Borgholzhausens sagenumwobene Höhle birgt ein ungelöstes Geheimnis

Borgholzhausen. Manchmal taucht sie in der Öffentlichkeit auf: die Pfaffenkammer. Immer dann, wenn Heimatvereine oder andere Gruppen sich aus der Stadt auf den Weg in den Wald machen. Doch obwohl es viele Geschichten, Sagen und Mythen über die Höhle auf dem Borgholzhausener Hollandskopf gibt, gehört sie zu Piums unbekannteren Sehenswürdigkeiten. HK-Redakteur Andre Schneider berichtet über einen unterhaltsamen Ausflug in Borgholzhausens wilde Natur. Es ist Sonntagnachmittag. Das Wetter an diesem Tag Anfang Februar 2025 ist passabel. Nicht zu kalt. Trocken. Die Bedingungen sind ideal für eine kleine Wanderung in der Nähe des Luisenturms. Allerdings manövriere ich mich kurzerhand in eine außerordentliche missliche Situation - was mir zudem ein paar amüsierte Blicke und den ungeplanten Einsatz eines Haushaltsgerätes einbringt. Aktuelle News bekommen Sie täglich über den WhatsApp-Kanal des HK Los geht’s. So ungefähr weiß ich, wo sich die Pfaffenkammer befinden soll. Google Maps zeigt Borgholzhausens unbekannte Sehenswürdigkeit ebenfalls. Der Großteil der Strecke ist einfach. Ich laufe am Windrad vorbei, entlang einiger Wanderwege und erreiche schließlich die Stelle, an der die Höhle sein müsste. Irgendwo da unten. Meine Neugierde ist geweckt. Ich klettere den Steilhang hinunter, bis irgendwann nichts mehr geht. Aufgeben? Keine Option. Ich setze mich also hin, nehme in Kauf, dass meine Jeans dabei drauf geht. Ich rutsche den Abhang hinunter. Nach ein paar weiteren Schritten erblicke ich endlich den Eingang. Wanderer in Borgholzhausen finden einfachen Weg Dann erblicke ich ein Ehepaar. Die beiden stellen sich mir als Christian und Reinhild aus Münster vor. Sie laufen ganz entspannt am Fuße des steilen Weges entlang. &bdquo;Die Höhle ist auf einer Karte eingezeichnet. Wir haben extra einen kleinen Umweg gemacht, um sie zu finden“, sagt Reinhild. Der Eingang wirkt etwas größer als gedacht. Wenn ich wollte, könnte ich hinein kriechen. Das mache ich aber nicht. Doch dazu später mehr. Jedenfalls folge ich den beiden Wanderern auf dem Rückweg, zurück auf der Hauptstrecke kann ich immerhin punkten: Den Weg hinauf zum Luisenturm kenne ich. Unsere Wege trennen sich. Doch meine Neugierde rund um die Höhle ist geweckt. Ich frage also einen Experten - und bin bei Mathias Wennemann an der richtigen Adresse. Der Diplom-Biologe ist zertifizierter Wanderführer und hat schon Exkursionen zu der Pfaffenkammer unternommen und sogar Bilder vom Inneren gemacht. &bdquo;Die Höhle ist nur kriechend zu befahren, geht ungefähr zehn bis zwölf Meter steil nach unten“, beschreibt Wennemann. Dort erweitert sie sich, sodass man dort sogar aufrecht sitzen kann. An dieser Stelle gibt es einen sogenannten &bdquo;Sintervorhang“. Das ist eine Art natürliche Wand, die sich durch Wassertropfen über viele Jahrhunderte hinweg bildet. Hinter diesem Naturphänomen führt ein kleiner Gang weiter. Dieser ist laut dem Landschaftsführer etwa 20 Zentimeter hoch. &bdquo;Bisher hat ihn niemand durchforscht. Wie tief die Höhle wirklich ist, ist also bislang unbekannt.“ Das wird zunächst auch so bleiben. Wennemann erklärt: &bdquo;Momentan sollte man die Höhle nicht befahren wegen überwinternder Fledermäuse.“ Höhle in Borgholzhausen ist sagenumwoben Kein Wunder also, dass sich verschiedene Legenden rund um die Pfaffenkammer bei Borgholzhausen ranken. Die Heimat-Autorin Monika Detering hat sie beispielsweise in ihr Buch &bdquo;Sagen und Legenden aus Westfalen“ aufgenommen. Die Höhle soll den frühen Christen in Pium Schutz vor den Heiden geboten haben, heißt es in dem Buch. In der Pfaffenkammer soll der Legende nach ein weiser Mann gewohnt haben, der die Borgholzhausener mit seiner Medizin heilte. Blick in die Vergangenheit: Lost Places im Kreis Gütersloh Eines Tages war er verschwunden. Ein kleines Mädchen beobachtete im Teutoburger Wald einen fleischfressenden Riesen, der Kühe, Schafe und auch Menschen verspeiste. Ihm schien der Medizinmann zum Opfer gefallen zu sein. Er legte Knochen vor dem Eingang der Höhle ab und sich selbst in sie hinein zum Schlafen. Dass es sich dabei um eine Legende handelt, scheint beim Anblick der Höhle offensichtlich. Denn ein Mensch kommt dort nur schwer hinein. Spannend ist die Geschichte aber - vor allem das Ende. Zeuge des Krieges: In Halle gibt es zwei Höhlen Ritter Jörg von der Diedrichsburg auf dem Meller Berg bezwang den Riesen, indem er ihm mit seinem Schwert den Kopf spaltete. Dem Edelmann, so schreibt es der 1926 verstorbene Georg Brinkmann in &bdquo;Sagen aus Wellingholzhausen“, erschien im Traum eine weiße Frau und sprach: &bdquo;Dich hat Gott berufen, das Land von dem bösen Riesen zu befreien. Rüste dich vor Sonnenaufgang, nimm ein scharfes Schwert, sattle deinen Schimmel und reite nach Süden. Dort wird dir das Glück begegnen. Folge ihm, ganz gleich, in welcher Gestalt es sich dir zeigt, zu einer Quelle. In der silberklaren Flut bade dich, dann wirst du im Kampf mit dem Riesen Sieger sein. Das Glück, das dir den Weg zeigt, wird dich nicht verlassen dein Leben lang.“ Katze bezwingt Riesen in Borgholzhausens Höhle Der Legende nach soll das &bdquo;Glück“ eine weiße Katze gewesen sein. Ritter Jörg bekämpfte gemeinsam mit der Katze - die dem Riesen mit ihren Krallen das Augenlicht nahm - das Ungetüm. Die Katze nahm er mit nach Hause. Bei einer späteren Feier küsste er das Tier, das sich dann in eine junge Gräfin von der Ravensburg verwandelte - das war sein Glück. Glück hatte ich bei meiner sonntäglichen Wanderung ebenfalls. Immerhin habe ich die Höhle gefunden. Auch mein unsanfter Abgang über den Abhang bleibt ohne größere Folgen. Lediglich meine Hose ist dreckig. Also: ab damit in die Waschmaschine. Die spannende Expedition war es aber allemal wert.

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