Ex-Gasthaus in Halle verkauft: So soll die Immobilie künftig genutzt werden

Halle. Vor gut 15 Jahren schloss Wilfried Maßmann seine Gaststätte in Sandforth. Am letzten Tag im Oktober 2009 und somit an seinem 78. Geburtstag schenkte er noch einmal Bier aus, dann war nach fast 110 Jahren Schluss mit dem Gasthof, der einst auch eine Bäckerei und einen Kolonialwarenladen sowie einen großen Saal und eine Außenkegelbahn beheimatete. Nun kehrt aber wohl bald Leben in das im Jahr 1900 erbaute Gebäude zurück. Die IVB, Immobilientochter der Volksbank Halle, hat die Immobilie mit 14 Zimmern und einer Wohnfläche von 280 Quadratmetern nun verkauft. &bdquo;In dem Gebäude ist an vielen Stellen die Zeit stehen geblieben“, sagt Wolfgang Tiekötter, Chef der Immobilientochter IVB der Volksbank Halle. Das Inventar sei teils noch erhalten und erinnere an frühere Jahrzehnte. Was hier zukünftig entstehen wird, darf er nicht verraten. Der Käufer möchte namentlich nicht genannt werden und sich zu dem Objekt derzeit nicht äußern. Tiekötter ist sich jedoch sicher, dass hier etwas Besonderes entsteht, da der Käufer über Erfahrung verfügt. &bdquo;Warten wir bis Anfang kommenden Jahres, dann kann man sicherlich schon etwas erkennen“, sagt Tiekötter. Derzeit habe der neue Eigentümer noch diverse Ideen. Lesen Sie auch: Haller Kultkneipe schließt nach 141 Jahren Die prominente Lage des Hauses direkt an der Gütersloher Straße und somit an der direkten Verbindung zwischen Kreisstadt und Altkreisstadt wird es kaum zulassen, dass hier unbemerkt renoviert wird. Derzeit wird, laut Anzeige, noch eine der Wohnungen in dem Gebäude bewohnt, jedoch soll auch diese zeitnah frei werden. Das Objekt eigne sich für Kapitalanleger oder einen Handwerksbetrieb, der die vorhandenen Garagen oder Scheunen nutzen könnte. Laut Anzeige könne es auch ohne die Ackerlandfläche, die das Grundstück auf insgesamt rund 3,5 Hektar anwachsen lässt, verkauft werden. Der Preis für das Komplettpaket war zuletzt mit 599.000 Euro angegeben. Lesen Sie auch: Sandforth wird Teil von Brockhagen &bdquo;Sträuker“ stand fast 60 Jahre lang an der Theke im Haller Gasthof Gastwirt Wilfried Maßmann, im Volksmund &bdquo;Sträuker“ genannt, hatte die Wirtschaft vor der Schließung Ende 2009 nur noch nachmittags für ein paar Stunden geöffnet. Er betrieb das Gasthaus in der dritten Generation. Opa Wilhelm gründete es 1900, sein Vater Hugo brachte es durch den Zweiten Weltkrieg und Wilfried Maßmann stand schließlich mit fast 60 Jahren am längsten hinter der Theke. Die Besonderheit war viele Jahre lang die in den 1960er Jahren installierte Gemeinschaftskühlanlage. Damit gab es praktisch für das ganze Dorf ein überdimensionales Gefrierfach, in dem große Mengen an Fleisch und Gemüse gelagert werden konnten. Wenige Jahre nach der Jahrtausendwende wurde der Kühlraum jedoch wegen seiner schlechten Isolierung aufgegeben. Das Hauptgeschäft lag ursprünglich in der 1905 eröffneten und bis etwa 1975 betriebenen Bäckerei, denn Maßmanns Bauernstuten war, wie in einem Bericht des vom Heimatverein Brockhagen herausgegebenen Dorfspiegels zu lesen ist, weit über die Sandforther Grenzen hinaus bekannt und beliebt. Bis 1925 gab es an dem Gasthaus auch einen Schlagbaum für Wegezoll. Die Familie Maßmann betrieb auch viele Jahre lang einen Kolonialwarenladen. Auf alten Ansichtskarten ist ein Lustgarten mit Sommerkegelbahn abgebildet. Im Obergeschoß befand sich ein Saal, wo in den 1930er Jahren der Sandforther Spielmannszug probte und dort auch Feste feierte. In den 1950er Jahren wurde bei MaBmann auch ein Sparverein gegründet. Er feierte seine ersten Weihnachtsfeiern und Osterbälle ebenfalls noch im Saal, der dann aber später zu einer Wohnung umgebaut wurde. Die früh verstorbene Wirtin Frieda, Schwester von Wilfried, hatte nach Einschätzung viele Gäste stets die besten Koteletts in der Pfanne. Ein Wagen für Leichen oder Leckereien Aber sie hatte auch abseits der Küche zu tun. Im Jahre 1946 wurde das Altersheim gegründet und Wirtin Frieda Maßmann hat viele Särge von Verstorbenen des Altenheimes mit dem Gummiwagen, der eigentlich für die Auslieferung des Platenkuchens gedacht war, zum Brockhagener Friedhof gefahren. Sie selbst starb nur wenige Wochen nach ihrer Mutter &bdquo;Sträukers Mariechen“, die mit über 90 Jahren noch in der Gaststube mithalf. Aktuelle News bekommen Sie täglich über den WhatsApp-Kanal des HK

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