Rekord bei Schließungen: Kitas betreuen im Herbst so wenig wie nie zuvor

In den Statistiken des Landesjugendamtes ist eigentlich immer der Februar der Rekordmonat, was Hiobsbotschaften aus den Kitas betrifft. Doch in diesem Jahr tut sich der September besonders ungut hervor: 1.174 Mal meldeten Kitas aus Westfalen-Lippe die Gefährdungslage, dass sie zu wenig Personal haben, um Kinder sicher zu betreuen, so viel wie nie zuvor. In ganz NRW waren es 3.600 Meldungen. Die Folge: Hunderte Schließungen und verkürzte Betreuungstage. In vielen Kommunen geht es längst nicht mehr darum, diesen Mangel zu bekämpfen, sondern nur noch darum, ihn möglichst effizient mit Notbetreuungssystemen zu organisieren. In Bielefeld legt ein Gruppensystem jetzt genau fest, welche Kinder kommen dürfen, wenn Not am Mann ist. Und das sorgt für reichlich Ärger. &bdquo;Rollierendes System“ nennt sich die Regelung. Alle Kinder der Kita sind vier Gruppen zugeteilt. Zeichnet sich ein Engpass bei der Betreuung ab, legt die Einrichtung fest, welche Gruppen an welchen Tagen kommen dürfen. Was fair klingt, sorgt seit zwei Wochen für reichlich Wirbel und Ärger. Denn vielen Eltern ist die Regelung viel zu starr. &bdquo;Wir sind in den vergangenen Jahren mit Absprachen und Regelungen untereinander eigentlich immer gut klargekommen, wenn es Personalmangel gab“, sagt eine Mutter. &bdquo;Da konnte man immer ganz gut hin und hertauschen mit Eltern, die beruflich an dem Tag nicht so einen Druck hatten. Jetzt ist das System völlig unflexibel und berücksichtigt keinerlei individuelle Bedürfnisse mehr – teilweise auch der Kinder nicht.“ So würden Geschwisterkinder immer derselben Notgruppe zugeordnet. &bdquo;Was ja eigentlich auch praktisch ist. In der Realität heißt das bei einem Ein- und einem Fünfjährigen, die zusammen kommen aber, dass der Fünfjährige nur Kleinstkinder zum Spielen hat oder der Einjährige nur Vorschulkinder. Zahl der Gruppenschließungen zum Vorjahr verdoppelt Es ärgere die Eltern sehr, &bdquo;dass das eigentliche Problem nicht gelöst wird, sondern einfach normalisiert, verwaltet und auf uns Eltern abgewälzt wird“, sagen die Kita-Mütter Nora Hartmann und Mareike Dresing. Damit es in der ohnehin schon belastenden Kita-Misere schnellstmöglich zumindest wieder etwas besser wird, haben sich die Eltern der Kita Schröttinghausen jetzt mit einem offenen Brief an Politik und Verwaltung gewandt. Auch in anderen Kommunen in OWL spitzt sich die Lage immer mehr zu. Vielerorts gibt es deshalb Notbetreuungsmodelle. Allein im September gingen beim Landesjugendamt Westfalen-Lippe 1.174 Meldungen über Personalunterbesetzung ein. Daraufhin mussten in 600 Fällen die Betreuungszeiten gekürzt, in 519 Fällen Gruppen geschlossen werden. Das ist ein Rekordwert für die Region Westfalen-Lippe. Zum Vergleich: Im September 2023 lagen die Meldungen über Personalunterbesetzung bei 629. In 323 Fällen musste die Betreuungszeit gekürzt werden, in 263 Gruppenschließungen erfolgen. In Detmold halten sich die Schließungen auch nur deshalb in Grenzen, weil Träger und Kita-Personal &bdquo;dankenswerterweise einen hohen Organisationsaufwand“ auf sich nehmen, &bdquo;zum Beispiel durch Überstunden“, teilt eine Sprecherin mit. Die Belastung durch das häufig lang anhaltende Arbeiten in Mindestbesetzung wirke sich auf die Gesundheit der Fachkräfte aus und spiegele sich im Weiteren auch in dem Wunsch nach Teilzeitarbeit wider – &bdquo;um die Belastung am Arbeitsplatz zu reduzieren.“ .responsive23-gFrkqYNuKuEbeirb-bar-grouped-horizontal-teil-und-gruppenschliessungen { width: 100%; padding-top: 100%; } @media (max-width: 600px) { .responsive23-gFrkqYNuKuEbeirb-bar-grouped-horizontal-teil-und-gruppenschliessungen { padding-top: 100%; } } @media (max-width: 360px) { .responsive23-gFrkqYNuKuEbeirb-bar-grouped-horizontal-teil-und-gruppenschliessungen { padding-top: 142.86%; } } In vielen Kitas in OWL bleiben immer die gleichen Kinder zu Hause Auch Herford meldet eine steigende Anzahl an Personalausfallsituationen. &bdquo;Deshalb haben einige Träger ein Personalausfallmanagement entwickelt, in dem die einzelnen Maßnahmen stufenweise dargestellt sind“, teilt Sprecherin Susanne Körner mit. &bdquo;Dabei gilt der Grundsatz, dass jedes Kind ein Recht auf die Kitabetreuung hat, unabhängig von der familiären Situation.“ Denn auch das zeigen Umfragen in der Region: Bleibt die Entscheidung, wer bei Personalmangel kommen darf und wer nicht, den Eltern überlassen, bleiben häufig die immer gleichen Kinder zu Hause. &bdquo;Weil Eltern nicht berufstätig sind oder in Elternzeit“, sagt eine Erzieherin aus dem Bielefelder Norden. &bdquo;Wir sind aber eine Bildungseinrichtung, deshalb ist es nicht fair, wenn nicht alle Kinder den gleichen Zugang haben.“ Auch ihre Kita arbeite neuerdings mit dem rollierenden System der Stadt. &bdquo;Es gibt darüber auch bei uns Unmut bei Eltern. Was ja auch verständlich ist. Aber wir sehen ganz klar den Vorteil, dass wir Ausfälle viel besser und frühzeitiger organisieren können.“ Auch in der Kita in Schröttinghausen sehen einige Eltern die Ungerechtigkeit, wenn immer die gleichen Kinder zu Hause bleiben. &bdquo;Das muss man schon klar sagen, dass diese Situation bei uns oft so war“, sagt eine Mutter. Vor Ungerechtigkeit gefeit sei das neue System trotzdem auch nicht. &bdquo;Wir mussten unseren Sohn in der vergangenen Woche beispielsweise an drei Tagen zu Hause lassen, andere nur zweimal. Und das muss man eben auch stemmen können.“

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