Nach Insolvenz: Firmen-Immobilie in Borgholzhausen steht zum Verkauf

Borgholzhausen. Graue Wolken hängen über dem ehemaligen Betriebsgelände des Borgholzhausener Fleischwaren-Herstellers Specht. Auf dem Parkplatz steht ein Auto. Schneereste auf der Motorhaube zeugen davon, dass es dort schon seit einigen Tagen abgestellt sein muss. Viel mehr sah der neutrale Betrachter bisher nicht vom Innenleben des einstigen Feinkostherstellers an der Hesselteicher Straße. Das hat sich nun aber geändert. Die Immobiliengesellschaft der Volksbank Halle hat sich des Gebäudes angenommen. Am Dienstag (14. Januar) ging eine entsprechende Anzeige online. Darin werden erstmals seit der Insolvenz Einblicke in das Innere des Unternehmens gewährt. Neben Grundrissen von Ober- und Untergeschoss offenbart die Anzeige Bilder der Lager-und Produktionsstätten. Dort stehen allerhand Paletten und Förderfahrzeuge. Es gibt einen Sozialraum mit Kühlschränken und Getränkeautomaten. Auch ein Lastenaufzug ist zu sehen. Im Anzeigentext werden die Gegebenheiten konkretisiert. &bdquo;Die hier angebotene Gewerbeimmobilie wurde 1916 errichtet und diverse Male umgebaut“, heißt es dort. &bdquo;Die Immobilie diente in ein- und teilweise zweigeschossiger Bauweise als Produktions- und Lagerfläche der Lebensmittelindustrie und verfügt über Kühlhäuser und einen Lastenaufzug.“ Es handele sich um Einzel- und Streifenfundamente in Stahlbeton und Stahlbetonplatte. Die Rampe, die zur Anlieferung dient, ist auf den Bildern sowie von außen ebenfalls zu sehen. Die Heizung des Gebäudes stammt laut der Anzeige aus 2016. Haller Volksbank übernimmt Verkauf der Immobilie Sehr konkret wird die Volksbank auch bei weiteren Daten. Die Nutzfläche des gesamten Areals beträgt etwa 4.963 Quadratmeter. Davon entfallen 3.817 auf die Produktionsfläche, rund 300 auf Büroräume, 495 auf Lagerflächen und weitere 233 werden als Sozialfläche angegeben. Außerdem gehört zur Immobilie eine Wohnung. Der Zugang befindet sich im rückwärtigen Bereich, die Wohnfläche ist mit 112 Quadratmetern angegeben. Der Kaufpreis für das ganze Areal ist beachtlich: Laut der Anzeige soll das Grundstück (13.220 Quadratmeter) samt Gebäude 1.250.000 Euro kosten. Ein Teil des benachbarten Parkplatzes kann für 8.000 Euro dazu gekauft werden. Tiefe Einblicke: Ex-Mitarbeiter spricht Eingestellt wurde das Inserat von der Immobiliengesellschaft der Volksbank Halle, der IVB. Als Kontaktperson wird Leiter Wolfgang Tiekötter genannt. Das Angebot habe sich offenbar schnell herumgesprochen. &bdquo;Wir hatten schon erste Anfragen“, sagte Tiekötter gegenüber dem &bdquo;Haller Kreisblatt“ am Mittwochmittag. Nähere Angaben machen könne er zu diesem Zeitpunkt freilich noch nicht. Der Kontakt zu Immobilien-Besitzer Bernd Specht, der für das HK bisher nicht zu erreichen war, habe aber bereits länger bestanden und wurde nun konkret. Insolvenzverfahren in Borgholzhausen läuft weiter Die Immobilie ist also weiterhin im Besitz des Ex-Unternehmers Bernd Specht. Meike Ostrowski, Sprecherin des Insolvenzverwalters Wilmerköster, der Standorte unter anderem in Lübbecke und Münster betreibt, bestätigt auf Nachfrage, dass das Gebäude gesondert betrachtet wird: &bdquo;Die Immobilie ist nicht Teil des Insolvenzverfahrens.“ Derzeit liefen die Prozesse weiter, wie Ostrowski informiert. &bdquo;Bei Specht laufen nach der Schließung des operativen Geschäfts Mitte des vergangenen Jahres die letzten Schritte der geordneten Abwicklung des Unternehmens.“ Weitere Details wollte sie nicht bekannt geben. Rettung gescheitert: Das waren die Ideen für Specht Das Unternehmen Specht war in dritter Generation in der gehobenen Lebensmittelproduktion mit Schwerpunkt auf handwerklichen Nischenprodukten im Fleisch- und Käsesegment tätig und vertrieb seine Produkte bundesweit. Seit 1974 produzierte Specht in Casum. Zu den Hauptkunden gehörten große und kleinere Handelsketten im Lebensmitteleinzelhandel. Damit warb Specht auch auf seiner Internetseite, die inzwischen vom Netz ist. Im April 2024 kam dann das Aus für den Traditionsbetrieb nahe der A33. &bdquo;Letztlich haben die kostenseitigen Entlastungen unter dem Schutz des Insolvenzrechts nicht ausgereicht, um die tiefgehende finanzielle Schieflage des Unternehmens zu kompensieren“, hieß es vom Insolvenzverwalter damals. Eine wesentliche Ursache der finanziellen Schieflage bei Specht sei ein allgemein schwieriges Marktumfeld für produzierende Unternehmen im Lebensmittelsektor mit gestiegenen Kosten, die nur zum Teil über Preiserhöhungen weitergegeben werden konnten. Außerdem sei eine Factoring-Vereinbarung ausgelaufen. Etwa 80 Beschäftige verloren ihre Jobs.

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