Wertheraner wirft Ankäufer von Pelzmänteln und Gold unseriöse Methoden vor

Werther. &bdquo;Pelz- und Goldankauf in Werther“, steht in fetten Buchstaben auf dem Flyer geschrieben, den zahlreiche Wertheraner in ihren Briefkästen gefunden haben dürften. &bdquo;Ab Montag vier Tage gültig! Nutzen Sie die einmalige Gelegenheit!“ Dazu Fotos von Pelzmänteln, Uhren, Goldmünzen, Schmuck und vielen Dingen mehr. Weiter heißt es: &bdquo;Dingend gesucht: Zahngold, Ledermäntel, Hüte, Trachten, Ölgemälde, Zinn, Silberbesteck, Geweihe, Porzellan, Musikinstrumente aller Art.“ Außerdem: &bdquo;Gerne übernehmen wir Ihre Spritkosten bis zu 30 Euro bei Ankauf.“ Ein Leser macht das &bdquo;Haller Kreisblatt“ auf die Aktion aufmerksam. Er kann nichts Gutes daran finden, was seit Montag in einem Nebenraum des Gebäudes in Theenhausen stattfindet, in dem auch die Bäckerei Welter ihre Geschäftsräume hat. Im Gegenteil. Er nennt die Geschäftspraxis eine &bdquo;besorgniserregende Betrugsmasche gegen ältere Menschen, die dringend öffentlich gemacht werden sollte“, spricht von &bdquo;Trickbetrügern, die unverschämt hohe Preise versprechen, die in keinem Verhältnis zum tatsächlichen Wert der Kleidung stehen“. Der Mann hat seine Informationen von einer Freundin, die zusammen mit ihrer Großmutter Anfang der Woche die Ankaufstelle aufgesucht habe, wie er erzählt. Als erstes sei ihnen aufgefallen, dass alle bereits angekauften Kleidungsstücke achtlos in einer Ecke auf dem Boden lagen. &bdquo;Es war offensichtlich, dass es denen nicht um den Ankauf der Kleidung ging, sondern darum, die Verkäufer unter Druck zu setzen, auch Gold zu verkaufen“, so der Mann. Seiner Freundin und der Großmutter sei gesagt worden, man kaufe die Kleidung nur, wenn auch Gold mitverkauft werde. &bdquo;Und es wurde nachgefragt, ob noch andere Erbstücke vorhanden sind.“ Ärger über Verhalten der Behörden &bdquo;Da passt doch etwas nicht“, findet der Mann. Und sagt auch, dass die Ankäufer mindestens 200 Gramm Gold gefordert hätten. &bdquo;Das entspricht einem Wert von rund 15.000 Euro.“ Seine Vermutung: &bdquo;Dass vor Ort mit gezinkten Waagen gearbeitet und der Goldpreis heruntergeredet wird.“ Dabei sei seines Wissens der Verkauf von Gold durch sogenannte Reisegeschäfte in Deutschland illegal. Neben der eigentlichen Geschäftspraxis in Theenhausen ärgert den Mann aber auch das Verhalten der Behörden. &bdquo;Wir haben zuerst die Kreispolizeibehörde in Gütersloh informiert“, schildert der Mann. Die sei jedoch aufgrund der gewerblichen Natur des Geschäfts nicht zuständig, sei ihm gesagt worden, man habe an das städtische Ordnungsamt verwiesen. &bdquo;Leider war das Rathaus in Werther geschlossen.“ Also hätten sie es bei der Polizeiwache in Halle versucht, die auch für Werther zuständig ist. &bdquo;Man bot uns an, den Zoll zu informieren. Man könne das Anliegen auch an das Ordnungsamt weiterleiten. Eine Bearbeitung dort könne aber vier Tage dauern - die Zeit, die die Betrüger angekündigt haben, in der Stadt zu sein.“ Es sei äußerst beunruhigend, dass unter den Augen der Behörden eine derart dreiste Betrugsmasche gegen die Schwächsten in unserer Gesellschaft, die älteren Mitbürger, geduldet werde und diese um ihre Ersparnisse gebracht würden, ärgert sich der Mann. Schlange vor dem Verkaufsraum Das &bdquo;Haller Kreisblatt“ hat sich schließlich selbst vor Ort ein Bild gemacht. Es ist viel los an diesem Vormittag, mehrere Autos parken vor der Tür, eine Frau fährt mit ihrem Wagen dreimal im Schritttempo an den Ankaufsräumen vorbei, bevor sie sich entschließt, doch anzuhalten. Vor der Eingangstür hat sich eine kleine Schlange gebildet. Das eigentliche Geschäft findet in einem Raum neben der Bäckerei statt, es gibt einen separaten Eingang. Von ihm gelangt man in einen Vorraum, mehrere Personen warten hier, bis sie an der Reihe sind. Nach einer Weile verlässt ein Paar die Räume. &bdquo;Nichts verkauft“, sagen sie kurz und ziehen ab. Ein anderer Mann ist gekommen, um eine Goldmünze zu veräußern, hat sie aber noch nicht bei sich. Der ihm gegenüber angebotene Goldpreis sei in Ordnung gewesen, erzählt er dem &bdquo;Haller Kreisblatt“. &bdquo;Nicht super, aber okay.“ Die Ankäufer wären gegebenenfalls auch zu ihm nach Hause gekommen, erzählt er weiter. Das steht übrigens auch auf dem Plakat geschrieben, das in der Fensterscheibe klebt: &bdquo;Hausbesuche bis zu 80 Kilometer kostenlos.“ Räume in Werther inzwischen geschlossen Im Verkaufsraum - das bestätigt eine weitere Person - sieht es tatsächlich so aus, wie der Informant anfangs erwähnte: in einer Ecke auf dem Boden ein Haufen Kleidung und einige Taschen, an einem Ständer eine Reihe Pelze. Der Raum sei durch eine Tür vom Wartebereich getrennt, so dass keiner der Wartenden mithören könne, ob und zu welchem Preis Waren den Besitzer wechseln. Auf einem Tisch eine kleine Goldwaage, zwei Handys, ein Quittungsblock. Als das &bdquo;Haller Kreisblatt“ am Nachmittag noch einmal nach Theenhausen fährt, sind die Räume geschlossen. Die Rollläden sind zugezogen, an der Tür hängt ein Zettel mit einer Telefonnummer: &bdquo;Bitte anrufen.“ Auf die Vorwürfe reagiert der Händler genervt: Er fühle sich inzwischen regelrecht verfolgt, sagt er. &bdquo;Niemand muss doch bei mir etwas verkaufen. Jeder tut dies freiwillig.“ Es stimme auch nicht, dass er Kleidung nur annehme, wenn auch Gold angeboten werde. Und schon gar nicht, dass es mindestens 200 Gramm sein müssten. &bdquo;Wir kaufen Gold in jeglicher Menge.“ Gold-Ankäufer zeigt sich verärgert Er habe einen Beruf, der einer Handelsethik unterliege, sagt der Händler. &bdquo;Aber auch in der Sendung ’Bares für Rares’ wird man sich nicht immer einig. Und wenn man ein Auto verkauft, würde ein Käufer 1.000 Euro anbieten, ein anderer 1.500 Euro. Das ist die freie Marktwirtschaft.“ Der Ankäufer sagt, wenn man Zweifel habe, solle man doch vorbeikommen und sich selbst ein Bild machen. In Theenhausen wird daraus allerdings in dieser Woche nichts mehr. Obwohl am Donnerstag eigentlich noch geöffnet sein sollte, bleiben die Räume geschlossen. &bdquo;Wasserschaden“, begründet der Händler. Die Stadt Werther ist offenkundig ebenfalls auf den Händler aufmerksam gemacht geworden und wohl mehrfach vor Ort gewesen. Bürgermeister Veith Lemmen antwortet auf Anfrage knapp: &bdquo;Uns liegen mehrere Hinweise vor, die wir intensiv überprüfen. Wir behalten uns weitere ordnungsrechtliche Schritte vor. Zudem stehen wir im engen Austausch mit der Polizei. Wer Edelmetalle verkauft hat, soll sich bitte beim Ordnungsamt der Stadt Werther melden. Wer meint, Opfer einer Straftat geworden zu sein, kann sich jederzeit an die Polizei wenden.“ Die Antwort der Polizei fällt kurz aus: &bdquo;Uns ist nicht bekannt, dass hier ein Betrug vorliegt“, sagt Mark Kohnert, Pressesprecher der Kreispolizeibehörde Gütersloh, auf Anfrage.

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