Karriere-Ende: Das neue Leben einer der erfolgreichsten Sportlerinnen aus Halle

Halle. Am Ende war es Formsache. Eine nüchterne Nachricht, die Schwarz auf Weiß bestätigte, was sie selbst in ihrem Innersten längst gefühlt hatte. &bdquo;Die Eistänzerin Katharina Müller beendet ihre leistungssportliche Karriere." So gab es die Deutsche Eislauf-Union (DEU) am Rande der deutschen Meisterschaften kurz vor Weihnachten bekannt. &bdquo;Ich habe sogar noch mal einen Pokal für meine Erfolge bekommen", erzählt die 28-Jährige und klingt dabei fast ein wenig amüsiert. Ein Abschied auf Raten Für Katharina Müller, die mit ihrer Familie im Alter von vier Jahren aus Russland nach Halle gezogen war und zehn Jahre in der Lindenstadt lebte, war es ein Abschied auf Raten. Im Februar 2022 hatte sie mit ihrem Tanzpartner Tim Dieck den größten Erfolg ihrer Laufbahn gefeiert. Nach der Qualifikation für die Olympischen Spiele belegte das Paar in Peking den 21. Platz. Was sie damals selbst noch nicht ahnte: Es sollte ihr letzter Auftritt auf der internationalen Bühne gewesen sein. Vier Monate später trennte sich das Paar – nach drei EM-Teilnahmen (2016, 2020, 2022), dem Finale bei der Weltmeisterschaft 2021 und dem Gewinn von zwei deutschen Meistertiteln (2020 und 2021). &bdquo;Wir haben festgestellt, dass sich unsere Vorstellungen von unserer Zukunft zu deutlich unterscheiden, als dass wir eine weitere gemeinsame Karriere bestreiten können", erklärte Katharina Müller damals. Ihr anfänglicher Wunsch, ein drittes Mal deutsche Meisterin zu werden, vielleicht sogar noch mal Olympialuft zu schnuppern, verblasste von Tag zu Tag ein Stück mehr. Während Tim Dieck seit Juli 2023 mit der Engländerin Olivia Smart für den spanischen Verband startet, tauchte für Katharina Müller in der europäischen Szene kein neuer Tanzpartner auf, der ihren Ansprüchen genügte. Fazit: &bdquo;Wir hätten noch härter an uns arbeiten können" Nach vielen Jahren, in denen sich die beiden besten deutschen Eistänzer vor allem in den Sozialen Medien als Traumpaar inszenierten, ist der Kontakt heute auf ein Minimum geschrumpft. &bdquo;Tim und ich führen mittlerweile zwei komplett unterschiedliche Leben", sagt Katharina Müller. Die gemeinsame Zeit möchte sie trotzdem nicht missen. &bdquo;Ich bin sehr glücklich für die aufregende Reise, die wir hatten und sehr glücklich, dass wir uns den Olympia-Traum erfüllen konnten", wird Katharina Müller auf der DEU-Homepage zitiert. Im Gespräch mit dieser Zeitung relativiert sie ihr Karrierefazit: &bdquo;Ganz zufrieden bin ich nicht. In manchen Phasen hätten wir noch härter an uns arbeiten können. Und wir hätten öfter auf die Aussagen unserer Trainer hören sollen", sagt Katharina Müller. Auslöser für ihre ehrlichen Worte ist ein Perspektivwechsel, den die ehemalige Studentin des Fachs Sportmanagement mittlerweile vollzogen hat: Seit einigen Monaten arbeitet sie selbst hauptberuflich als Eistanz-Trainerin – und das &bdquo;für eine der besten Schulen in Europa", wie sie sagt. An der Akademie des Italieners Matteo Zanni im Südtiroler Ort Neumarkt gibt sie ihre Erfahrungen an ambitionierte Nachwuchsläufer und internationale Spitzenathleten weiter. Leicht fiel ihr der Rollentausch nicht, wie sie bei einem ihrer ersten Einsätze &bdquo;hinter der Bande" erfuhr. Bei der WM 2023 in Japan spürte Katharina Müller noch &bdquo;die große Energie", die die Paare auf dem Eis verströmten. &bdquo;Da musste ich mir ein, zwei Tränchen verdrücken", sagt sie. Kontakt in die alte Heimat ist nicht abgebrochen Mittlerweile aber habe sie sich vom aktiven Sport &bdquo;gut entkoppelt". Die Europameisterschaft am vergangenen Wochenende in Kaunas (Litauen) verfolgte sie ohne Wehmut per Livestream. Zwei tschechische Paare, mit denen Katharina Müller in Italien regelmäßig arbeitet, waren dabei. Beide erreichten das Finale. &bdquo;Das ist ein bisschen auch mein Verdienst", sagt sie mit Stolz in der Stimme. Der Abschied vom Eis hat Katharina Müller &bdquo;eine neue Tür geöffnet". Dass sie selbst kaum älter ist als manche ihre Schützlinge, macht den Trainerjob zu einer besonderen Herausforderung. &bdquo;Manchmal versuchen sie mit mir zu diskutieren. Ich muss mir dann Respekt verdienen und mit Fachwissen kontern", erzählt sie. Ende Januar fliegt Katharina Müller zu den Vier-Kontinente-Meisterschaften nach Shanghai (China). Der Kontakt in die alte Heimat ist trotz der vielen weiten Reisen nie abgebrochen. Beim Landesverband in Dortmund hat Katharina Müller – quasi als zweites berufliches Standbein – eine Teilzeitstelle als Leistungssportreferentin. Ihre Eltern leben in Gütersloh, die Oma ist gerade von Künsebeck in die Haller Innenstadt umgezogen. &bdquo;Irgendwann", so spürt sie es, &bdquo;wird es auch mich wieder in diese Gegend zurückziehen".

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