Fotogalerie: Das gab es beim Mittelalterfest in Borgholzhausen zu erleben

Borgholzhausen. An ihm führte kein Weg vorbei. Wer am Sonntag die Burg erklimmen mochte, wer auch nur durch das Burgtor Einlass gewährt wissen wollte, der musste an Benjamin vorbei. "Ich bin hier, um den Wegezoll einzusammeln", machte der 13-Jährige unmissverständlich klar. Und befolgte damit die Anweisungen, die der Landesfürst ihm wohl gegeben hatte. Insgeheim freute er sich dennoch schon auf den Beginn der beiden Theateraufführungen, die - wie bereits am Samstag - für den Nachmittag angesetzt waren. "Gestern war ich auch schon dabei", verriet er. Und legte nach: "Da habe ich den heldenhaften Ritter gespielt." Was den so alles ausgemacht haben mochte, davon konnten sich die Besucher des Mittelalterfestes auf der Burg Ravensberg am Samstag und Sonntag selber ein recht konkretes Bild machen. Und: sich in aller Ruhe im mittelalterlichen Leben ausprobieren. Am Samstag fiel das sicher leichter. "Wir hatten bestimmt bis zu 400 Besucher hier", freute sich Jürgen Upmeyer, Vorstand der Stiftung Burg Ravensberg. Da schien zu frühsommerlichen Temperaturen auch die Sonne. Am Sonntagnachmittag hingegen mussten die großen und kleinen Gäste den Launen des Wetters trotzen. Donnergrollen, während man im Kettenhemd oder gar im eisernen Ornat steckte - für den Ritter hoch oben auf einem Berg vielleicht doch nicht nur eine verlockende Aussicht. Was an einer Bogenverletzung wirklich das Gefährliche war Für Kyra und Sarah Heimers, Rebekka Hentschel und Lena Buschschlüter kein Grund zu verzagen. Als derer von Bronkows hatten sie wenigstens ein Dach aus Stoff über dem Kopf. Und saßen rund um eine Feuerstelle, über der im Topf das köstliche Mahl vor sich hin schmorte. "Wir machen eine Hühnersuppe", erklärte Kyra Heimers. Nicht nur Mohrrüben und Lauchzwiebeln hatten bereits den Weg in den Topf gefunden. Auch für etwas Fleisch war gesorgt. Ein paar Meter weiter präsentierte Bogner Robert aus dem Gefolge derer von Ravensberg stolz seinen Hickory-Holz-Langbogen - und ließ angehende Bogenschützen an etwas kürzeren Bögen selbst ihr Geschick ausprobieren. Dass die Pfeile gar nicht in erster Linie eine unmittelbar tödliche Waffe dargestellt hatten, darüber gab am Fuße des Burgturms Tobias Thiel Auskunft. "Die Bogenschützen haben damals auf ihre Pfeile gepinkelt", ließ der bei seinen Ausführungen aufhorchen. Die Wunden eines Getroffenen entzündeten sich. Wurden die Verletzungen nicht passend kauterisiert - also ausgebrannt - drohte der Verlust von Hand, Arm oder Bein. Oder noch Schlimmeres. Kinder erproben den Schwertkampf an der Ravensburg Sich von diesen Geschichten einschüchtern lassen - das kam für die jungen Gäste auf der Burg natürlich nicht in Frage. Und so ließen sie sich gerne Schild und Schwert in die Hand drücken, um es im Gefecht mit Tobias Thiel aufzunehmen. Dabei wurde schnell deutlich: so ein Schwertkampf geht ganz schön in die Arme. Gut, wenn man sich dann an der Feuerschale ausruhen konnte, um ein wenig Stockbrot zu backen oder dem Schmied bei der Arbeit zuzusehen. Immer wieder züngelten die Flammen am Ofen von Johannes Schröder hoch. Das Eisen wollte eben geschmiedet werden, so lange es heiß war. Erstmals war auch das Brunnenhaus anlässlich des Mittelalterfestes durchgängig geöffnet. Über die tatsächliche Tiefe und wie man sie wohl erkunden könnte, ließ sich aber nur spekulieren. Wobei es an kreativen Ideen der jungen Gäste wahrlich nicht mangelte. Die Geburtsstunde der Ravensburg Sehr viel praktischer ging es da schon am Kreativ-Stand von Ulrike Geisemeier, Nele Fender, Susanne Wilken und Laura Wilken zu. Denn hier gab es Bastelmaterial, aus dem sich - bei Bedarf sogar mit Hilfe - allerlei Schönes gestalten ließ. Apropos gestalten: Am frühen Nachmittag nahm dann das Theaterstück Gestalt an, auf das Benjamin so lange gewartet hatte. Erzähler Armin Bauer entführte in die Jahre zwischen 1062 und 1070. Da nämlich sann Otto von Northeim darauf, ein mächtiger Fürst zu werden - und legte sich sogar mit dem König, Heinrich IV, an. Seine Tochter hatte der Sachse eigentlich dem Fürsten Welf von Bayern versprochen. Doch nachdem die Reichsacht über Otto von Northeim verhängt worden war, wollte der Bayer - diesmal gespielt von Benjamin - die ohnehin viel jüngere Adelige doch lieber wieder loswerden. Sein Lohn: das Herzogtum. Hermann von Calvelage sprang in die Bresche. Unter der Bedingung, dass der Schwiegervater für ihn und die neu vermählte Ethelinde eine Burg als Zuhause errichten würde. Die Geburtsstunde der Ravensburg. Und für rund 100 Besucher im Theater eine tolle Aufführung. Für die sieben jungen Darsteller Benjamin, Henrich, Mauritz, Michel, Aureane, Lias und Katharina gab es dementsprechend viel Beifall ob ihres Improvisationstalentes. Und damit eine überaus warme Dusche an einem zuweilen regnerischen Tag.

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