Mit vielen Fotos: Borgholzhausens Bahnhofsgebäude steht zum Verkauf

Borgholzhausen. Mal wieder &bdquo;Stunde null“ für Borgholzhausens Bahnhofsgebäude. Makler Heinz-Ulrich Farthmann schließt die Tür auf, über der noch das Schild &bdquo;Haltestelle“ der Vormieterin prangt, und führt den neugierigen Reporter in die Räume, die so viel versprechen – und in den vergangenen Jahren doch so wenig gehalten haben. Einblicke in ein spannendes Haus, das womöglich ganz neue Perspektiven braucht. Denn sein aktueller Eigentümer bringt offenbar nicht mehr die Kraft und Fantasie auf, neue Mieter zu gewinnen oder ein neues Konzept für das Gebäude zu entwickeln. &bdquo;Ich werde die Immobilie daher abstoßen“, teilt Sam Celik dem &bdquo;Haller Kreisblatt“ auf Anfrage mit. Celik begründet seinen Schritt auch mit persönlichen Gründen: &bdquo;Die Gesundheit geht vor. Ich verkleinere mein Portfolio insgesamt, damit es überschaubarer wird, und gebe nicht nur das Gebäude in Borgholzhausen ab.“ Heinz Ulrich Farthmann hat jetzt die Unterlagen bekommen. 420.000 Euro sind zunächst einmal für das Bahnhofsgebäude aufgerufen. Eine Summe, die auch dem erfahrenen Makler Respekt einflößt – kennt er doch die komplizierte Vorgeschichte des Objektes. &bdquo;Wir haben hier eine tolle Adresse, aber viel Fluktuation und keine Beständigkeit“, sagt der 69-Jährige beim Rundgang ganz offen – und bleibt dann doch mit leuchtenden Augen vor der Bühne stehen, die als rundes Podest im zentralen Gastro-Raum des Bahnhofsgebäudes eingebaut ist. &bdquo;Der Künstler könnte sich in einem Hinterzimmer umziehen und dann durch diese Tür ins Rampenlicht treten“, schildert Farthmann, grinst und sagt: &bdquo;Auf solche Projekte muss man Lust haben, da braucht es Ideen.“ Borgholzhausens Bahnhof hat viele Kurswechsel hinter sich Er hatte mit dem Objekt selbst erstmals 2012 zu tun, &bdquo;damals war es in der Zwangsverwaltung“. Und bis heute gelte: &bdquo;Ein tragfähiges Konzept zu entwickeln, bleibt schwierig.“ Der erfahrene Makler will darum einen eher ungewöhnlichen Weg gehen: &bdquo;Ich rate dazu, dieses Gebäude nicht mehr als Kapitalanlage zu betrachten.“ Das wäre in der Tat ein Kurswechsel. Eigentümer Sami Celik hatte die Immobilie, wie berichtet, erst im vergangenen Jahr gekauft. Bereits kurze Zeit später hatten die bisherigen Mieterinnen im Bahnhof – unter anderem Anna Hielscher und ihre &bdquo;Haltestelle“ – die Kooperation mit dem neuen Eigentümer nicht fortgeführt. Celik musste sich nach neuen Mietern umschauen. Mehr zur Vorgeschichte: Neue Mieter für Borgholzhausener Bahnhof gesucht Anna Hielscher hatte ihre Räumlichkeiten &bdquo;Haltestelle“ genannt und mit ihrem Team seit September 2023 Angebote zu Bewegung und Fitness oder zu Meditation und Achtsamkeit gemacht. Anfang 2024 kam zunächst Tanja Schulte als Kooperationspartnerin dazu. Sie bot spirituelle Zeremonien. Im Frühjahr des vergangenen Jahres ergänzte Stephanie Letkemann mit einem Café das Portfolio. Mieterinnen sind aus Borgholzhausens Bahnhofsgebäude ausgezogen &bdquo;Mit dem Verkauf und den Entwicklungen im Haus kam es leider dazu, dass die Kooperationen nicht standgehalten haben und alle Mieter aus dem Gebäude auch sehr kurzfristig raus waren“, teilte Anna Hielscher dem &bdquo;Haller Kreisblatt“ im vergangenen September mit. Ihre &bdquo;Untermieterinnen“ wollten die neuen Mietbedingungen also offenbar nicht akzeptieren. Als Folge daraus gab auch die studierte Sportwissenschaftlerin Hielscher die &bdquo;Haltestelle“ am Bahnhof auf. &bdquo;Es war für mich nicht leichter geworden, das Riesending zu bespielen“, sagt sie. Nachdem die Suche nach neuen Mietern bisher gescheitert war, leitet Heinz-Ulrich Farthmann nun vorsichtig den inhaltlichen Kurswechsel ein: &bdquo;Ich könnte mir hier sehr gut eine individuelle Eigennutzung vorstellen – etwas Spielerisches, bei dem sich der neue Eigentümer verwirklichen kann.“ Kunst und Kultur kämen hier natürlich infrage, aber auch ein Vereinsheim oder Vereinslokal. Und immerhin eine wirtschaftliche Basis gibt es: Die 87 Quadratmeter große Wohnung über den Räumlichkeiten ist vermietet. Co-Working-Space in Borgholzhausen-Bahnhof wohl keine Option 693 Quadratmeter ist das Grundstück groß, 284 Quadratmeter stehen als nutzbare Fläche zur Verfügung. 1906 wurde der Bahnhof gebaut, 1922 erweitert und 1999 komplett umgebaut. Direkt gelegen an einem Dreh- und Angelpunkt des ÖPNV – das schreit doch nach Perspektiven, oder? Heinz-Ulrich Farthmann bremst: &bdquo;Wir erleben gerade schwierige wirtschaftliche Zeiten, potenzielle Investoren sind vorsichtig – genauso wie mögliche Mieter. Und auch die Banken sind bei Krediten zurückhaltend.“ Der Makler führt während des Gesprächs durch die drei separaten Räume, die von potenziellen Mietern genutzt werden könnten. Schreit das nicht geradezu nach einem Co-Working-Konzept? &bdquo;Solche Konzepte werden meistens zentrumsnäher umgesetzt – selbst wenn hier ein Zug vor der Tür herfährt.“ Ständige Veränderung: Neustart auf Zypern – Maklerin will Borgholzhausener Bahnhof verkaufen Womöglich auch als Restaurant? In diesem Fall müsste zumindest etwas umgebaut werden, zudem gelte es, Personal zu finden – knifflig, findet Farthmann. Zuletzt hatte der aktuelle Besitzer die Idee, ein Hostel mit neun Zimmern im Bahnhofsgebäude einzurichten – das ließ sich wirtschaftlich allerdings nicht realisieren. Und bei jeder Nutzung hätte auch die Stadt Borgholzhausen ein Mitspracherecht. Borgholzhausens besonderes Gebäude braucht begeisterten Käufer Heinz-Ulrich Farthmann sieht den Bahnhof als Liebhaber-Objekt, das der Käufer in Gänze bespielen könnte – hier aber mit einer Menge Potenzial. &bdquo;Vielleicht als Museum, als Ort für Ausstellungen oder für kleine Konzerte.“ Die Adresse und das, was sich hinter ihren Türen verbirgt, laden in jedem Fall zum Träumen an. Jetzt muss Heinz-Ulrich Farthmann nur noch jemanden finden, der seine Begeisterung teilt.

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