Vorsicht!

Falsche Polizisten warnen in Borgholzhausen vor Schwerverbrechern

Trickbetrüger haben versucht, sich Geld und Wertsachen von Piumer Bürgerinnen und Bürgern zu erschleichen. Dabei setzen sie als Druckmittel auf die Angst ihrer Opfer. Wie diese sich schützen können.

Meist sind es Senioren, die Opfer von Telefonbetrug werden. Am Wochenende gab es verschiedene Anrufe in Borgholzhausen. | © dpa

Anja Hanneforth
19.08.2024 | 19.08.2024, 17:14

Werther. Am Sonntagabend um kurz nach 19 Uhr klingelt bei einer Frau in Borgholzhausen das Telefon. Ein Mann meldet sich und gibt sich als „die Polizei“ zu erkennen. Seine Rufnummer ist unterdrückt und nicht zu lesen. Der Mann fragt, ob die Frau es noch nicht gehört habe: Bei ihr ganz in der Nähe wären drei rumänische Schwerverbrecher unterwegs, die Fahndung der Polizei liefe auf Hochtouren, aber bisher hätten sie noch nicht gefasst werden können. Sie solle umgehend ihre Fenster und Türen schließen, denn es wäre wahrscheinlich, dass die Männer bei ihr einzubrechen versuchten.

„Wie kommen Sie denn darauf?“, will die Frau wissen. Weil, so der angebliche Polizist, bei den Männern ein Zettel mit ihrem Namen und ihrer Anschrift gefunden wurde. Der Frau kommt das alles sehr merkwürdig vor - sie legt auf.

„Genau richtig gemacht“, sagt Mark Kohnert. Der Pressesprecher der Kreispolizeibehörde Gütersloh ist vertraut mit den verschiedensten Maschen der Trickbetrüger, die alle nur ein Ziel hätten: an Geld und Wertgegenstände ihrer Opfer zu kommen.

Polizei berichtet von besonders perfiden Methoden

In diesem Fall hätte die Frau vermutlich einen weiteren Anruf von den vermeintlichen Beamten mit weiteren Instruktionen erhalten, um ihr Geld in Sicherheit zu bringen. Oder die vermeintlichen Schwerverbrecher hätten sich bei ihr gemeldet, sie unter massiven Druck gesetzt und die Herausgabe von Bargeld und Wertgegenständen gefordert. Möglicherweise hätte kurz darauf wieder der falsche Polizist bei der Frau angerufen und ihr gesagt, man habe ihr Telefonat mit den Verbrechern mitgehört und bitte sie um Kooperation. Die Frau solle zum Schein auf die Forderungen der Männer eingehen. Dann könne die Polizei die Verbrecher bei der Geldübergabe stellen. Anschließend würde die Frau selbstverständlich ihre Wertgegenstände zurückerhalten.

Polizeisprecher Mark Kohnert - © Kreispolizeibehörde Gütersloh
Polizeisprecher Mark Kohnert (© Kreispolizeibehörde Gütersloh)

„Alles altbekannte Methoden, um vornehmlich älteren Leuten Geld aus der Tasche zu ziehen“, beklagt Kohnert. Es gebe mittlerweile die verschiedensten Varianten. Die Betrüger warnten vor Einbrüchen oder Überfällen in der Nachbarschaft, wie in diesem Fall vor Schwerverbrechern, oder würden - besonders perfide - von einem von der Tochter oder dem Sohn verursachten schweren Unfall berichten. Sohn oder Tochter wären in Untersuchungshaft genommen worden und kämen nur gegen Kaution wieder frei. „Immer geht es um das Ersparte der Opfer“, so Kohnert.

Meist riefen die Täter dabei Leute in einem gewissen Umkreis an. Auf diese Weise hätten sie es leichter, später das Geld oder die Wertgegenstände „einzusammeln“. „Die Betrüger arbeiten hochprofessionell und verstehen es, ihre Opfer psychologisch einzuschüchtern“, so Kohnert.

Angehörige, Nachbarn und Freunde warnen

Entsprechend warnt er: „Niemals am Telefon Angaben zu den eigenen Vermögensverhältnissen machen. Am besten ist es, sofort aufzulegen. Und auch nicht erst ankündigen, dass man auflegen will: Sonst wird man geschickt in ein weiteres Gespräch verstrickt.“

Kohnert rät außerdem: „Wer unsicher ist: Alle Telefonate mit unbekannter Rufnummer durch den Anrufbeantworter annehmen lassen. So hat man genügend Zeit, sich mit Angehörigen oder der Polizei zu beraten. Ansprechpartner ist die Kreispolizeibehörde in Gütersloh unter Tel. 05241 8690. Außerdem niemals Telefonnummern zurückrufen, die man nicht kennt. Im Zweifelsfall sogar den eigenen Telefonbucheintrag austragen lassen, um gar nicht erst angerufen zu werden.“

Darüber hinaus empfiehlt Kohnert, neben Angehörigen auch Freunde und Nachbarn über die aktuelle Masche zu informieren, damit die Betrüger nicht zum Zuge kämen.

Ähnliche Masche aktuell im Osnabrücker Raum

In diesem speziellen Fall der Frau aus Borgholzhausen blieben die Täter erfolglos. Die Piumerin rief die Polizeiwache in Halle an. Hier wurde ihr gesagt, dass sich auch andere Personen bereits gemeldet und von genau denselben Anrufen berichtet hätten.

Wie verbreitet Trickbetrüger versuchen, sich auf diese Weise Geld oder Wertsachen zu erschleichen, zeigt ein Blick über die Landesgrenze. Seit dem vergangenen Wochenende warnt auch die Polizei Osnabrück vor eben solchen falschen Polizeibeamten. Diese würden ihren Opfern telefonisch von einem Einbruch in der Nachbarschaft berichten.

Um Gefahren abzuwehren, bieten sie den Opfern an, sämtliche Wertgegenstände inamtliche Verwahrung zu nehmen. Auch hier betont die echte Polizei: „Gehen Sie nicht darauf ein, beenden Sie das Gespräch sofort und zeigen Sie den Vorfall auf einer Polizeidienststelle an.“