Oldtimer als Türöffner: Was ein Haller bei der Tour de France erlebt

Halle. Am 21. und 22. August kommt die Deutschland Tour in die Region, dann wird auch OWL wieder ein wenig von der Radsport-Begeisterung erfasst. Bei Michael Koch ist der Enthusiasmus hingegen inzwischen ein Dauerzustand. Denn die Erlebnisse, die er während drei Wochen rund um die Tour de France in Frankreich aufgesogen hat, die wird er nie vergessen: &bdquo;Die Atmosphäre an der Strecke ist unvergleichlich – während meiner Reise ausschließlich rundum positiv“, zieht der ehemalige Handballer des TV Künsebeck und der Union 92 Halle Bilanz. Und ergänzt nach kurzer Überlegung: &bdquo;Mein Oldtimer war wahrscheinlich ein zusätzlicher Türöffner. Der hat mir einige tolle Begegnungen beschert.“ Wie Ende Juni berichtet, war der 62-Jährige mit einem Peugeot-Kombi Typ 504 aus dem Jahr 1979 unterwegs – mit Rennrad-Dachträger und in der Original-Lackierung des Profi-Rennstalls, den der Auto- und Fahrradhersteller bis 1986 betrieben hat. Ein Relikt glanzvoller Tage des französischen Radsports auf vier Rädern – und im Sommer 2025 dazu angetan, mitten in Chateauroux für Aufregung im Straßenverkehr zu sorgen. &bdquo;Monsieur, Monsieur, un moment! Arrétez, arrétez vous, s’il vous plaît!“ Ein Mann in Koch-Uniform versuchte, das Fahrzeug zum Stehen zu bringen, um ein Handyfoto zu machen. Radsport-Fan Julien, der voller Aufregung aus seinem Restaurant gestürzt war, konnte geholfen werden. Der Chef des Feinschmeckerlokals in der Gütersloher Partnerstadt betreibt in der Nähe ein kleines privates Radsport-Museum, in dem das Foto vermutlich seinen Ehrenplatz neben alten Originaltrikots und Erinnerungsstücken erhält. Natürlich durfte sich Michael Koch auch dort umsehen, natürlich gab es im Zielort der neunten Tour-Etappe mit Julien und dessen ebenso radsportbegeistertem Vater viel Gesprächsstoff. Wie sich die Franzosen ohnehin rund um ihr National-Heiligtum auf Rädern überaus gastfreundlich zeigten. &bdquo;Die Begegnung mit so vielen unterschiedlichen, aber fast ohne Ausnahme netten und aufgeschlossenen Menschen war die tollste Erfahrung der Reise“, sagt Michael Koch. Peugeot-Oldtimer macht auf mehr als 4.000 Kilometern null Probleme Seinen betagten Peugeot hatte der Kfz-Sachverständige genauso gut vorbereitet wie die Trainer und Sportlichen Leiter die Radprofis der Tour: &bdquo;Auf den mehr als 4.000 Kilometern über Landstraßen hat der Wagen null Probleme bereitet. Und ich hatte – bis auf zwei Regentage – auch absolutes Glück mit dem Wetter“, berichtet Michael Koch. Der Tour de France-Neuling hat die Fairness unter den vielen Tausend Radsportverrückten aus aller Welt schätzen gelernt. Er traf slowenische Fans des Dominators Pogacar, dänische Supporter von Verfolger Vingegaard, er traf Finnen, Polen, Amerikaner, Australier, Portugiesen, Belgier und Schweizer. Und er traf Raoul, den Fotografen aus Katalonien, mit dem er am Tag vor der schweren Pyrenäen-Etappe nach Hautacam bei mehr als 30 Grad Hitze den schweren Schlussanstieg bis auf 1.512 Meter hinaufkeuchte. &bdquo;Ich saß auf meinem alten Puch-Rennrad von Mitte der 80er Jahre – da waren die Übersetzungen noch andere als heute“, blickt Koch auf den schmerzhaften Selbstversuch zurück. Tour de France bewegt die Fans wie Fußball in Deutschland Die zwölfte Etappe, auf der Tadej Pogacar am Tag nach einem Sturz in Toulouse seine Überlegenheit demonstrierte, erlebte Koch in Argelès-Gazost am Fuß der Bergankunft. &bdquo;Ich habe die Fahrer im Ort vorbeifahren sehen und die entscheidende Phase dann in einer überfüllten Kneipe im Fernsehen verfolgt – das war auch ein Erlebnis.“ Denn Fans aus Frankreich und anderen Radsport-Ländern reden sich über die Tour die Köpfe heiß wie in Deutschland nur, wenn es um Fußball geht. Ein junger deutscher Profi, der in Autacam seinen Teamkollegen Primoz Roglic aus der Kapitänsrolle fuhr und als Dritter ins Ziel kam, brachte auch Michael Koch viel Anerkennung ein: &bdquo;Bonne chance pour Lipowitz“, bekam der Fan aus Deutschland oft mit auf den Weg. &bdquo;Die Franzosen feiern nicht nur Sieger, sie erkennen auch an, wenn einer als Zweiter oder Dritter über sich hinauswächst“, ist Michael Kochs Eindruck. &bdquo;Man hat es den Einheimischen echt gegönnt, als Paret-Peintre am Mont Ventoux endlich den ersten französischen Etappensieg geschafft hat.“ Der Haller selbst übernachtete auf der Ladefläche seines Kombis oder campte im Zelt – und erlebte dabei viel Hilfsbereitschaft, wenn es beim Ansturm der Zuschauermassen galt, noch einen Standplatz zu finden. In Grenoble, wo er für die Alpen-Etappen verabredet war, durfte er mit seinem Radsport-Kumpel Holger aus Hamburg den Luxus einer kleinen Ferienwohnung genießen. Am Anstieg unterhalb des Col de la Madeleine waren beide noch einmal mittendrin im Begeisterungstrubel der Fans – und tauschten während der Wartezeit Beobachtungen rund um die Tour als französisches Kulturgut aus: &bdquo;Ein Tag bei der Tour ist ein Event für die gesamte Familie: Vom Kleinkind bis zu den Großeltern versammeln sich alle in bester Stimmung um den Picknick-Tisch.“ Eine Einschränkung schiebt der Freund der Franzosen aber schmunzelnd nach: &bdquo;Nur wenn die PR-Karawane vorbeifährt und die vielen Werbegeschenke unters Volk wirft, verstehen sie keinen Spaß. Dann postieren sie sich strategisch optimal und schnappen dir mit einem netten Grinsen jedes Souvenir weg.“ Aktuelle News bekommen Sie täglich über den WhatsApp-Kanal des HK

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