Steinhagen klagt wegen „verschwundener Einwohner“

Steinhagen. Wie viele Menschen in einer Stadt wohnen, ist mehr als eine Prestigefrage. Es hat Auswirkungen auf die finanzielle Situation in der Kommune. Darum wollen Steinhagens Bürgermeisterin Sarah Süß und Kämmerer Jens Hahn das Ergebnis der Bevölkerungszählung aus dem Jahr 2022 auf keinen Fall hinnehmen. Wie die Bürgermeisterin in der Ratssitzung am Mittwoch mitteilte, habe man in dieser Woche Klage beim Statistischen Landesamt gegen den Zensus eingereicht. &bdquo;Das Ergebnis passt nicht“, ist sich Sarah Süß sicher. Demnach hat der Zensus zum Stichtag 15. Mai 2022 für Steinhagen eine Einwohnerzahl von 19.871 errechnet. Wie die Bürgermeisterin ausführte, waren es bei der Zählung davor im Jahr 2011 allerdings noch 20.616 Einwohner. Steinhagen hätte demnach also innerhalb von zehn Jahren 745 Menschen verloren. Angesicht der neu hinzugekommenen Baugebiete in Steinhagen und dem Zuzug von Geflüchteten in den vergangenen Jahren zweifelt man im Rathaus die Zensus-Zahlen an. Wie Jens Hahn am Donnerstag auf HK-Nachfrage erklärt, leben laut den Daten aus der Verwaltung aktuell etwa 21.900 Menschen in Steinhagen. Also 2.029 mehr als durch den Zensus beim Statistischen Landesamt (IT NRW) gemeldet sind. Zensus-Zahlen haben für Steinhagen finanzielle Folgen &bdquo;Das ist also keine geringe Abweichung, von der wir hier reden“, kommentiert der Kämmerer das vorliegende Zahlenmaterial. Die große Differenz könne man sich nicht erklären. Darum hat die Gemeinde fristwahrend Klage eingereicht. Denn der unerklärliche Einwohner-Schwund hat für Steinhagen finanzielle Folgen, weil der kommunale Finanzausgleich auf der Anzahl der Einwohner einer Kommune basiert. &bdquo;Laut dem Gemeindefinanzierungsgesetz NRW stehen uns verschiedene Pauschalen zu, die aufgrund der Einwohnerzahl berechnet werden“, erläutert Kämmerer Jens Hahn. Ein Beispiel ist die Investitionspauschale, die Kommunen vom Land zusteht. Pro Einwohner waren das zuletzt 44,25 Euro. Jens Hahn rechnet vor, dass Steinhagen aufgrund der neuen Zensus-Zahlen rund 33.000 Euro weniger pro Jahr erhalten würde. &bdquo;Gehen wir mal davon aus, dass die nächsten Bevölkerungszahlen erst in zehn Jahren erhoben werden, dann sind das auf zehn Jahre gerechnet, schon 330.000 Euro.“ Andere Landeszuwendungen dazugenommen, kämen unterm Strich beachtliche Summen zusammen. Wie hoch der mutmaßlicher Schade für Steinhagen wäre, habe man noch nicht errechnet. Lesen Sie auch: Steinhagen verschickt Bescheide: Jetzt steht fest, wer mehr zahlen muss Wie Jens Hahn berichtet, ist Steinhagen kein Einzelfall. Der Großteil der Kommunen im Kreis Gütersloh zweifle die Zensus-Zahlen an. Im benachbarten Bielefeld reibt sich Bürgermeister Piet Clausen die Augen: Dort hat der Zensus die Stadt auf einen Schlag um 12.000 Menschen kleiner gemacht. In der Folge dürfte Bielefeld etwa 7 Millionen Euro weniger Schlüsselzuweisungen vom Land zustehen. Weniger Einwohner bedeuten auch weniger Geld Für Steinhagen zusätzlich folgenreich könnte die Tatsache sein, dass die Einwohnerzahl laut Zensus unter die 20.000-Marke fällt. Ein Beispiel: Laut der Entschädigungsverordnung für Ratsmitglieder erhalten die in den politischen Gremien tätigen ehrenamtlichen Bürgerinnen und Bürger in Kommunen, die weniger als 20.000 Einwohner haben, weniger Geld als ihre Kollegen in größeren Kommunen. &bdquo;Es gibt vermutlich noch ganz andere Auswirkungen, an die wir jetzt noch gar nicht denken“, mutmaßt Jens Hahn. 📲 Aktuelle News bekommen Sie täglich über den WhatsApp-Kanal des HK

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