Lebensqualität und Zufriedenheit mit dem eigenen Umfeld haben viele Gründe. Die auf den ersten Blick nicht immer zu erklären sind. Erst vor Kurzem erschien der sogenannte Glücksatlas für Deutschland 2025. In welcher Stadt sind die Menschen am glücklichsten, so war die Fragestellung.
Und oben auf der Liste stand – Kassel. Ausgerechnet Kassel, das bei einem kurzen Besuch nicht besonders attraktiv erscheint. Als attraktive Reiseziele gelten eher München, Hamburg oder Dresden. Doch die Bewohner und Bewohnerinnen sehen ihre Heimat anders. Überhaupt sind Großstädte mit mehr als 400.000 Einwohnern für das Lebensglück eher hinderlich.
Dennoch ist es überraschend, dass ausgerechnet die verhältnismäßig kleine Stadt Espelkamp den „Ortscheck“ dieser Redaktion gewonnen hat. Glückwunsch! Die nach dem Krieg auf dem Reißbrett für Heimatvertriebene entstandene Gemeinde punktet vor allem mit Themen, die die Menschen direkt betreffen. In den Bereichen Familie, Bildung, Senioren, Sicherheit liegt Espelkamp ganz weit vorn.
Das Image einer Stadt ist nicht wichtig für Lebensqualität
Bei der Frage jedoch: „Wie beliebt ist Ihre Stadt bei Außenstehenden?“ liegt die wohl jüngste Stadt der Region nur in der unteren Hälfte. Image nach außen hat also nichts mit dem Wohlfühlfaktor der Bürgerinnen und Bürger vor Ort zu tun.
Viel hängt mit dem Einsatz einer Stadtgesellschaft zusammen. Wenn ortsansässige Unternehmen, wie in Espelkamp unter anderem mit Harting und Gauselmann, in Kultur, Sport und Vereine sowie in soziale Projekte investieren, zahlt sich das aus.
Wenn sich viele Ehrenamtliche für Sportvereine, Kirchengemeinde und kulturelle Angebote einsetzen, hat das einen Effekt. Dann sind gute Einkaufsmöglichkeiten und Verkehr nicht so wichtig. Sie sind nicht der Kitt, der eine Einwohnerschaft zusammenhält. Solch Engagement von Bürgern und Unternehmen haben wir übrigens in vielen Städten Ostwestfalens.
Proteste sind nicht immer sinnvoll
Insgesamt steht Ostwestfalen im Selbstbild seiner Einwohner deshalb gut da. Auch im Vergleich zu anderen Regionen Deutschlands. Allerdings sind noch reichlich Hausaufgaben zu erledigen. Da sind die öffentlichen Einrichtungen, Verwaltungen, Räte und Anbieter gefragt.
Der ÖPNV schneidet zum Beispiel – wie zu erwarten – sehr schlecht ab. Daran kann keine Zivilgesellschaft etwas ändern. Allerdings müssen sich Anlieger von neu geplanten Bus- und Bahnlinien auch fragen, ob Proteste dagegen immer sinnvoll sind.
Ballungsräume haben es schwer
Und die Ballungsräume Bielefeld, Paderborn und Gütersloh? Dass Bielefeld es schwer hat, sich zu behaupten (bis auf ÖPNV), war zu erwarten. Sicherheit und Sauberkeit sind bei etwa 340.000 Einwohnern immer ein Thema.
Erstaunlich schlecht schneidet Gütersloh ab. Überschaubar, mit starken Unternehmen wie Miele, Bertelsmann und anderen, mit grünem Umland ausgestattet ist der 30. von 41 Plätzen enttäuschend und sollte Ansporn für Verbesserungen sein.