
Borgholzhausen. Jürgen Upmeyer empfängt den Gast in Sichtweite der Hofstelle Doht an der ehemaligen B68. Geht man die vormalige Bundesstraße ein Stück zurück in Richtung Halle, hat man einen guten Blick auf den Bergfried der Burg, der mit flatternder Sparrenflagge über den Kamm des Teutoburger Waldes ragt. Upmeyer ist Vorstandsvorsitzender der Stiftung Burg Ravensberg, die sich um das Wahrzeichen kümmert. Zudem ist er Anwohner. Und er hat Gesprächsbedarf.
Geht es nach den Plänen von Hofstellen-Eigentümer Arnd Ruschhaupt, soll auf der zum Hof gehörenden Ackerfläche zwischen den Hausnummern An der Bundesstraße 18 (Doht) und 20 künftig ein Blockheizkraftwerk (BHKW) samt hohem Warmwasserspeicher entstehen. Umliegende Haushalte in Holtfeld sollen mit seiner Hilfe mit Wärme versorgt werden. Das Thema stand Anfang April auch auf der Tagesordnung des Fachausschusses im Piumer Rathaus.

Jürgen Upmeyer bezeichnet das Projekt als „völlig überdimensioniertes Vorhaben“, das die Menschen umtreibe – auch wegen der möglichen Lärmbelastung, die von dem BHKW ausgehe. In diesem Punkt spricht er als Anwohner, wie er sagt. Weiterer Kritikpunkt: „Es ist ein privates Projekt, das über eine bloße Interessenabfrage bei den Eigentümern in der Siedlung bislang nicht hinausgekommen ist“, sagt Upmeyer. Eine städtische Wärmeplanung stehe nicht dahinter. Für Upmeyer ist zudem vollkommen schleierhaft, „wie die Führung der Zu- und Ableitungen zum BHKW erfolgen soll“.
Vorstandsvorsitzender sieht Anschlag auf Borgholzhausener Kulturlandschaft
Eine weitere Schwäche aus Sicht des Anwohners: Eine Ferngasleitung verläuft unter dem Acker. Vier Meter links und rechts der Trasse sei deshalb ein Bau untersagt. Die auffälligen gelb-roten Stelen markieren den Verlauf an der ehemaligen B68.
„Es handelt sich auch um einen Anschlag auf die Kulturlandschaft Burg Ravensberg“, sagt Jürgen Upmeyer weiter und spricht jetzt als Stiftungsvorstand. Sein besonderes Missfallen findet der geplante Wasserspeicher. Von der Dimension her bedeute das 16,50 Meter hohe Gebäude, den Bergfried der Burg einmal ins Tal zu stellen. Wenn man sich davorstellen würde, sähe das Gelände aus wie ein Gewerbegebiet und verschandele die Landschaft.

Eigentümer Arnd Ruschhaupt betreibt auch die Biogasanlage in Cleve. Von dieser soll künftig das Biogas für das geplante BHKW kommen. Im Gespräch mit dem „Haller Kreisblatt“ weist Ruschhaupt zunächst darauf hin, dass er sich auch durch die neue Gesetzgebung („Biogaspaket“) vom Februar zum Bau des Speichers gezwungen sehe. Er stelle für ihn die Möglichkeit dar, Wärme vorzuhalten, wenn sie benötigt werde.

Im vergangenen Oktober hatte Ruschhaupt Anwohner und Anwohnerinnen der Siedlung Am Ravensberg zu einer Informationsveranstaltung in der Violenbachschule Süd eingeladen, bei der er über das Vorhaben berichtete. Im November gingen zudem Informationsschreiben von ihm an die Anwohner der Straße Am Ravensberg und der Straße Bödinghausen heraus.
So soll das Heizkraftwerk in Borgholzhausen funktionieren
Darin erklärt Ruschhaupt auch seine Motivation und die technischen Abläufe. „Die regionale Versorgung mit Nahwärme ermöglicht eine unabhängige und zukunftsorientierte Alternative zu fossilen Energieträgern wie Öl und Gas“, heißt es etwa im Informationsschreiben. „Ab 2027 dürften die Preise für Öl und Gas stark steigen“, zeigt sich Ruschhaupt im „HK“-Gespräch überzeugt.
Die Wärmeversorgung des BHKWs erfolge über erdverlegte, isolierte Nahwärmeleitungen, die vom Erzeuger bis ins Haus beziehungsweise in den Keller des Verbrauchers verlegt werden. Die Wärmeenergie werde über Heizungswasser transportiert, das in diesen erdverlegten, isolierten Leitungen zirkuliere. Ein großer Vorteil des Anschlusses an das geplante Nahwärmenetz sei, dass bei einer vorhandenen alten Heizungsanlage keine Notwendigkeit bestehe, in eine neue Heizung investieren zu müssen, heißt es im Infoschreiben weiter.
Die Resonanz, die er von den Anwohnern erfahren habe, bilde für ihn die Grundlage, die Planung in Angriff zu nehmen, sagt Ruschhaupt gegenüber dem „HK“. 15 bis 17 Interessenten seien es bislang, hatte er bei besagter Ausschusssitzung Anfang April gesagt. Inhaltlich widerspricht er Jürgen Upmeyer in zwei Punkten. „Ich sehe es nicht so, dass die Frage der Zuleitung nicht geklärt ist“, sagt der Hofeigentümer. Auch sei die Stadt Initiatorin des Projekts gewesen. 2017 sei der Plan entstanden, die Siedlung Holtfeld mit Nahwärme zu versorgen. „So ist es im Laufe der Zeit gewachsen, und die Planung hat sich herauskristallisiert“, sagt Ruschhaupt.
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Ob das Blockheizkraftwerk Realität werden kann, hängt rein rechtlich davon ab, ob es sich um ein sogenanntes privilegiertes Vorhaben handelt. Laut Paragraf 35, Absatz 1, Nummer 3 des Baugesetzbuches muss das Bauvorhaben im Außenbereich dafür zum Beispiel der Versorgung mit Gas oder Elektrizität dienen. Öffentliche Belange dürfen ihm nicht entgegenstehen, auch muss die Erschließung gesichert sein. „Meine Position ist, dass es nicht privilegiert ist“, sagt Jürgen Upmeyer. Das BHKW gehöre nicht in die Landschaft und sei überdimensioniert. Immerhin: Wenn es die Planung zulasse, so sagte es Arnd Ruschhaupt in der Fachausschusssitzung, könne die Höhe von 16,50 Metern auch reduziert werden. Das Minimum seien aber 12,50 Meter.

Die Stadt Borgholzhausen geht im Gegensatz zu Jürgen Upmeyer davon aus, dass es sich bei dem BHKW um ein privilegiertes Vorhaben handelt. Geprüft wird das derzeit noch von der zuständigen Baubehörde des Kreises Gütersloh. Die Stadt befürwortet das BHKW, sieht aber auch die Größe des Warmwasserspeichers kritisch. Bei der Fachausschusssitzung Anfang April wurde daher das gemeindliche Einvernehmen zu dem Projekt zwar mit zwölf Stimmen bei einer Enthaltung erteilt. Allerdings soll der Speicher – wenn er denn kommt – umfangreich begrünt werden. Angedacht sind große Bäume und mehrreihige Sträucher.
„Ich nehme die Bedenken der Anwohner ernst“, sagt auch Arnd Ruschhaupt. Durch die grüne Farbgebung hofft er, dass sich der Wasserspeicher optisch ins Umfeld einfügt.
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