Beliebte Metzger-Familie aus Borgholzhausen fasst endgültigen Entschluss

Borgholzhausen. Dieser trübe Februar-Nachmittag kommt in der Küche der Familie Goldbecker kaum zur Geltung. Hier regieren Freundlichkeit und gute Laune. &bdquo;Treten Sie ruhig ein“, sagt Annemarie Goldbecker: &bdquo;Ich habe gerade Kaffee aufgesetzt.“ Ihr Mann Bernd ergänzt spaßend, bevor er in der Sitzbank einige Zentimeter nach links rutscht: &bdquo;Ich habe Ihren Platz schon vorgewärmt.“ Den Goldbeckers geht es bestens. &bdquo;Danke, wir sind zufrieden“, entgegen beide auf Nachfrage nach dem Wohlbefinden. Das Ehepaar ist soeben von einem Kuba-Urlaub zurückgekehrt. &bdquo;Der hat uns wirklich gut getan“, sagt Annemarie Goldbecker. Ehemann Bernd nickt. Die Auszeit vom Alltag war wohltuend und auch dringend notwendig. Schließlich ist das abgelaufene Jahr bei der renommierten und mehrfach ausgezeichneten Metzgerei turbulent verlaufen. Vor knapp acht Monaten zog die Familie die Reißleine und schloss unter überwältigender Anteilnahme ihrer Kundschaft die Verkaufsräume ihrer Landfleischerei am Uphof in der Borgholzhausener Innenstadt. 25 Mitarbeiter wurden entlassen. &bdquo;Wir waren in einer Abwärtsspirale, haben uns Schritt für Schritt immer mehr Arbeit aufgehalst. Das mussten wir stoppen“, lautete damals die Begründung. Alle 14 Tage Verkauf am Hofladen Ab dem Juli 2023 war die Familie arbeitstechnisch auf sich allein gestellt. Sorgen, wie es in der Zukunft weitergehen werde, trieben Annemarie und Bernd Goldbecker um. Sie fragten sich: Reichen die Einnahmen? Kommen wir über die Runden? Ende Februar 2024 bejahen beide diese Fragen. Sie betonen: &bdquo;Es war der richtige Schritt.“ Neben der Betreuung von rund 50 Rindern, ein paar Schafen und Schweinen läuft die Belieferung von Hofläden und Verkaufswagen gut. Auch Lohnschlachtungen führt die Familie weiterhin für befreundete Landwirte durch. Überdies ist der im vergangenen Sommer installierte Hofverkauf bestens von den Kunden angenommen worden. Alle 14 Tage - in den ungeraden Wochen - bieten die Goldbeckers ihre Ware im hofeigenen Laden an der Wellenstraße an. Freitags von 8 bis 18 Uhr und samstags von 8 bis 12 Uhr. &bdquo;Die Resonanz war überwältigend“, erzählt Annemarie Goldbecker: &bdquo;Sie können sich gar nicht vorstellen, wie oft wir gefragt werden, ob wir unsere Öffnungszeiten nicht doch wieder erweitern oder sogar in unser Ladenlokal zurückkehren wollen.“ Ausweitung der Öffnungszeiten Zu einem kleinen Kompromiss war die Familie bereit. Anfangs hatten die Goldbeckers auf ihrem Hof lediglich jeweils drei Stunden geöffnet, mittlerweile sind es zehn beziehungsweise vier Stunden an Freitag und Samstag. &bdquo;Diese Ausweitung konnten wir verantworten und in unsere Arbeitsabläufe einbauen“, sagt Bernd Goldbecker. Mehr sei allerdings definitiv nicht drin. Man wolle weiter das Heft des Handelns in der Hand behalten. Die Freitage, an denen verkauft wird, beginnen für Bernd Goldbecker um 6 Uhr in der Früh. &bdquo;Ich räume dann die Theke ein und poste in meinem WhatsApp-Status unser aktuelles Angebot, schon kurze Zeit später habe ich 200 bis 300 Klicks darauf“, erzählt er. Um 8 Uhr stehen in der Regel die ersten Kunden vor der Tür. &bdquo;Der Rest der Kundschaft verteilt sich später gut über den Tag“, ergänzt Annemarie Goldbecker. Da habe sich die Ausweitung der Öffnungszeiten positiv bemerkbar gemacht. Bis dahin sei es schon mal vorgekommen, dass sich Kunden am Mittag in die Schlange eingereiht haben und zum Kaffee noch nicht wieder zu Hause waren. Kein Ladenlokal im Zentrum von Borgholzhausen mehr Um den &bdquo;Standort Hofladen“ zu zementieren, haben die Goldbeckers in den zurückliegenden Monaten die Deele renoviert und gestrichen. &bdquo;Das war dringend nötig“, gesteht der Hausherr. Diese Maßnahme untermauert aber auch, dass die Goldbeckers nicht mehr in ihr Ladenlokal in der Piumer Innenstadt zurückkehren werden. Genauer gesagt: Niemand wird dort mehr ein Geschäft eröffnen. Denn die Goldbeckers haben einen endgültigen Entschluss gefasst. &bdquo;Es wird dort keine Rückkehr von uns oder eine anderweitige Vermietung geben. Wir werden mittelfristig alles umbauen und zu den beiden bereits bestehenden Wohnungen noch zwei weitere ergänzen“, informiert Bernd Goldbecker. In den zurückliegenden Wochen hatte die Familie lange mit einem Interessenten, einem Metzger aus Bielefeld, verhandelt. Der hatte die Idee, am Uphof wieder eine Fleischerei zu eröffnen und diese sogar unter dem Namen Goldbecker weiterzuführen. Nach reiflicher Überlegung entschieden sich Annemarie und Bernd Goldbecker jedoch gegen das augenscheinlich verlockende Angebot. Mit der Begründung: &bdquo;Wir hätten dann den Hofladen wieder schließen müssen, und im Geschäft wäre teilweise fremde Ware unter unserem Namen verkauft worden. Das wollten wir nicht.“ Auch mit dieser Entscheidung kann die Familie bestens leben. Besonders die Zeit nach ihrem Urlaub habe sie darin bestätigt. &bdquo;Früher mussten wir unseren Urlaub intensiv vorbereiten und anschließend reichlich liegengebliebene Arbeit nachholen“, erzählt Annemarie Goldbecker. Das sei dieses Mal ganz anders gewesen - viel entspannter.

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