Meinung

Gewalt in NRW-Kitas: Als Nächstes muss der Kinderschutz dran glauben

In den Landesjugendämtern steigen die Meldungen über Körperverletzung und sexuelle Übergriffe drastisch an. In den Augen unserer Autorin ist das die logische Konsequenz in einem System, das systematisch runtergewirtschaftet wird.

Die Kitas in NRW werden systematisch ausgehöhlt und geschwächt. In den Augen unserer Autorin ist eine Zunahme von Gewalt die logische Folge. | © Barbara Franke

Anneke Quasdorf
06.09.2025 | 06.09.2025, 05:00

In den Landesjugendämtern steigen die Meldungen über Gewalt in den NRW-Kitas drastisch an. Überraschen kann diese Nachricht niemanden, der den Niedergang des Systems verfolgt. Denn das ist, was passiert, wenn ein System geschwächt wird, in dem die Schwächsten und Kleinsten unserer Gesellschaft umsorgt und gebildet werden sollten. Das ist, was passiert, wenn Personal in ständiger Unter- oder Mindestbesetzung arbeitet. Das ist, was passiert, wenn ungelerntes Personal zum Stopfen der Lücken eingesetzt wird.

Das heißt nicht, dass Erzieherinnen und Erzieher keine Verantwortung für diese Entwicklung tragen. Wer Stress und Überlastung an den ihm anvertrauten Kindern auslässt, muss die Reißleine ziehen. Wer das bei Kollegen beobachtet, muss Meldung machen. Nur so lässt sich verhindern, dass sich die Abwärtsspirale immer weiter dreht.

Trotzdem sitzen die Hauptschuldigen nicht in den Kitas, sondern im Landtag. Sie tragen die Verantwortung dafür, dass das System trotz eindringlicher Warnung von Personal und Trägern immer weiter kollabiert. Weil sie Funktionalität über Qualität stellen und dafür systematisch die Qualitätsstandards senken. Von der frühkindlichen Bildung haben viele Einrichtungen sich deshalb schon verabschieden müssen. Scheint, dass als Nächstes der Kinderschutz dran glauben muss.