Angehende Profikämpferin?

Achtjähriges Mädchen aus Steinhagen träumt von Karriere im Kampfsport

Der Verein Martial Arts Steinhagen hat seine erste „Fight-Night“ veranstaltet. 250 Zuschauer sehen rund 40 Kämpfe im Hörmann-Sportzentrum - und eine erfolgreiche Lokalmatadorin.

Die achtjährige Dünya Yildiz (r.) vom Verein Martial Arts Steinhagen trifft mit einem Kick ihre drei Jahre ältere Gegnerin. | © Ekkehard Hufendiek

11.06.2025 | 11.06.2025, 08:57

Steinhagen. Das Kennzeichen eines jeden guten Kickboxers ist der Spagat. Dabei werden die Beine so weit gespreizt, dass sie eine gerade Linie bilden. Die acht Jahre alte Dünya Yildiz vom Kampfsportverein Martial Arts Steinhagen beherrscht ihn in Längs- und Querrichtung.

Fußkicks bringen viele Punkte für das Mädchen aus Steinhagen

Für das kleine Mädchen scheint der Spagat nicht mehr als ein großer Ausfallschritt zu sein. „Der ist ganz leicht“, sagt sie und demonstriert die akrobatische Streckung kurzerhand im Gang oberhalb der Tribüne des Hörmann-Sportzentrums – mit dem Pokal in der Hand.

Ihr Können und ihre Beweglichkeit haben Dünya Yildiz zum Sieg bei der Erstausgabe der „Fight-Night“ in Steinhagen verholfen. Vor allem bei Fußkicks hat ihr die Technik viele Punkte gebracht. Wie kommt ein kleines Mädchen dazu, in den Kampfring zu steigen? „Mir macht es Spaß, die ganzen Techniken zu lernen“, sagt sie.

Ihr Meister trägt den schwarzen Gürtel

So landet sie innerhalb ihres dreiminütigen Kampfes zahlreiche Treffer mit dem Fuß in die Seite ihrer drei Jahre älteren Gegnerin. Damit überzeugt Dünya Yildiz die Kampfrichter. Sie entscheiden auf einen Sieg nach Punkten für die junge Steinhagenerin.

Dünya Yildiz vom Verein Martial Arts Steinhagen betreibt seit ihrem fünften Lebensjahr Kampfsport. - © Ekkehard Hufendiek
Dünya Yildiz vom Verein Martial Arts Steinhagen betreibt seit ihrem fünften Lebensjahr Kampfsport. (© Ekkehard Hufendiek)

Gelernt hat das Mädchen die akrobatische Streckung bei ihrem Meister Bilal Altan. Der ist Schwarzgurt-Träger – sowohl im Kickboxen als auch im Taekwondo. Weil in den zwei Sportarten die Fußtechniken dominieren, bringt Bilal Altan seinen Schülern und Schülerinnen den Spagat von Beginn an bei. Sobald sie ihn können, erhalten sie nach Aussage von Dünya Yildiz einen „Minipokal“.

Profikämpfe bringen nicht viel Geld ein

Mittlerweile besitzt sie neben dem Minipokal fünf oder sechs große Trophäen für erfolgreiche Kämpfe. Wie viele es genau sind, weiß sie nicht. Der Pokal, den sie bei der „Fight Night“ bekam, ist fast halb so groß wie sie selbst. So lange Platz vorhanden ist, stehen die Auszeichnungen auf ihrem Schreibtisch. Bald wird es dort vermutlich eng werden, denn Yildiz will noch zahlreiche Kämpfe bestreiten. Und Profikämpferin werden.

Das ist allerdings nicht einfach und vor allem von einem abhängig: Sponsoren. Denn im Profisport erhalten Kickboxerinnen oft nur wenige Hundert Euro pro Kampf. Viele verdienen sich ihren Lebensunterhalt deswegen mit Nebenjobs, etwa als Sportlehrerinnen oder Fitnesstrainerinnen. Eine der bekanntesten und erfolgreichsten deutschen Kickboxerinnen ist Dr. Christine Theiss. Sie war Weltmeisterin im Vollkontakt-Kickboxen und ist auch bekannt als Moderatorin und Coach in der TV-Show „The Biggest Loser“.

Kampfsport fordert körperliche und geistige Fitness

Für Bilal Altan geht es bei der Vermittlung des Kampfsports neben der körperlichen vor allem um die geistige Fitness. Er ist sowohl der Gründer und Vorsitzende des Vereins Martial Arts Steinhagen als auch der Initiator und Hauptverantwortliche der ersten Ausgabe der Fight-Night im 2022 eingeweihten Hörmann-Sportzentrum.

Bilal Altan zählt seit der Vereinsgründung des Martial Arts Steinhagen vor fünf Jahren stolze 150 Mitglieder, die meisten von ihnen sind Kinder. Knapp 50 Mitglieder helfen mit bei der Durchführung der „Fight-Night“. Zum Rahmenprogramm gehören eine Cafeteria, eine Pommes- und Burgerbude sowie ein Einlaufsteg für den prominent inszenierten Auftritt jedes einzelnen Sportlers. Ein DJ legt die von den Kämpfern gewünschte Einlaufmusik auf, ein Ringsprecher sagt die Kämpfe an, mehrere Ringrichter zählen die Treffer, bewerten ihr Wirkung und beurteilen die Aktivität der Kämpfer. So lockt die „Fight-Night“ bei ihrer Premiere 250 Zuschauer an. „Für das erste Mal bin ich damit sehr zufrieden“, sagt Bilal Altan.

Knapp 40 Kämpfe an einem Tag in Steinhagen

Knapp 40 Kampfpaarungen hat der Organisator zwischen 14.30 Uhr bis in den Abend hinein angesetzt – in heimischer, nationaler und internationaler Besetzung. In den Freundschaftskämpfen geht es um die Ehre und nicht um eine Meisterschaft. Jeder Teilnehmer erhält einen Eintrag in seinen Kampfpass, die Sieger bekommen zusätzlich jeweils einen Pokal.

Teilweise verbeugen sich die Kämpfer und Kämpferinnen vor dem Publikum und den Ringrichtern. Ringsprecher Admir Bucan aus Versmold sagt: „Kampfsport bringt Disziplin, Verantwortung und Respekt“. Dünya Yildiz beweist es.

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