Fördermittel: Was passiert, wenn das Heizungsgesetz dieses Jahr kippt?

Düsseldorf. Das umstrittene und in seiner ersten Form verkorkste Heizungsgesetz (&bdquo;Gebäudeenergiegesetz“) gilt als Symbol für die gescheiterte Ampel-Koalition. Im Wahlkampf dürfte es wieder eine Rolle spielen, weil die Union Änderungen plant. Was könnten die konkret für Verbraucher bedeuten? Kippen die Förderungen für den Heizungstausch? Union-Kanzlerkandidat Friedrich Merz hat angekündigt, das Gesetz zu korrigieren und auf den ursprünglichen Stand wieder zurückzubringen. In seiner aktuellen Form sieht das Gebäudeenergiegesetz vor, dass eine heute neu eingebaute Heizung in einem Neubaugebiet zu mindestens 65 Prozent mit erneuerbaren Energien betrieben werden muss. Bestandsbauten sollen davon aber erst betroffen sein, wenn die kommunale Wärmeplanung in den Städten und Gemeinden abgeschlossen ist – das wird für Mitte 2026 oder 2028 erwartet. Spätestens 2045 müssen Verbraucher eine klimafreundliche Heizung besitzen. Ab dann soll in Deutschland der Gebäudesektor emissionsfrei sein. Worauf müssen sich Verbraucher einstellen? Doch so oder so: Auch unter einer unionsgeführten Bundesregierung dürfte das Heizen mit fossilen Energien wie Öl oder Gas auf Dauer teurer werden. Grund ist der CO?-Preis. Experten erwarten, dass dieser ab 2027 stark ansteigen könnte, da er dann frei am Markt für europäische Emissionszertifikate gebildet wird – mit dem deutschen Heizungsgesetz hat das also direkt erst mal nichts zu tun. Verbraucher, die dann noch mit Öl oder Gas heizen, müssten sich somit auf höhere Betriebskosten einstellen. Antragsflut auf Fördermittel für Heizungstausch? Deshalb verwundert es nicht, dass derzeit Meldungen von einem &bdquo;Run auf Fördermittel“ für den Heizungstausch kursieren. Hintergrund: Aktuell fördert der Staat den Kauf einer Wärmepumpe mit bis zu 70 Prozent. Gefördert wird die Anschaffung des Heizgeräts und dessen Einbau, erklärt Christian Handwerk von der Verbraucherzentrale NRW. &bdquo;Unterm Strich ist aktuell ein Förderanteil von 40 bis 50 Prozent nicht unrealistisch. Je nach Einkommen und Art der alten Heizung sind sogar maximal 70 Prozent möglich.“ Mehrere Tausend Euro Fördermittel für Verbraucher Das sind umgerechnet mehrere Tausend Euro. Konkret: Wer sich heute eine Wärmepumpe anschafft, muss durchschnittlich mit Kosten zwischen 18.000 bis knapp 30.000 Euro rechnen, in einigen Fällen bis zu 40.000. Die staatliche Förderung (KfW-Zuschuss) ist bei 30.000 Euro gedeckelt (maximal 70 Prozent der Kosten). Angenommen, die Kosten für einen Heizungstausch belaufen sich auf 30.000 Euro, dann können einige Verbraucher mit Fördermitteln von rund 20.000 Euro rechnen. Die ergeben sich durch eine Grundförderung von 30 Prozent (wenn die Heizung zu 65 Prozent mit grüner Energie läuft). Hinzu können weitere 30 Prozent Einkommensbonus für Antragsteller kommen, die in den vergangenen drei Jahren ein Haushaltseinkommen von durchschnittlich maximal 40.000 Euro hatten. Hinzu kommen 20 Prozent Förderung, wenn man die Heizung proaktiv tauscht – und nicht erst dann, wenn sie schon kaputt ist. Hunderttausende Zuschüsse im vergangenen Jahr Drohen diese Zuschüsse nun nach der Bundestagswahl auszulaufen? CDU-Politiker Jens Spahn sagte im November, dass seine Partei die mit dem Heizungsgesetz verknüpfte Förderung für neue Heizungen mittelfristig abschaffen wolle. Einige Medien berichten aktuell von einer &bdquo;Flut von Anträgen für Wärmepumpen“. Experten in NRW wollen dies auf Nachfrage jedoch nicht bestätigen. Zwar sei bis Mitte Dezember nicht geklärt gewesen, wie es mit der Förderung von neuen Heizungen ab Januar weitergehen werde, aber dann sei bekanntgegeben worden, dass die Förderprogramme &bdquo;in diesem Jahr zunächst weiterlaufen wie gehabt“, sagt Christian Handwerk von der Verbraucherzentrale NRW. &bdquo;Dabei wissen Verbraucher mittlerweile auch, dass sie gesetzlich nicht zum Tausch der Heizung gezwungen sind.“ Verbraucherzentrale stellt keine erhöhte Nachfrage fest Die Nachrichten seien letztlich nicht derart alarmierend gewesen, um viele Verbraucher in den &bdquo;Aktionismus zu treiben“, heißt es von der Verbraucherzentrale NRW weiter. Den Verbrauchern sei &bdquo;außerdem bewusst, dass förderfähige Heizungen momentan sehr teuer angeboten werden“. Doch wie lange laufen die Förderungen nun noch – und ist für Verbraucher Eile geboten? &bdquo;Es gibt derzeit kein Enddatum“, sagt Christian Handwerk von der Verbraucherzentrale. Gut möglich erscheine es, dass die Förderprogramme nach einem Regierungswechsel verändert würden. &bdquo;Nach einer Regierungsbildung würden entsprechende Änderungen dann wohl mit der KfW oder dem BAFA abgestimmt. Sollte sich also etwas ändern, dann vergehen bis dahin noch mehrere Monate“, vermutet der Experte. Auch das NRW-Wirtschafts- und Klimaministerium betont, dass nach dem Jahreswechsel die Heizungsförderung &bdquo;weiterhin beantragt“ werden kann. Lange Vorlaufzeiten bei Heizungsunternehmen Es mache auf &bdquo;jeden Fall Sinn“, eine Förderung zu beantragen und sich mit einem Heizungstausch zu befassen, sagt Stefan Krocker vom Sanitär- und Heizungs-Unternehmen Knapmeier aus Bielefeld. Eine erhöhte Nachfrage stellt der Experte derzeit aber nicht fest. Ob die Fördermittel mittelfristig reduziert werden könnten, hänge &bdquo;wahrscheinlich stark vom Bundeshaushalt 2025 ab“. Das Unternehmen arbeite aktuell beim Heizungstausch eine Vorlaufzeit von rund einem Jahr ab. Sprich: Wer seine intakte Heizung gegen eine Wärmepumpe tauschen wolle, brauche rund ein Jahr Geduld. Annette Müller vom Unternehmen &bdquo;Energieeffizienz“ betont derweil, dass eine Änderung bei den Förderrichtlinien grundsätzlich &bdquo;von heute auf morgen“ kommen könne. &bdquo;Aktuell ist uns dazu aber nichts bekannt.“ So beantragen Verbraucher eine Förderung Und wie läuft ein Heizungstausch ab? Von der KfW heißt es, dass Verbraucher vor der Antragstellung zunächst einen Lieferungs- oder Leistungsvertrag mit einem Fachunternehmen für die neue, förderfähige Heizung abschließen müssen, in dem eine Bedingung zur Zusage vereinbart wird. &bdquo;Aus dem Vertrag muss hervorgehen, wann die geplante Maßnahme voraussichtlich umgesetzt sein wird. Dieses Datum darf nicht außerhalb des Bewilligungszeitraums liegen“, heißt es von der KfW. Verbraucher müssen sich dann im Kundenportal der KfW registrieren und sich vom beauftragten Experten eine Bestätigung zum Antrag erstellen lassen. Dann können sie den Zuschuss beantragen. Das Vorhaben erfolgt auf eigenem Risiko; ein Rechtsanspruch auf die Förderung besteht nicht. Verbraucher müssen die Nachweise bei der KfW einreichen – und erhalten den Zuschuss nach der erfolgreichen Prüfung. Geringe Verkaufszahlen deuten auf Verunsicherung hin Fakt ist: Die politischen Diskussionen scheinen Verbraucher zu verunsichern, wie aktuelle Verkaufszahlen zeigen. Das NRW-Wirtschafts- und Klimaministerium teilt auf Anfrage mit, dass seit dem Start der Heizungsförderung von Ende Februar 2024 bis Jahresende knapp 227.000 Zuschüsse an Privatpersonen, Unternehmen und Kommunen zugesagt wurden. Das klingt nach einer hohen Zahl; allerdings hatte die Ampel-Koalition das Ziel von 500.000 verkauften Wärmepumpen pro Jahr formuliert. Laut Bundesverband der Deutschen Heizungsindustrie wurden in 2024 insgesamt rund 740.000 Wärmeerzeuger verkauft, im Vorjahr waren es fast doppelt so viele, wie die Tagesschau berichtet. Von den rund 740.000 Wärmeerzeugern waren nur rund 200.000 elektrisch betriebene Wärmepumpen. Demgegenüber wurden mehr als doppelt so viele Erdgasheizungen verkauft; sie machten mit 57 Prozent hingegen den Großteil aus.

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