Wann kommt der Zug an welchem Gleis an? Ein schneller Blick auf den weißen Ankunftsplan in der Vitrine am Bahnhof brachte bisher oft die Lösung – aber nicht immer. Nun schafft die Deutsche Bahn (DB) die weiße Seite mit den Ankunftszeiten zum Fahrplanwechsel am 15. Dezember ab, die gelbe Seite mit den Abfahrtszeiten soll vorerst noch bestehen bleiben.
Durch die vielen Baustellen sei der gedruckte Aushang meist überholt, heißt es von der Bahntochter „DB InfraGo“. Daher setzt das Unternehmen jetzt nur noch auf die digitale Variante. Über die „Live-Ankunftstafel“ auf bahnhof.de sollen Fahrgäste und Menschen, die eine Person abholen wollen, zuverlässigere Informationen erhalten.
Wer künftig nach dem Ankunftsplan sucht, findet in den Fahrplanvitrinen vorerst einen QR-Code, der zur Live-Ankunftstafel im Internet führt. Weiterhin lassen sich die aktuellen Ankünfte sowie die Gleisnummer auch über die App „DB Navigator“ abrufen oder an größeren Bahnhöfen von digitalen Ankunftstafeln ablesen.
Neben den aktuelleren Informationen sieht „DB InfraGo“ darin auch andere Vorteile: einen besseren Umweltschutz durch Verzicht auf Papier, mehr Platz in den Vitrinen für andere Aushänge und mehr Platz auf den Bahnsteigen, sollten die Fahrplanvitrinen komplett abgebaut werden. Das Eisenbahn-Bundesamt, das sich mit der Durchsetzung von Fahrgastrechten befasst, habe abgestimmt und das Vorgehen ausdrücklich begrüßt, so „DB InfraGo“.
Fahrgastverband kritisiert Wegfall der Aushänge
Der Fahrgastverband Pro Bahn kritisiert hingegen die Neuerung: „Wir sind der Meinung, die gedruckten Fahrpläne könnten ruhig noch weiter aushängen“, sagt Detlef Neuß, Bundesvorsitzender vom Fahrgastverband Pro Bahn gegenüber dem reisereporter. „Auf den Zugzielanzeigen gibt es zwar mehr Infos als früher und es lässt sich auf Veränderungen sowie Störungen besser reagieren als auf gedruckte Pläne. Trotzdem nutzen viele Leute die Anzeigen nicht, sondern orientieren sich lieber in Ruhe an den Plänen.“
Das Verschwinden der gedruckten Ankunftspläne gehört zu einer Reihe von Veränderungen der Fahrgastinformationen bei der Deutschen Bahn – meist stehen diese nun nur noch digital zur Verfügung. So wurden zuletzt beispielsweise die gedruckten Wagenstandsanzeiger auf dem Bahnsteig oder die DB-Zeitschrift digitalisiert. Teilweise wird kritisiert, dass die Bahn damit keine Rücksicht mehr auf Zugreisende nehmen würde, die mit digitalen Informationen und moderner Technik überfordert sind.
Update am 29. November: Nach deutlicher Kritik lässt die Deutsche Bahn die weißen Ankunftspläne an Bahnhöfen nun doch hängen. „Die Deutsche Bahn (DB) nimmt die Kritik von Öffentlichkeit und Verbänden ernst und ihre Entscheidung zurück“, teilte der bundeseigene Konzern mit. Die Ankunftspläne blieben auch nach dem Fahrplanwechsel Mitte Dezember „für die nächste Fahrplanperiode“ hängen.