Corona und Werksvertragsverbot: Doppelte Herausforderung für Wursthersteller

Der Fleischverarbeiter Glocken-Beune hatte im November mit Corona-Infektionen zu kämpfen. Auch jetzt noch beschäftigt die Pandemie das Familienunternehmen. Parallel müssen die Werkverträge abgeschafft werden. Eine Doppelbelastung.

160 Menschen arbeiten beim Casumer Wurstproduzenten Glocken-Beune. | © Anke Schneider

Jonas Damme
08.01.2021 | 08.01.2021, 05:00

Borgholzhausen. Beim Wurstwarenhersteller Glocken-Beune GmbH und Co. in Casum hatte es Mitte November einen Corona-Ausbruch gegeben. 17 Mitarbeiter waren betroffen, vier davon kamen aus Borgholzhausen.

Noch immer ist das Unternehmen mit der Coronabekämpfung beschäftigt, die Lage sei aber „sehr gut im Griff", erläutert Geschäftsführer Matthias Beune auf Anfrage unserer Zeitung. „Im November letzten Jahres traten in einer Woche mehrere positive Testungen unserer Mitarbeiter auf. In den folgenden Wochen waren es dann wieder nur vereinzelte Fälle und dann auch immer wieder mal kein einziger", so Beune. „Wir sind nach wie vor davon überzeugt, dass das Problem immer wieder von außen zu uns gelangt."

Trotzdem wolle man die seit fast zwei Monaten erfolgreiche Teststrategie beibehalten. „Um die Situation bestmöglich im Griff zu behalten, testen wir wie bisher auch zukünftig jede Woche alle Produktionsmitarbeiter", so der Unternehmenschef.

Schon zum Zeitpunkt des Ausbruchs habe man bei den rund 160 Mitarbeitern aber alle Hygienevorgaben eingehalten, betont Matthias Beune. „Alle Strukturen und Abläufe wurden gleich zu Beginn der Pandemie gemäß der offiziellen Empfehlungen und Vorschriften gestaltet, so dass im November keine weiteren strukturellen Änderungen nötig waren."

Auch Werkverträge werden bei Glocken-Beune eingesetzt. Allerdings nicht in der Fleischverarbeitung, wie der Geschäftsführer betont. „Wir haben keine Werkverträge bezüglich in den Kernbereichen unserer Produktion tätiger Mitarbeiter. Werkvertragsmitarbeiter haben wir aktuell lediglich in nachgelagerten Bereichen wie für die Betriebsreinigung und in der Verpackung im Einsatz", erläutert Matthias Beune.

Dabei ginge es aber nicht um Aufgaben aus dem Lebensmittelbereich. „In diesen nachgelagerten Bereichen werden keine branchenspezifischen Tätigkeiten ausgeführt. Wir halten in jeder Hinsicht die Forderungen des Arbeitsschutzkontrollgesetzes ein."

„Das ist eine aufwendige Geschichte"

Nach dem sogenannten „Tönnies-Skandal" war das teils ausbeuterisch genutzte Werkarbeitersystem in der Fleischverarbeitungsbranche in den Fokus geraten. Bundesarbeitsminister Hubertus Heil hat mittlerweile festgelegt, dass in größeren Betrieben der Branche seit dem 1. Januar 2021 im Kerngeschäft Schlachtung, Zerlegung und Fleischverarbeitung keine Werkvertragsarbeiter und ab 1. April 2021 auch keine Leiharbeiter mehr beschäftigt werden dürfen. Bei Verstößen drohen Bußgelder.

Auch das Casumer Familienunternehmen musste reagieren. „Das ist eine aufwendige Geschichte", erläutert Matthias Beune. „Wir sind dabei, viele Verträge umzustellen. Auch in der Verpackung müssten sich Werksverträge bald erledigt haben." Einzig die Reinigung des Betriebes überlasse man weiterhin einem externen Dienstleister. Vor existenzielle Probleme stellte ihn die Änderung nicht.

Glocken-Beune produziert und vertreibt seit 1925 Wurst-, Schinken- und andere Fleischprodukte unter eigener Marke. Das Unternehmen legt nach eigener Aussage großen Wert auf ausgezeichnete, streng kontrollierte Lieferanten aus Deutschland und Europa. Auch auf der ökologischen Nachhaltigkeit liege ein Augenmerk. Glocken-Beune bereitet sein Brauchwasser auf und bezieht einen Großteil des Strombedarfs aus einem mit Erdgas betriebenes Blockheizkraftwerk, für das das Unternehmen mit dem Ressourceneffizienz-Preis des Landes NRW ausgezeichnet wurde.