Rechtsstreit beendet: Ralf Weber muss 625.000 Euro an Outlet-Käufer zahlen

Bielefeld/Halle. Ein seit fast vier Jahren andauernder Rechtsstreit zwischen Ralf Weber und dem Mehrheitsgesellschafter des Solinger Modeunternehmens Walbusch, Christian Busch, endete am Mittwoch, 3. Dezember, vor dem Bielefelder Landgericht mit einem Vergleich. Weber erklärte sich bereit, noch vor Weihnachten 625.000 Euro an Busch zu zahlen. Richterin Tegeder hielt diese Summe nach zähen Verhandlungen zwischen den beiden Parteien für angemessen. Eigentlich hatte Busch aufgrund von angeblichen Mängeln beim Kauf des Outlets fast das Dreifache gefordert. Im Laufe der Verhandlung in Saal 36 wurde jedoch schnell deutlich, dass diese Summe seitens der Justiz keine Zustimmung finden wird, da zu viele Fragen nicht mehr geklärt werden können. Kurzer Rückblick: Busch hatte im März 2022 Anzeige gegen Weber wegen Betrugs erstattet. Der 53-Jährige warf dem 61-jährigen Sohn des vor fünf Jahren verstorbenen Gerhard Weber vor, dass dieser ihm beim Kauf der Outlet-Immobilie im Ravenna-Park, zu der auch das Restaurant gehört, bewusst getäuscht habe, indem er mehrere teils gravierende Mängel verschwieg. Busch sprach davon, dass er im Nachgang zur Mängelbeseitigung 1,76 Millionen Euro investieren musste. Weber hatte hingegen stets betont, dass diese Vorwürfe &bdquo;aus der Luft gegriffen“ seien. Fast zwei Jahre später hatte die Ermittlungsbehörde das strafrechtliche Verfahren mit Zustimmung des Amtsgerichts eingestellt. Nun sahen sich beide Parteien in einem Zivilprozess vor dem Bielefelder Landgericht wieder. Millionenprozess ist auch für Bielefeld kein Alltagsgeschäft Weber kam in Begleitung seiner Anwältin Ivonne Bartling von der Bielefelder Kanzlei Streitbörger, neben Busch nahmen Dr. Serge Reitze und Dr. Anna Recker von der Kölner Kanzlei Reitze, Recker, Hagemann Platz. Ebenso wie Sebastian Müller-Potthoff, Geschäftsführer der BRE Invest GmbH & Co. KG, die für die Walbusch-Immobilien im Ravenna-Park verantwortlich ist. Sowohl Weber als auch Busch wirkten während der Verhandlung recht entspannt, obwohl es ja um eine Summe ging, deren &bdquo;Größenordnung auch für uns nicht alltäglich ist“, wie die Richterin der 1. Zivilkammer zum Ausdruck brachte. Zu Beginn erläuterte die Richterin den Sachverhalt und ging die vom Kläger vorgelegte Mängelliste durch. Die Kernkritik richtete sich gegen die laut Busch mangelhafte Lüftungsanlage, die für den geplanten Einsatz unterdimensioniert sei, sowie die defekte Heizung. Hinzu kamen ungepflegte Außenanlagen, denen nur noch mit kostspieligen Neuanpflanzungen zu begegnen war. Zudem habe es eine große Anzahl an kleineren Ungereimtheiten gegeben. Lesen Sie auch: Verfahren gegen Ralf Weber eingestellt Darüber hinaus werde die Küche des Restaurantbereichs in einem Bauplan als Trockenlager bezeichnet, sodass diese eigentlich gar nicht genehmigt sei. &bdquo;Das Gebäude war so, wie es verkauft wurde, bautechnisch gesehen gar nicht zulässig“, sagte Rechtsanwalt Reitze. &bdquo;Davon höre ich nun zum ersten Mal“, erwiderte Rechtsanwältin Bartling, und ihr Mandant Ralf Weber ergänzte, dass gleich zwei Architekturbüros mit dem Bau des Outlets beauftragt gewesen seien. Darauf müsse man sich ja wohl verlassen können. Dass die nun im Raum stehende Summe so hoch sei, begründete Bartling auch damit, dass in der Küche keine Mängel beseitigt worden seien, sondern vielmehr ein Komplettaustausch erfolgt sei. Richterin sieht Argumente für beide Seiten und rät zum Vergleich Die Richterin stellte fest, dass es zum einem schwer nachzuweisen sei, ob Ralf Weber Mängel bewusst verschwiegen habe oder ob diese ihm einfach nicht bekannt gewesen seien. Gleichwohl betonte sie aber, dass sich weder die Weber gehörende Dalou Verwaltungs GmbH als Verkäufer der Immobilie noch Ralf Weber selbst umfangreich auf den vertraglichen Gewährleistungsausschluss berufen könnten. Der Klägerseite warf sie vor, dass sie ein derart großes Objekt wie die Outlet-Immobilie ohne vorherige Besichtigung gekauft habe. Einige Mängel wären sonst sicherlich sofort aufgefallen. Webers Anwältin erwähnte, dass der Kaufpreis der Outlet-Immobilie in Höhe von 12,85 Million Euro von Außenstehenden auch dann als angemessen angesehen wurde, wenn man die Beseitigung der Mängel einberechnet hätte. Nicht Gegenstand der Verhandlung war übrigens das Logistik-Zentrum. Dies kaufte Walbusch nur einen Monat später für 25 Millionen Euro ebenfalls, jedoch landete dieses Geld zur Befriedigung der Gläubigeransprüche auf dem Konto des vorherigen Eigentümers, also dem mittlerweile insolventen Gerry-Weber-Konzern. Unterm Strich war in der gut 90-minütigen Verhandlung schnell klar: &bdquo;Die 1,76 Millionen Euro sind eine hohe Hausnummer, da kommen wir sicherlich nicht hin“, so die Richterin. Zudem müsse der Kläger die Dinge beweisen und darlegen. Dafür seien Gutachten fällig, die Geld und Zeit kosteten und die nicht garantierten, dass deren Inhalt den Wünschen des Auftraggebers entspricht. &bdquo;Es ist nicht aussichtslos, aber der Weg wäre lang. Wir reden da sicher von den nächsten zwei bis drei Jahren. Käme denn eine Einigung in Betracht?“, fragte die Richterin und merkte zugleich an, dass die Klägerseite von einer Summe deutlich unter 50 Prozent ausgehen müsse. Weber überrascht Busch mit seinem Entgegenkommen Auf eine gütliche Einigung abzielend, brachte sie zunächst selbst die Summe von bis zu 400.000 Euro ins Spiel. Sie unterbrach die Verhandlung kurz, damit sich beide Parteien intern beraten konnten. &bdquo;Ich hätte Interesse an einer gütlichen Einigung“, sagte Ralf Weber und überraschte damit die Klägerseite. &bdquo;Das höre ich jetzt zum ersten Mal. Es hat immer geheißen, alle Anschuldigungen seien aus der Luft gegriffen“, erwiderte Busch. Gleichwohl stellte sein Anwalt Serge Reitze klar, dass man die 50 Prozent der genannten Summe nicht unterschreiten wird und dann lieber die nächste Instanz wählt. Lesen Sie auch: Zukunft des Outlets in Halle &bdquo;Ich halte 50 Prozent für zu viel“, merkte die Richterin an und versuchte weiter, beide Parteien zu einer Einigung zu bewegen. Nach zwei weiteren Unterbrechungen war die Sache geklärt, beide Seiten stimmten der Summe von 625.000 Euro zu. &bdquo;Ich finde es angemessen, zugleich ist mir klar, dass beide Parteien Federn lassen müssen.“ Damit sind alle Ansprüche aus dem Kauf der Immobilie vollständig erledigt. Dies gilt auch für Mängel, die jetzt noch zutage kommen sollten. &bdquo;Die Einigung erfolgte, um das Verfahren nicht noch über mehrere Jahre und wahrscheinlich eine weitere Instanz fortzuführen. Damit ist der Rechtsstreit zwischen den Parteien erledigt“, kommentierte BRE-Geschäftsführer Sebastian Müller-Potthoff das Ergebnis. Aktuelle News bekommen Sie täglich über den WhatsApp-Kanal des HK

Meistgelesen

Endspurt im Haller Outlet an der A33: Ladenbauer müssen richtig Gas geben

Gerry Weber: Ein Rückblick mit zahlreichen Fotos

Haller Outlet an der A33: Diese Mode-Marken folgen in Kürze auf Gerry Weber

Zehn Parkplätze vor dem Outlet im Haller Ravenna-Park ab sofort unter Strom

Neuer Hebammenhilfevertrag: Hebammen aus Halle warnen vor neuen Regelungen Der neue Hebammenhilfevertrag soll die Betreuung der Mütter verbessern und die Arbeit der Hebammen höher vergüten. Aber vonseiten der Hebammen gibt es auch scharfe Kritik.

Ausflugs-Cafés im Altkreis Halle: Hier locken im Winter Spezialitäten Die Tage werden kürzer, das...