betrieb“ an. Professionelle Hilfe. Diese soll die Unternehmen befähigen, Zeit und Raum für Krisenbewältigung zu installieren, wo Betroffene offen über die Auswirkungen von belastenden Verlusten sprechen können. Die Bandbreite der Symptome ist genauso groß wie die der Probleme. Wie kommuniziere ich den Tod eines Mitarbeiters im Unternehmen? Rufe ich alle Kollegen persönlich an? Schreibe ich eine E-Mail oder veröffentliche ich eine Nachricht im Intranet? Und: Wie gedenke ich dem Toten? Stellt man ein Bild von ihm auf? Legt man eine Blume an seinem Arbeitsplatz nieder? Zündet man eine Kerze am Schreibtisch an? Hält man eine Andacht ab? Wertheraner hilft Eltern beim Freitod: Gericht verurteilt den 60-Jährigen &bdquo;Ganz wichtig“, betont Ingrid Stolte: &bdquo;Man sollte nicht einfach nur eine Checkliste abarbeiten. Die Trauer sollte auf keinen Fall zu einer bloßen Angelegenheit verkommen, der Mensch sollte immer im Vordergrund stehen.“ Probleme wie Depressionen, Ängste oder Schlafstörungen In einem Fall erlebte Ingrid Stolte, wie sich die Arbeitskollegen unbedingt persönlich treffen wollten, als sie von dem Tod einer Kollegin erfahren hatten. &bdquo;Da wurde fix etwas organisiert und in der Gruppe die Trauer bewältigt“, erinnert sich die Diplom-Sozialpädagogin: &bdquo;Am Ende sogar mit einem Gläschen Prosecco - dem Lieblingsgetränk der Verstorbenen.“ Alles sei erlaubt, sagt Ingrid Stolte. Sie rät: &bdquo;Die Trauernden sollten stets schauen, was in der Situation zu mir passt und was ihnen guttut.“ Auch interessant: Junge Frau (28) hilft in Borgholzhausen todkranken Menschen und deren Familien Wenn ein Kollege beispielsweise ein komisches Gefühl habe, die verbliebenen persönlichen Sachen des Toten, wie etwa ein paar handschriftliche Notizen oder eine Lesebrille, aus dem Rollcontainer zu holen und sie der Familie zu übergeben, warum mache man daraus nicht ein kleines Event im Kollegenkreis. Bestelle möglicherweise Kuchen, räume den Container zusammen aus und übergebe die Sachen im Team an die Familie. Wichtig sei eine gute Kommunikation. &bdquo;Ein offener Umgang mit den Themen Sterben, Tod, Trauer und Trösten wirkt sich positiv auf das Betriebsklima und somit auch auf die Motivation und Zufriedenheit der Betriebsangehörigen aus. Unternehmen, die sich frühzeitig auf solche schweren Situationen vorbereiten, können längere Arbeitsausfälle vermeiden“, sagt Monika Riepe. Zum Thema: Wie man beim Sterben helfen kann: Einblick in Letzte-Hilfe-Kurs in Werther Das Verschweigen von Belastungen und nicht bewältigte Trauer könnten schwerwiegende Probleme wie Depressionen, Ängste oder Schlafstörungen hervorrufen. Das berge große Gefahren. Riepe: &bdquo;Man stelle sich bloß mal einen depressiven Berufskraftfahrer auf der Autobahn vor.“ Besonderes Angebot aus Borgholzhausen: &bdquo;Trauer im Betrieb“ Sieh dir diesen Beitrag auf Instagram an Ein Beitrag geteilt von Dirk Speckmann (@dirk_speckmann) Im Optimalfall gibt es nach dem Kurs &bdquo;Trauer im Betrieb“ im Unternehmen Hilfe zur Selbsthilfe. &bdquo;Die Firma kann sich dann ein bisschen mehr selber helfen als vorher“, erläutert Monika Riepe. Denn die beiden Pädagoginnen streben an, dass es im Unternehmen fortan eine Art &bdquo;Trauerbeauftragten“ oder &bdquo;Ersthelfer“ gibt, der betriebsintern bei Trauerfällen unterstützen kann. &bdquo;Die Leute aus den eigenen Reihen wissen immer besser, wo bei den Kollegen der Schuh drückt“, so Riepe: &bdquo;Sie können dann auf dem kurzen Dienstweg mal vorbeischauen und ihre Hilfe anbieten.“ Im Fall von Karl nahmen ein paar Kollegen an dem Kurs der Borgholzhausener Hospizgruppe teil. Sie bewältigten ihre Trauer an zwei Seminartagen - gemeinsam, im Dialog. Die Hospizgruppe Borgholzhausen ist in der Tanfanastraße 2 in Borgholzhausen zu erreichen: Tel.: 05425/955199 oder per Mail: info@hospizgruppe-borgholzhausen.de. Aktuelle News bekommen Sie täglich über den WhatsApp-Kanal des HK

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