Überraschende Wendung bei beliebter Metzgerei in Borgholzhausen

Borgholzhausen. In den vergangenen drei Wochen hat sich die Welt der Familie Goldbecker einschneidend verändert. Wie das "Haller Kreisblatt" schon mehrfach berichtete, hat die Landfleischerei ihren Laden in der Innenstadt zum 30. Juni 2023 geschlossen. Wer in diesen Tagen am Uphof in Borgholzhausen vorbeifährt, steht vor verschlossenen Geschäftsräumen. Auf einem Plakat am Eingang ist zu lesen: "Vielen Dank für Ihre Treue." Beim Besuch auf dem Hof der Familie an der Wellenstraße sagt Bernd Goldbecker gleich zur Begrüßung: "Der Laden war so etwas wie mein Baby. Ich habe es stets genossen, im direkten Kontakt mit den Kunden zu stehen. Der fehlt mir schon sehr." Ehefrau Annemarie ergänzt: "Gefühlsmäßig fahren wir aktuell Achterbahn." Schon nach der Ankündigung der Schließung sei es auf die Familie eingeprasselt. Sie können doch nicht einfach schließen, wo sollen wir denn jetzt vernünftiges Fleisch herbekommen, lautete ein Tenor aus der Kundschaft. "Es haben sich unglaublich viele gemeldet", sagt Bernd Goldbecker: "Aber Sie können sich auch nicht vorstellen, wie viel Selbstständige uns zu diesem Schritt gratuliert haben." Tenor hier: Bevor ihr euch kaputt macht, lasst es lieber sein. Also zog Familie Goldbecker die berühmte Reißleine und konzentriert sich ab sofort im wesentlichen ausschließlich auf die Landwirtschaft und die Viehhaltung. Aus Kundensicht gibt es dennoch einen Silberstreif am Horizont. Denn die Goldbeckers haben nun beschlossen, trotz ihrer Ladenschließung in Pium City weiter Fleisch- und Wurstwaren sowie Grillspezialitäten zu verkaufen. So gut das klingt, so schnell schränkt Annemarie Goldbecker ein: "Wir verkaufen vorbestellte Waren alle 14 Tage von unserer Deele - und zwar freitags von 15 bis 18 Uhr und samstags von 9 bis 12 Uhr." Bestellzettel per E-Mail Das Prozedere mit den vorbestellten Waren funktioniert wie folgt: Alle Kunden, von denen die Goldbeckers eine E-Mail-Adresse besitzen, erhalten einen Bestellzettel mit dem aktuellen Angebot zugeschickt. Alle Kunden, die diesen Bestellzettel noch nicht erhalten, können ihn per Mail (info@landfleischerei-goldbecker.de) anfordern. Bis zu dem Dienstag vor dem Verkaufswochenende muss dieser ausgefüllt zurückgesendet werden. "Wir packen die Bestellungen anschließend ein und legen sie für den Freitag oder Samstag parat", sagt Bernd Goldbecker. Zu diesem Service wird es in Goldbeckers Deele an der Wellenstraße alle 14 Tage auch noch ein kleines Sortiment an Wurst geben. "Aber alles stark reduziert", so Goldbecker: "Früher im Laden hatten wir rund 1.200 Artikel, jetzt höchstens noch 200. Wir haben zuletzt bis zu 4.000 Leute pro Woche mit Fleisch versorgt, das muss nun jemand anderes übernehmen", betont er. 25 Mitarbeiter wurden entlassen, ab sofort muss die Familie die gesamte Arbeit stemmen. Goldbecker: "Im Laden hatten wir ein ständig verfügbares Allerweltsgut, das ist nun vorbei. Unsere Kunden müssen damit leben, dass unsere Ware nur noch begrenzt - mengenmäßig und zeitlich - verfügbar ist." Die Goldbeckers sahen sich zu diesem Schritt gezwungen. "Wir waren in einer Abwärtsspirale, haben uns Schritt für Schritt immer mehr Arbeit aufgehalst. Das mussten wir stoppen", betont Annemarie Goldbecker. Denn schließlich gebe es auch jetzt - rund drei Wochen nach der Ladenschließung - genug zu tun. Auf dem Hof leben 50 Rinder, vier Schafe und ein paar Schweine. Die Metzgerei beliefert weiterhin Hofläden und Verkaufswagen. Eine der besten Metzgereien Deutschlands Zudem führt die Familie weiterhin Lohnschlachtungen für befreundete Landwirte durch. Seit einiger Zeit ist Goldbeckers Schlachtbetrieb sogar biozertifiziert. Nicht von ungefähr schickte das Kreis-Veterinäramt Gütersloh seine Auszubildenden liebend gerne an die Wellenstraße, damit diese eine mustergültige Schlachtung unter idealen Bedingungen erleben durften. Ein Feinschmecker-Magazin wählte Goldbecker zu den besten Metzgereien Deutschlands. Trotz aller Veränderungen, es wird weitergehen bei den Goldbeckers - aber eben anders als bisher. "Wir wissen, dass wir mit diesem Schritt die Tür wieder einen Spalt öffnen. Aber wir gucken mal, wie sich das Ganze entwickelt", sagt Annemarie Goldbecker. Noch ungeklärt ist die Weiternutzung der Verkaufsräumlichkeiten in der Piumer Innenstadt. Sicher dagegen ist, dass die Familie ihre Spezialitäten sowohl beim Kartoffelmarkt als auch beim Weihnachtsmarkt anbieten wird.

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