TV-Wetterfrau gibt großem Publikum in Borgholzhausen sorgenvollen Ausblick

Borgholzhausen. Claudia Kleinert ist eigentlich Diplom-Betriebswirtin. Seit 1996 moderierte sie aber fürs Fernsehen regelmäßig das Wetter. Im Laufe der Jahre entwickelte sie sich dabei zu einer prominenten Wetterexpertin - zumindest wird sie in der Öffentlichkeit so wahrgenommen. Jetzt lockte sie mit ihrer Expertise mehr als 200 Besucher in die Aula der Gesamtschule. Die Stadtverwaltung hatte sie als Rednerin für ihre Auftaktveranstaltung zum Klimadialog in Borgholzhausen gewonnen. Kleinert sprach eine Stunde lang über sich, das Erstellen einer Wetterprognose und die Folgen des Klimawandels. Die Frage, ob der kommende Winter warm oder kalt werde, sei unseriös: "Weil ich dann sagen muss: Keine Ahnung." Denn die Genauigkeit einer Wetterprognose liege zwar in den ersten zwei Tagen bei 95 Prozent, doch ab dem sechsten Tag falle sie auf unter 30 Prozent. Sie selbst sei kurz nach einer ihrer örtlichen Regenvorhersagen schon einmal im Schneegestöber auf der Autobahn stecken geblieben. Daher gelte: Je kürzer der Zeitraum, desto genauer die Prognose. Lesen Sie auch: Klima-Experiment im TV: Jenke von Wilmsdorff schwitzt in Versmold Anders als das Wetter behandele das Klima das übergeordnete Wettergeschehen jenseits von 30 Jahren, erklärte Kleinert. Dass der Klimawandel bei uns angekommen sei, erkenne man an der Zunahme außergewöhnlicher Ereignisse in den vergangenen zwei Jahrzehnten: Rekordregen, Rekordwärme und Rekordtrockenheit. "Man merkt, dass es dramatischer wird", sagte sie. Die Katastrophe im Ahrtal sei ein Beispiel dafür. Solche Ereignisse würden zunehmen. Dann zeigte sie ein erschreckendes Diagramm: Die vergangenen sieben Jahren von 2015 bis 2022 waren die global wärmsten Jahre seit Beginn der Wetteraufzeichnung im Jahr 1880. Darum kommt die Region am Teuto vergleichsweise glimpflich davon Ein wichtiger Faktor in der Beurteilung des Klimawandels sei das Starkwindfeld in den oberen Luftschichten, der sogenannte Jetstream. Es gebe Hinweise darauf, dass er langsamer werde. Das wiederum sei die Folge einer geringeren Temperaturdifferenz zwischen Arktis und Äquator. Deswegen halten sich Tiefs und Hochs bei uns länger auf. "Sie verharren ", sagte Kleinert. Das aktuelle Jahr 2022 passt ins Bild. Südliche Warmluft sei über mehrere Wochen aus der Sahara und Südspanien angesaugt worden. So zeichneten Meteorologen in Hannover 19 Tage mit mehr als 35 Grad Celsius auf, üblich seien im rechnerischen Mittel fünf. Solche stabile Wetterlagen nähmen zu. Normales Wetter hingegen sei laut Kleinert durch etwas anderes gekennzeichnet: Veränderung. "Wir müssen in Zukunft mit Sommern rechnen, die an vielen Tagen deutlich wärmer sind als 30 Grad", prophezeite sie. Im Winter hingegen werde es mehr Niederschläge geben, die Trockenheit im Sommer könnten die jedoch nicht ausgleichen. Die Region am Teutoburger Wald komme dank ihrer "Staulage" noch vergleichsweise glimpflich davon. Das von vielen Staaten der Erde unterzeichnete Klimaziel, also die Begrenzung des weltweiten Temperaturanstiegs um 1,5 Grad bis 2100, "werden wir schon nicht mehr schaffen", prognostizierte Kleinert. Europa sei schon jetzt im Mittel um 0,5 Grad Celsius wärmer. Von den vergangenen 100 Monaten seien 86 zu warm und nur 14 zu kalt gewesen. In der vergangenen Oktoberwoche in Deutschland etwa "hätten wir im Sommer locker 33 oder 34 Grad gehabt". Einen Lichtblick sah Kleinert darin, dass die Deutschen dieses Jahr wegen des Ukraine-Krieges ihren Energieverbrauch "mal ratzfatz" um zwanzig Prozent gesenkt hätten. Daran sehe man: "Es geht." Neben dem Verhindern des Anstiegs beim CO2-Ausstoß könne der Bürger im Kampf gegen den Klimawandel hierzulande aber nur noch eines tun: sich anpassen.

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