Halle. Marvin Netuschil hat in der Box sein Möglichstes gegeben. Immer und immer wieder sprach der 31-Jährige Jan-Lennard Struff Mut zu. Bei jedem Punktgewinn des Warsteiners ballte er euphorisch die Faust und schrie seine Freude darüber in den Haller Gewitterhimmel hinaus. Verhindern konnte er das Aus von Deutschlands aktueller Nummer eins im Tennis bei den 30. Terra Wortmann Open damit zwar nicht – der ganzen Welt zeigen, dass die Zusammenarbeit der beiden trotz der Niederlage gegen den Kasachen Alexander Bublik eine sehr gute ist, aber schon.
Seit diesem Jahr tritt Netuschil als Trainer des 33-Jährigen auf. Der gebürtige Hammer, der viele Jahre für den Tennispark Versmold spielte und zuletzt gemeinsam mit Karsten Wolf und Remco Schreurs am Kader für die kommende Bundesliga-Spielzeit bastelte, kennt Struff seit Kindesbeinen an. Sie haben oft mit- oder gegeneinander Tennis gespielt – daraus habe sich eine innige Freundschaft entwickelt, wie Netuschil im Rahmen des Haller Rasen-Tennisturniers jetzt erklärte.
Anfang Mai war der ehemalige Bundesliga-Spieler vom TC BW Halle als Qualifikant bis ins Finale des Masters in Madrid vorgedrungen, das er dann gegen Carlos Alcaraz verloren hatte. Netuschil, der Struff in Spaniens Hauptstadt ebenso begleitete wie zuvor bei den Turnieren in Doha und Bahrain, postete anschließend stolz ein Foto der zwei auf seinem Instagram-Kanal, auf dem „Struffi“ die Trophäe des Zweitplatzierten in den Händen hielt.
Marvin Netuschil spielt beim TC Herford
2018 hat Netuschil seine A-Lizenz als Tennistrainer erworben. Als jetzt das Angebot von Struff kam, ihn bei seinen Reisen zu unterstützten, musste das Tennispark-Ass nicht zweimal überlegen: „Ich war positiv überrascht von seinem Vertrauen. Aber die Chance, einen Fuß in die Tür des Trainergeschäfts auf diesem hohen Niveau reinstellen zu können und Struffi zu helfen, wollte ich natürlich wahrnehmen“, sagte er. Für ihn sei das die Möglichkeit, unbezahlbare Erfahrungen zu sammeln.
Selbst schlägt Netuschil, dessen höchstes ATP-Ranking vor sechs Jahren Platz 306 war, übrigens mittlerweile für den TC Herford auf. Mit dem Verein stieg er in der nun beendeten Saison aus der Regionalliga ab. Beim Relegationsfinale am vergangenen Sonntag (4:5 gegen den Marienburger SC) stand er zwar nicht im Aufgebot. In der regulären Spielzeit kam er allerdings bei drei von vier Partien zum Einsatz. Weil er den Herfordern schon vor längerer Zeit die Zusage gegeben hatte, mehrere Spiele zu bestreiten, verpasste er als Coach von Struff unter anderem die French Open in Paris.