Schwer kranker Johnny aus Werther schöpft nach Schicksalsschlag neuen Mut

Werther. Sein Zimmer in seiner Pflegeeinrichtung in Bielefeld-Theesen hat Jean-Chris Lawson in den vergangenen Monaten ein wenig umdekoriert. Der 26-Jährige, den eigentlich alle nur &bdquo;Johnny“ rufen, hat sich neue Tapeten und zwei Metallposter gegönnt. Außerdem einen neuen App-fähigen Fernseher, den er dringend brauchte, und ein Radio angeschafft. &bdquo;Er soll sich wohlfühlen“, sagt Matthias Nowak. Der Geschäftsführer vom BV Werther hat die meisten dieser Gegenstände besorgt. Das neue Ambiente soll dem jungen Mann Hoffnung und Lebensqualität schenken. Seit einer misslungenen Operation nach einem Sportunfall ist er querschnittsgelähmt - und seitdem auf ein Beatmungsgerät angewiesen. Seinen Kopf kann Johnny Lawson nur eingeschränkt bewegen. Im Januar 2017 war er bei einem Fußball-Hallenturnier in Melle unglücklich gegen die Wand geprallt. Dabei brach er sich den zweiten Halswirbel und erlitt eine Gehirnblutung. &bdquo;Von einem Tag auf den anderen war nichts mehr wie vorher“, meint Matthias Nowak. Der damalige Jugendleiter hält stetig Kontakt zu seinem ehemaligen Schützling und empfindet starkes Mitgefühl. &bdquo;Es tut mir einfach unfassbar leid für den Jungen“, sagt er. Landwirte-Paar aus Versmold übergibt 5.000 Euro Auch deshalb hat er vor ziemlich genau einem Jahr eine große Spendenaktion ins Leben gerufen – passend zum 25. Geburtstag des schwer verunglückten Fußballers. Viele Vereine im Altkreis Halle haben sich daran beteiligt und zum Beispiel Zuschauereinnahmen aus Heimspielen zur Verfügung gestellt. Ein Landwirte-Paar aus Versmold hat ebenfalls gebündelt Geld gesammelt und am Ende 5.000 Euro übergeben können. Zum Thema: Ex-Spieler des BV Werther braucht acht Jahre nach seinem Unfall Hilfe Insgesamt kam eine fünfstellige Summe zusammen, wie Matthias Nowak jetzt berichtet. &bdquo;Und ein Großteil davon ist auch noch vorhanden – Johnny lebt sehr sparsam.“ Die Anschaffungen, die er davon tätigte, waren allesamt notwendig. Ein neuer Laptop zum Beispiel. Weil das alte Gerät kurz zuvor kaputtgegangen war. Die Krankenkasse übernehme nicht alle Kosten und Lawsons Familie könne manches Geld einfach nicht aufbringen. Der Gesundheitszustand des Kickers hat sich im vergangenen Jahr nicht großartig verändert. Weder in die eine noch in die andere Richtung. Nach wie vor träumt er trotzdem davon, eines Tages in sein Zuhause nach Werther zurückkehren zu können. &bdquo;Aber das gestaltet sich schwierig“, erklärt Matthias Nowak: &bdquo;Weil er eine 24-Stunden-Pflegekraft bräuchte - und die ist bei der derzeitigen Personallage schwer zu finden.“ Für &bdquo;Johnny“ aus Werther wird Wunsch wahr Immerhin ein Wunsch ist in diesem Sommer aber Realität geworden: Bei der Hochzeit seiner Schwester in Spenge war Jean-Chris Lawson als Gast vor Ort – und hat sowohl die Trauung als auch die Party miterlebt. &bdquo;Das hat ihn sehr glücklich gemacht“, weiß Matthias Nowak. Er sei am Abend mit leuchtenden Augen in die Einrichtung zurückgekehrt. &bdquo;Es hat sich einfach normal für ihn angefühlt.“ Doch solche Momente sind selten geworden. Seit dem tragischen Vorfall vor jetzt fast neun Jahren sind sie ein kostbares Gut. Oft bestimmt Monotonie den Alltag, trotz der regelmäßigen Besuche von Familie, Freunden und ehemaligen Wegbegleitern. Das Interesse der Öffentlichkeit an seinem Schicksal ist bis heute groß – doch all das kann nicht darüber hinwegtäuschen, wie begrenzt seine Möglichkeiten inzwischen sind. &bdquo;Das schlägt sich natürlich auch auf seine Stimmung nieder“, berichtet Matthias Nowak. Lesen Sie auch: So verbrachte Johnny seinen 18. Geburtstag Auf aktuelle Fotos hat Johnny Lawson zum Beispiel so gar keine Lust. &bdquo;Weil er sich nicht so zeigen will, wie er gerade aussieht“, sagt der Ehrenamtler. Der früher so schlaksige Teenager habe jetzt ein paar Kilos mehr auf den Hüften. &bdquo;Was bedingt durch die Medikamente und den Bewegungsmangel natürlich auch normal ist“, so Matthias Nowak. Mitglieder vom BV Werther sind stets informiert Die Mitglieder des BV Werther hält er bei jeder Jahreshauptversammlung über den Zustand stets auf dem Laufenden. Meistens fährt er dann zwei Tage vor dem Termin zu Johnny Lawson, um sich ein aktuelles Bild zu verschaffen. &bdquo;Ich möchte ja auch nichts schönreden“, sagt er. Bei diesen Besuchen sieht Nowak jedes Mal, wie sehr er auf kleine Dinge angewiesen ist – und wie wichtig die wenigen Konstanten in seinem Alltag geworden sind. So bleibt sein Zimmer in Bielefeld-Theesen einer der wenigen Orte, an denen Johnny ein Stück selbstbestimmte Normalität bewahren kann – mit neuen Tapeten, Postern und dem Fernseher, den er sich so sehr gewünscht hat. Vieles in seinem Leben hat sich seit jenem Tag unwiderruflich verändert. Doch Menschen wie Matthias Nowak und die vielen großzügigen Spenderinnen und Spender da draußen sorgen dafür, dass er sich inmitten aller Einschränkungen wenigstens manchmal ein bisschen so fühlen kann wie früher.

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