Borgholzhausener Ehepaar ist verliebt in 200 Jahre altes Fachwerkhaus

Borgholzhausen. Es ist ein anderes Wohnen, das merkt der Gast sofort, wenn er das Fachwerkhaus von Gerhard Genau und Johanna Kißler an der Gartenstraße betritt. Wer hereinkommt, sitzt gleich in der imposanten Diele mit vier Meter hoher Decke. Das Ehepaar weiß eine Menge zu erzählen über die Historie und das Besondere der Immobilie, die im Juli 200 Jahre alt wurde und an der &bdquo;fast ganz Borgholzhausen vorbeigeht“. Kißler und Genau leben im alten Kötterhaus. Hier hatten die Knechte des ehemaligen Hofes Mönter ihr Domizil. Das eigentliche Haupthaus stand nebenan; dort, wo heute Tierarzt Felix Bathe seine Praxis betreibt. Oben im Kötterhaus war der Stauraum für das Stroh. Das Gesinde schlief in kleinen Kriechkammern, während unten Vieh stand. Gerhard Genau betritt einen Nebenraum. &bdquo;Hier war die originale Feuerstelle“, sagt der Eigentümer. Darüber befand sich der &bdquo;Westfälische Himmel“. Wer nicht weiß, was das ist: Hier handelt es sich um hoch an der Decke hängende Holzstangen, an denen Würste und Schinken geräuchert wurden. Unten stand das Fettnäpfchen, in das man hier wortwörtlich treten konnte. Die Decken sind wegen der Räucherung auch heute noch schwarz. Besondere Borgholzhausener Immobilie steht auf der Denkmal-Liste Die Inschrift auf dem Balken am Haus kündet davon, dass es am 14. Juli 1825 als Nachfolgebau eines verfallenen Gebäudes errichtet wurde. Der Baumeister war der Zimmermann H. Doht. 1988 wurde das Haus generalsaniert. 2012 kauften Johanna Kißler und Gerhard Genau das Fachwerkhaus. Sie ließen eine Doppelverglasung an neun Fenstern installieren, auch Parkett ließen sie verlegen. Alles gemäß dem Denkmalschutz, denn seit dem November 1985 ist das &bdquo;Fachwerk-Ackerbürgerhaus Rosendahl“ – so der offizielle Name – eines von aktuell 54 Gebäuden auf der Denkmalliste der Stadt Borgholzhausen. Immobilien in Borgholzhausen: Das wurde aus drei ungewöhnlichen Gebäuden &bdquo;Die Fachung ist komplett rausgekommen“, erklärt Gerhard Genau. Es gebe also keine Fachung mehr mit Weidengeflecht und Lehm, wie sie früher einmal vorherrschte. Heute befinden sich an diesen Stellen Ytongsteine, die das alte Haus erstaunlich gut isolieren. Beim Gespräch ist es trotz der draußen herrschenden sommerlichen Hitze im Raum angenehm kühl. Zum Teil hat das Ehepaar aber auch die historischen Fenster im Kastensystem gelassen. &bdquo;Damit das Haus atmen kann“, erklärt Genau. &bdquo;Die Fenster gehen nach außen auf“, sagt Johanna Kißler. Dadurch dichten sie bei Wind das Haus ab. Wenn etwas am Haus gemacht wird, müssen Genau und Kißler die Auflagen für den Denkmalschutz einhalten. &bdquo;Ob man aber etwas macht, ist egal“, sagt Kißler. Eigentümer hat sich in Borgholzhausener Immobilie sofort verliebt Circa 600 Quadratmeter ist das umgebende ursprüngliche Grundstück groß. Das Ehepaar hat unlängst noch einmal ein anliegendes Grundstück in ähnlicher Größe dazugekauft. &bdquo;Damit ist die unmittelbare Umgebung des Fachwerkhauses gesichert“, sagt Gerhard Genau. Von der Bauart handelt es sich um ein Dreiständerhaus, unsymmetrisch mit der Abschleppung nach Westen. Das ist ein seltener Bautyp. Der Normalfall sei eher die Vierständerbauweise mit vier Hauptträgern. &bdquo;Da ist den Leuten, die das Haus gebaut haben, wohl irgendwann das Geld ausgegangen“, sagt Johanna Kißler und lacht. Dreisparrendruck in Borgholzhausen: Käufer gefunden &bdquo;Ich habe mich sofort in dieses Haus verliebt“, schwärmt Gerhard Genau. Das mag mit seinem ersten Beruf zu tun haben, denn Genau ist Ingenieur für Holztechnik. &bdquo;Meine Familie kommt aus Duderstadt, da stehen 600 Fachwerkhäuser.“ Johanna Kißler wurde nach eigenem Bekunden &bdquo;mit der Nähe des Freibads“ überzeugt. &bdquo;Wir hatten überlegt, am Rand von Bielefeld zu wohnen. Und dann kam er mit diesem Prachtstück, das er gerne haben wollte“, erinnert sich Kißler. Familie feiert 200. Geburtstag des Borgholzhausener Fachwerkhauses Es gab früher auch einen Kriechkeller, der mittlerweile abgedichtet sei. Angeblich, so Gerhard Genau, habe es in der Küche auch einst einen Brunnen gegeben. Ganz sicher befindet sich auf dem Grundstück eine heute noch aktive Quelle, die das Ehepaar beim Gang draußen noch zeigen wird. &bdquo;Die war auch der Grund dafür, dass man vor 333 Jahren den Mönters Hof hier angesiedelt hat. Das war natürlich praktisch, wenn man eine Quelle direkt an der Bauerschaft hatte“, sagt Genau. Gerhard Genau hat inzwischen ein rund 17 Jahre altes Foto geholt. Ein alter Birnenbaum ist darauf abgebildet, der mittlerweile gefällt wurde. An seiner Stelle steht jetzt ein Kirschbaum. Auf einem ganz alten Bild von der Jahrhundertwende (19. auf 20. Jahrhundert) sieht man noch die Holzverschalung am Tor. Der erwähnte Birnenbaum ist zu diesem Zeitpunkt noch recht klein. Zum 200. Geburtstag des Hauses gab es unlängst ein Familienfest an der Gartenstraße. &bdquo;Ansonsten müssen wir ja wieder 100 Jahre warten“, sagt Gerhard Genau lachend. Teile des Hauses, etwa ein Balken in der alten Räucherkammer, seien sogar noch älter, nämlich bis zu 400 Jahre alt. Im Laufe seiner Geschichte stand einmal in der Diskussion, das Anwesen an der Gartenstraße zum Heimathaus umzufunktionieren. Wegen polizeilicher Auflagen klappte das aber nicht. Geweih macht Borgholzhausener Fachwerkhaus zum &bdquo;Jagdschloss“ Was die Einrichtung betrifft: Gerhard Genau ist ein Freund antiquarischer Dinge, wie er sagt. &bdquo;Meine Frau neigt eher zu Pop-Art und Modernität“, und Johanna Kißler nickt. Den Kompromiss haben die beiden hinbekommen. &bdquo;Meine Frau hat die Hoheit über die Diele“, sagt Genau. Ein modernes Sofa und ein Pop-Art-Sessel stehen dort. Gerhard Genau präsentiert dagegen klassizistische Stühle. &bdquo;Irgendwie muss man sich einigen“, sagt Johanna Kißler. Ihr Argument: Die Wände sind ja schon historisch. &bdquo;Wenn ich dann noch alte Möbel reinpacke, wird es zu viel.“ Gerhard Genau sagt zu seinen Bekannten übrigens nicht, dass er im Rosendahl’schen Haus wohnt – der Name, unter dem das Gebäude in Borgholzhausen bekannt ist. &bdquo;Ich sage immer, wir wohnen im Jagdschloss.“ Grund ist das Geweih eines 14-Enders aus dem Schloss Harkotten in Sassenberg. &bdquo;Das macht das Haus dann zum Jagdschloss“, frotzelt seine Frau. Das Ehepaar präsentiert auch den Außenbereich mit Garten und Terrassen. Vor dem großen Dielentor ist ein Haken angebracht. &bdquo;Wofür der da war, weiß ich nicht“, sagt Gerhard Genau. Möglicherweise sei früher hier Wild aufgehängt worden. Auf dem Dach findet sich wieder Pop-Art. Ein Schimpanse à la Banksy lässt seinen Blick Richtung Rathaus schweifen. Quelle sprudelt im Garten des Borgholzhausener Fachwerkhauses Am Ende gibt es nach Klassizismus und Pop-Art die Chance auf ein impressionistisches Bild. &bdquo;Es ist zwar kein Seerosenteich, aber eine Quelle“, sagt Gerhard Genau und führt den Gast zu besagtem Brunnen. Das Wasser steigt auf, eine Wasserpflanze wiegt sich im Strom. &bdquo;Ich gehe davon aus, dass Sie das Wasser trinken können“, sagt Gerhard Genau. Ganz so, wie es die ersten Besitzer im Juli 1825 wohl auch taten. Aktuelle Nachrichten bekommen Sie täglich über den WhatsApp-Kanal des HK

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