Familienvater aus Versmold greift nach letzter Chance für ganz großen Traum

Versmold. Die Aufregung hält sich aktuell noch in Grenzen, während die letzten Vorbereitungen laufen. Am Freitag (24. Oktober) reist André Kather nach Malaysia. Ab Frankfurt startet sein Flug, der ihn nach zwei Umstiegen rund 23 Stunden später auf der Inselgruppe Langkawi absetzt. Im feucht-heißen Tropenparadies wartet auf den Familienvater aus Versmold eine seiner bislang größten sportlichen Herausforderungen. Seit seinem 18. Lebensjahr hat der 41-Jährige eine Hüftprothese. Die Ärzte diagnostizierten damals Knochenfraß, was eine Operation notwendig machte. Anfangs spielte er mit dem künstlichen Gelenk noch Handball, später zwang ihn eine Schulterverletzung zum Karriereende. Weil er anschließend Angst hatte, in ein mentales Loch zu fallen, suchte er sich eine neue sportliche Herausforderung – und fand diese im Triathlon. Von Beginn an hatte er das Ziel vor Augen, sich einmal für die WM auf Hawaii zu qualifizieren. Versmolder kann sich auf seine Familie verlassen Geschafft hat er das bislang noch nicht. In allen bisherigen Versuchen verpasste er die Norm deutlich – zuletzt im Sommer in Hamburg, trotz neuer persönlicher Bestleistung. Nun will er am ersten Novemberwochenende in rund 10.000 Kilometern Entfernung einen weiteren Anlauf nehmen – bei extremer Hitze, hoher Luftfeuchtigkeit und nach fast einem Jahr intensiver Vorbereitung. Frühmorgens ins Schwimmbad, vor und nach Feierabend aufs Rad, am Wochenende lange Laufeinheiten: Rund 20 bis 25 Trainingsstunden pro Woche summierten sich über die Monate hinweg. Eine Belastung, die André Kather nur mit viel Unterstützung aus der Familie bewältigen konnte. &bdquo;Ohne den Rückhalt zu Hause könnte ich meinen Sport gar nicht so ausüben, wie ich es gerade mache“, sagt er. Ehefrau Katja stärkt ihm ebenso den Rücken wie seine Eltern und Schwiegereltern. Auf die Unterstützung seiner Liebsten vor Ort muss der Ausdauerathlet in den kommenden Tagen verzichten – die weite Reise nach Malaysia wäre zu aufwendig und schlicht zu teuer gewesen. Rund 3.500 Euro zahlt Kather aus eigener Tasche. Im Frühjahr hatte er ein Trainingslager in Thailand absolviert, zuletzt bereitete er sich einige Tage auf Gran Canaria vor. &bdquo;Die Rücklagen sind damit so gut wie aufgebraucht“, räumt er ein. Familienvater aus Versmold greift zu ungewöhnlichen Methoden Ganz allein ist er trotzdem nicht unterwegs: In Mario Radevic begleitet ihn ein Kumpel, der ebenfalls Triathlon betreibt und auch an den Start gehen wird. Die beiden kennen sich seit vielen Jahren und haben schon zahlreiche Trainingskilometer gemeinsam absolviert. Zusammen wollen sie die Tage vor dem Wettkampf nutzen, um sich zu akklimatisieren und den Körper an die tropischen Bedingungen zu gewöhnen. &bdquo;Das Rennen wird brutal“, weiß Kather. &bdquo;Es wird währenddessen mehr schlechte als gute Momente geben.“ Um trotzdem optimal vorbereitet zu sein, hat er in den vergangenen vier Wochen zu einer ungewöhnlichen Trainingsmethode gegriffen: Er schob sein Rollen-Fahrrad in die hauseigene Sauna und trat bei 45 Grad minutenlang in die Pedale. &bdquo;Dabei habe ich so geschwitzt, dass sich am Boden riesengroße Pfützen gebildet haben“, sagt er. Während des Wettkampfes will er ein Stirnband tragen, in dem Kühlakkus integriert sind. &bdquo;Wichtig wird es sein, nicht zu dehydrieren“, sagt er und setzt deshalb auch auf Salztabletten. Sein Ziel hat Kather klar vor Augen: Eine Zeit von rund 10:45 Stunden. Diese Marke hat in den vergangenen Jahren oft gereicht, das Ticket für Hawaii zu lösen. Dass er zu solchen Leistungen fähig ist, daran glaubt er fest. &bdquo;Ich laufe aktuell so gut wie noch in meinem Leben“, sagt er. Bewiesen hat er es auch schon: In Hamburg kam er nach 9:59 Stunden ins Ziel. &bdquo;Aber das lässt sich wegen der äußeren Umstände natürlich nicht einfach übertragen“, betont er. Was nach dem Rennen kommt, weiß André Kather nicht Fest steht: Malaysia soll der letzte Versuch werden, sich seinen großen Traum zu erfüllen. &bdquo;Ich habe viel geopfert für meinen Sport“, sagt er. &bdquo;Wenn es jetzt nicht klappt, dann vermutlich nie.“ Für Kather spricht, dass das Rennen in der Off-Season liegt und viele Konkurrenten die Hitze und Luftfeuchtigkeit scheuen. Gegen ihn spricht, dass es nur wenige Qualifikationsplätze gibt. Aktuell plant er nur bis zum Tag des Rennens. Was danach kommt, weiß André Kather nicht – und will es auch nicht erzwingen. &bdquo;Egal, wie es ausgeht, ich möchte das Positive rausziehen“, sagt er. &bdquo;Ich kann in den Spiegel gucken und sagen, ich hab alles für meinen Traum getan.“ Es geht nicht nur um die Qualifikation für Hawaii, sondern auch um den Weg, den er gegangen ist, und die unzähligen Stunden, die er investiert hat. Für ihn zählt vor allem eines: dass er alles gegeben hat, was in seiner Macht stand. 📲 Aktuelle News bekommen Sie täglich über den WhatsApp-Kanal des HK

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