Ironman-WM

Showdown für Philipp in Kona: «Wäre krasse Krönung»

Die bisherige Krönung ihrer Karriere: Der WM-Triumph von Nizza. | © Bartlomiej Zborowski/Activ’Images/IRONMAN/dpa

09.10.2025 | 09.10.2025, 10:14

An eines wird Laura Philipp in den entscheidenden gut acht Stunden im Urlaubsparadies nicht denken: was sie sich Schönes von der Siegprämie von 125.000 US-Dollar gönnen könnte. «So entspannend sind die Rennen nicht», sagt die 38 Jahre alte Heidelbergerin in einem Gespräch der Deutschen Presse-Agentur - und lacht. Schon gar kein Weltmeisterschafts-Rennen, schon gar nicht in Hawaii, dem Ironman-Mekka schlechthin.

Und überhaupt nicht für die Frau, die ab 18.25 Uhr MESZ am Samstag mit der Nummer 1 der Titelverteidigerin über 3,86 Kilometer Schwimmen, 180,2 Kilometer Radfahren und 42,2 Kilometer Laufen antritt. Philipp, triumphale Gewinnerin vor einem Jahr in Nizza, ist die Gejagte. «Es in Hawaii zu schaffen, wäre auf jeden Fall eine krasse Krönung», sagt sie selbst.

Eine jubelnde Laura Philipp - die Bilder wiederholen sich. - © Daniel Karmann/dpa
Eine jubelnde Laura Philipp - die Bilder wiederholen sich. (© Daniel Karmann/dpa)

Krass wäre es, mehr als hart wird es, ob im wellenreichen Wasser des Pazifiks, auf dem legendären Queen K Highway und den teilweise furchterregend einsamen Kilometern der Laufstrecke in brütender Hitze und bei einer extremen Luftfeuchtigkeit.

Eine Barriere ist durchbrochen

Hawaii ist und bleibt in der Triathlon-Welt der Sehnsuchtsort, in Hawaii wurde der Ironman vor fast einem halben Jahrhundert 1978 geboren. Im kommenden Jahr werden die Frauen und die Männer auch wieder zusammen in einem Rennen dort antreten. Die Aufsplittung in zwei Rennen, die abwechselnd jeweils in Nizza und Hawaii stattfanden, ist dann wieder Geschichte.

Eine jubelnde Laura Philipp - die Bilder wiederholen sich. - © Georg Wendt/dpa
Eine jubelnde Laura Philipp - die Bilder wiederholen sich. (© Georg Wendt/dpa)

Es in Nizza und Hawaii zu schaffen, ist bisher auch noch keinem Mann gelungen. Ihr Sieg vor einem Jahr auf der Promenade des Anglais war Philipps bisherige Karriere-Krönung. Auf die Frage, was sich seit diesem Tag verändert hat, sagt sie: «Dass ich jetzt denke, dass ich alles schaffen kann.» Durch den WM-Titel in Nizza sei eine mentale Barriere durchbrochen worden.

Laura Philipp bei der Vorbereitung auf die WM. - © Marcel Hilscher/dpa
Laura Philipp bei der Vorbereitung auf die WM. (© Marcel Hilscher/dpa)

Wie zum Beweis legte Philipp in diesem Jahr mit der Ironman-Weltbestzeit in Hamburg nach, wenige Wochen später bejubelte sie ihren ersten Sieg bei der Challenge Roth. Und nun Hawaii. 2022 kam Philipp als Vierte ins Ziel in Kailua-Kona, 2023 wurde sie Dritte.

Rund vier Wochen vor dem Start an diesem Samstag reiste sie mit ihrem Trainer und Ehemann Philipp Seipp an. Zunächst gut drei Wochen Vorbereitung und vor allem Akklimatisierung auf Maui, dann weiter nach Kailua-Kona. Mit dabei sind abwechselnd beziehungsweise nicht ganz so lange eine Physiotherapeutin, ein Radmechaniker und ein Osteopath.

Mensch und Maschine müssen funktionieren. Das hat aber auch seinen Preis. Eine hohe fünfstellige Summe hat Philipp für den WM-Trip veranschlagt. Wohlgemerkt: Die Siegerin bekommt umgerechnet rund 106.000 Euro.

Das Erfolgssystem einer Ironman-Weltmeisterin

Erfolg in einer mental wie körperlich so schweren Disziplin, die zudem noch äußerst kostspielig ist, braucht ein funktionierendes System. Als Langstreckenathletin gehört Philipp keinem Förderprogramm an wie beispielsweise Kaderathletinnen und -athleten.

«Ich kann natürlich nicht sagen, wie es ist, wenn man in diesem Verbandssystem steckt – weil ich eben noch nie drin war. Ich bekomme aber am Rande mit, wie das für Sportler ist, die zum Beispiel vom Verband Vorlagen bekommen, auch für bestimmte Partner», sagt sie im dpa-Gespräch: «Und da muss ich sagen, bin ich froh, freibestimmt zu sein.»

Für sie sei es auch immer ausschlaggebend gewesen, finanziell auf eigenen Beinen zu stehen. «Es kam für mich von Anfang an darauf an, über Sponsoren und auch Preisgelder – selbst wenn die nicht massiv hoch waren und teilweise sind - meinen Sport zum Beruf zu machen», erklärt Philipp. Zu Beginn ihrer Profikarriere arbeitete sie parallel noch als Physiotherapeutin, ihrem ersten Beruf: «Ich weiß also sehr genau, wie schwierig und herausfordernd es ist, Job und Sport unter einen Hut zu bekommen.»

Ein besonderes Trio am Start

Längst ist aber auch bei ihr der Sport der Beruf. «Natürlich mache ich das auch als Job, um Geld zu verdienen. Aber das ist gar nicht der Hauptantrieb, sondern die Leidenschaft zu dem Sport und zum Wettkampf», betont Philipp. Je erfolgreicher, umso besser, auch wirtschaftlich. Dass es mittlerweile gleich mehrere Rennserien mit lukrativeren Preisgeldern als früher gibt, macht die Karriere- und Lebensplanung durchaus leichter.

Philipp ist eine von drei Weltmeisterinnen, die in einem äußerst erlesenen, aber auch in der Breite enorm starken Feld antreten werden - allerdings ohne die in dieser Saison zurückgetretene Anne Haug (42), bislang die einzige deutsche Hawaii-Siegerin (2019). Chelsea Sodaro aus den USA gewann 2022 in Kona, Lucy Charles-Barclay beendete im Jahr darauf ihr Vize-Trauma nach vier zweiten Plätzen nacheinander - und das mit einem Muskelriss in der Wade nach nicht mal zwei Kilometern beim Laufen.

Leidensfähigkeit als Siegvoraussetzung

«Es wäre schön, wenn ich dieses Mal ein Rennen haben könnte, bei dem ich, egal was passiert, nicht so starke Schmerzen habe», sagte sie nun der Zeitung «Observer»: «Ich meine, natürlich muss man dabei Schmerzen haben, aber nicht solche Schmerzen.» Dass sie jahrelang nichts von ihrer Glutenunverträglichkeit wusste, passt zur Leidensfähigkeit der Britin, die vor dem Showdown zwischen Lava-Feldern sagt: «In meinem Kopf spüre ich weniger Druck als je zuvor.» Auch eine Art Belohnung.