Dieser Wursthersteller bot schon vorm Veggie-Hype vegetarischen Aufstrich an

Glocken-Beune ist mit 160 Mitarbeitern regional ein bedeutender Arbeitgeber. Doch ist er groß genug, um sich auch künftig in einem Markt zu behaupten, der von Konsolidierung (Tönnies-Gruppe, The Family Butchers) geprägt ist?Matthias Beune: In unserer Branche gehören wir zu den eher kleineren, mittelständischen, fleischverarbeitenden Betrieben. Wir haben uns auf Nischenprodukte spezialisiert, die so kaum jemand herstellt. An welche Produkte denken Sie dabei? Da sind zum Beispiel unsere &bdquo;Bauern-Vesper" oder unser &bdquo;Beunes Beste Rinder-Rauchfleisch". In den letzten Jahren haben wir aber auch unser Snackangebot stark erweitert. Salami-Snacks sind sehr im Trend und der Markt wächst. Unsere neuste Snack-Entwicklung sind unsere &bdquo;Ready-to-Snack-Salami-Chips", die super im Handel angekommen sind. Sie finden Sie zum Beispiel im Marktkauf in Halle. Allgemein sind wir bei unseren Kunden für absolute Top- Qualität bekannt. Diese Qualität hat für uns neben dem Wohl unserer Mitarbeiter immer oberste Priorität. In der jüngeren Vergangenheit wurde erkennbar immer wieder am Standort investiert. Können Sie eine kleine Übersicht über die umgesetzten Maßnahmen geben?Im letzten Jahr konnten durch die Fertigstellung einer neuen Versand-, Lager- und Kühlhalle viele Produktions- und Logistikabläufe optimiert und digitalisiert werden. Im Zuge dessen wurden die gesamte Kanalisation und die Löschwasserorganisation auf den neuesten Stand gebracht. Die gesamte Bewegungsfläche für Lkw wurde auf die Anforderungen der Schwerlastzüge optimiert. Außerdem haben wir unsere Büroräume modernisiert. Neben der optischen Verschönerung haben wir alle Arbeitsplätze ergonomisch nach den neusten Gesichtspunkten eingerichtet, um die Arbeit für unsere Mitarbeiter komfortabler und gesünder zu gestalten. 2017 berichtete diese Zeitung über die Umstellung der Energieversorgung auf ein Blockheizkraftwerk (BHKW). Wie sind die Erfahrungen mit dieser Technik nach fünf Jahren?Der Schutz der Umwelt ist uns ein wichtiges Anliegen. Durch das BHKW wird der Großteil unseres Strombedarfs sowie auch des Wärmebedarfs erzeugt. Hierfür wurden wir mit dem Ressourceneffizienz-Preis des Landes NRW für innovative Verfahren ausgezeichnet. Das verwirklichte Energiekonzept ist bis zum heutigen Tage ein wirkliches Erfolgsprojekt. Leider ist es nicht möglich, den aktuellen Erfolg mit der Unsicherheit in der heutigen Energiepolitik auf die nächsten Jahre zu projizieren. Gerne würden wir weiter in diesem Bereich investieren, leider fehlt uns die klare Energiestrategie der Politik. DLG-Prämierung von etlichen Produkten klingt nach einem zeit- und kostenintensiven Prozess. Wie wichtig ist ein solches Siegel in der heutigen Zeit, in der fünf große Abnehmer den Markt diktieren? Die DLG-Prämierung ist eine unabhängige Qualitätsprüfung, der wir uns seit vielen Jahrzehnten mit unseren Produkten jährlich unterziehen. Da wir Spezialitäten in besonders hoher Qualität herstellen, dient die DLG-Auszeichnung dazu, unsere hochwertigen Produkte zu unterstreichen. An den jährlichen DLG-Prüfungen nehmen wir schon seit vielen Jahrzehnten erfolgreich teil und bekommen überwiegend goldene Auszeichnungen. Ist der erzielte Effekt im In- oder im Ausland größer? Da das DLG-Siegel überwiegend in Deutschland bekannt ist, hat es natürlich im Inlandsmarkt Bedeutung. Ausländische Kunden schätzen die ausgezeichnete Qualität, jedoch kennt der dortige Verbraucher nicht die Bedeutung des deutschen DLG-Zeichens. Läuft der Export kleinteiliger oder sind die Strukturen ähnlich wie in Deutschland? Mittlerweile liegt unser Exportanteil bei über 50 Prozent. Wir liefern unsere Waren in viele europäische Länder. Wir beliefern dort sowohl große Handelsketten als auch Großhandelsunternehmen und Nahrungsmittelhersteller. Die Strukturen sind denen in Deutschland ähnlich, wobei der Konzentrationsprozess noch nicht so weit fortgeschritten zu sein scheint. Corona hatte Auswirkungen auf Ihre Arbeitsabläufe (Tests) und auf Ihre Mitarbeiter. Wie stellt sich die Situation aktuell dar und wie wirkte sich die Coronazeit auf Nachfrage und Umsätze aus?Aktuell führen wir wöchentliche PCR-Tests unserer Belegschaft unter einem enormen zeitlichen und finanziellen Aufwand durch. Unsere Corona-Strategie mit dem wöchentlichen Monitoring hat uns ermöglicht, Schwachstellen in dieser Situation unmittelbar zu beheben oder gegenzulenken. Basierend auf unserer Kundenausrichtung mussten wir keine Umsatzeinbußen hinnehmen. Aufgrund der Pandemie ist es zu einer Verschiebung der Umsätze gekommen. Seit fast 100 Jahren ist ihr Unternehmen im Bereich Wurst und Schinken aktiv. Sind Alternativen auf pflanzlicher Basis ein Thema für Sie? 2000 sind wir mit vegetarischem Brotbelag und Aufstrich gestartet. Das geschah vor dem Hintergrund der damals aufkeimenden BSE-Krise (Rinderwahnsinn). Leider waren wir damals damit etwas zu früh am deutschen Markt unterwegs. Die Zeit war einfach noch nicht reif für derartige Produkte. Die Absatzmengen entwickelten sich leider nicht wie erhofft, woraufhin wir uns dann dazu entschieden haben, diese Produktschiene wieder einzustellen. Seitdem haben wir keine weiteren pflanzlichen Alternativen geplant und konzentrieren uns mit voller Kraft auf das, was wir seit nunmehr fast 100 Jahren gut beherrschen. Die Fragen stellte Andreas Großpietsch Lesen Sie auch: Neue Gesetze sorgen für Frust bei Versmolder Fleischwarenhersteller

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