Ende einer Ära: Borgholzhausens Vollblut-Gastronomen freuen sich auf Neues

Borgholzhausen. Heike und Abdul Nasser Abdul-Razzak haben keine Zeit. &bdquo;Wir haben einfach viel zu viel zu tun“, sagt Heike Abdul-Razzak, als das HK um einen Termin bittet. Sie vermittelt Kontakt zu ihrem Sohn Sammy, der lebhaft von mehr als 20 Jahren im Herzen Borgholzhausens berichtet. Am Samstag (31. August) endet das Kapitel &bdquo;Liban“ an der Ecke Kaiserstraße/Freistraße. &bdquo;Meine Eltern hatten in den vergangenen Tagen einen Umsatzrekord nach dem anderen“, sagt Sammy Abdul Razzak, der inzwischen in der Schweiz lebt, aber immer noch regen Kontakt in seine Heimat Borgholzhausen hält. Viele Borgholzhausener wollen noch einmal in ihrem &bdquo;Liban“ essen, bevor der Hammer fällt. Für das Ehepaar Abdul-Razzak endet damit ein intensiver Lebensabschnitt. &bdquo;Die beiden waren einfach jeden Tag mit dem Liban beschäftigt“, sagt Abdul-Razzak. Das Bistro im Herzen der Stadt war von dienstags bis sonntags Treffpunkt für viele Piumer. Montags, am eigentlichen Ruhetag, erledigte Heike Abdul-Razzak Buchhaltungsaufgaben, Ehemann Abdul Nasser erledigte Einkäufe. Omnipräsent in Borgholzhausens Zentrum Sei es, um eine Grillspezialität im Restaurant direkt zu verzehren oder zum Mitnehmen - in Pium ist das Bistro Liban quasi omnipräsent und einer der wenigen Anlaufpunkte in der Innenstadt. Die beiden Vollblut-Gastronomen gehören einfach zu Borgholzhausen. Aber irgendwann ist jedes Kapitel einmal beendet. Die Abdul-Razzaks möchten kürzertreten und gehen in den Ruhestand. Dann bleibt mehr Zeit für die Familie und Hobbys, die in den vergangenen 20 Jahren auf der Strecke geblieben sind. Sie wollen häufiger ihr Enkelkind und Tochter Leila Krebs in Köln besuchen. Aber am Samstag ist noch einmal Zeit für einen Rückblick, ein wenig Nostalgie. Vor 24 Jahren kam Abdus Nasser Abdul-Razzak durch einen Zufall auf die Idee, sein Glück als Gastronom zu versuchen. &bdquo;Wir haben bei einem Stadtfest einen Falafel-Stand gesehen“, erinnert sich Sohn Sammy. Der Borgholzhausener kannte das Gericht aus seiner Jugend, war mit der Zubereitung auf besagtem Fest aber nicht zufrieden. Abdul-Razzak beschloss, sich selbstständig zu machen und investierte einen Food-Truck. Vier Jahre lang war er damit auf diversen Märkten und Feierlichkeiten unterwegs. Dann bekam Abdul-Razzak ein interessantes Angebot. Das Bistro Acarde, der Vorgänger des Liban, stand zum Verkauf. &bdquo;Mein Vater hat sich dann ein Herz gefasst“, sagt Sohn Sammy. Ein ganz neues, überaus erfolgreiches Kapitel für die Familie und Borgholzhausen begann. Bereits nach drei Jahren folgte die erste Erweiterung des Liban. &bdquo;Wir haben einfach gemerkt, dass Leute auch gerne im Restaurant gegessen haben“, sagt Sammy Abdul-Razzak. In dieser Zeit wurden in dem Lokal auch rauschende Feste zum Weihnachts- und Kartoffelmarkt gefeiert, teils bis tief in die Nacht. Das wurde aber irgendwann zu viel. Liban verändert Borgholzhausener Verkehr Auch durch gesetzliche Vorgaben änderte sich der Alltag im Liban. Als das Bistro an den Start ging, war es noch gang und gäbe, dass in Restaurants geraucht wurde. Als die Gäste auf bestelltes Essen zum Mitnehmen im vorderen Bereich warteten, zündeten sich einige einen Glimmstängel an. Später, als die Bar angebaut wurde, wurde auch ein Raucherberbereich eingerichtet. Einige Jahre später folgte erneut ein Umbau. &bdquo;Das war irgendwie Höhe- und Tiefpunkt zugleich“, erinnert sich Sammy Abdul-Razzak. Vor einiger Zeit versuchte sich das Liban auch als Sportsbar, zeigte am Wochenende die Fußball-Bundesliga. Aber die Zielgruppe änderte sich über die Jahre immer wieder. Was blieb: Die Qualität der Speisen und Getränke und die freundliche Atmosphäre. Das Restaurant nahm sogar - fast ohne eigenes Zutun - Einfluss auf die Entwicklung der Innenstadt. Sammy Abdul-Razzak erinnert sich: &bdquo;2017 kam die Stadt auf uns zu. Sie hat angeboten, eine kleine Fußgängerzone einzurichten. Dann konnten wir im Sommer Tische im Außenbereich anbieten. So sollte die Innenstadt belebter werden, und das Angebot wurde super angenommen.“ Auch während der Corona-Pandemie steuerte das Liban sicher durch die Zeit. Das Angebot verlagerte sich von Essen im Restaurant auf Bestellungen zum Mitnehmen. Wenngleich die Zeit - wie für alle Gastronomen - natürlich eine Herausforderung war. Neuer Inhaber steht in den Startlöchern Eine Herausforderung kommt nun auch auf die Fans von Falafel, Döner und Co. in Borgholzhausen zu. Denn ab Samstag müssen sich die Gäste des Liban auf neue Gesichter einstellen. Zwar konnte Sammy Abdul-Razzak noch nicht genau sagen, wer das Lokal übernimmt, aber ein Nachfolger steht bereits fest. &bdquo;Wir geben am Samstag den Schlüssel ab“, sagt Abdul-Razzak. Der &bdquo;Neue“ möchte dann voraussichtlich einige Zeit zumachen, um zu renovieren. Für die Abdul-Razzaks beginnt dann ein neues Kapitel. Sie haben ihrem Nachfolger zwar Hilfe angeboten und werden in der ersten Zeit noch unterstützen, sich dann aber nach und nach aus dem Liban - das dann einen neuen Namen erhalten soll - verabschieden. Dann haben sie auch wieder mehr Zeit für den einen oder anderen privaten Termin.

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