Das ist Versmolds neuer Trainer: Warum ihm ein Aufstieg die Haare kostete

Versmold. Malte Becker weiß, wie es sich anfühlt, der sportliche Außenseiter zu sein. Als Fußballer hat er mit dem SV Bad Rothenfelde in der Oberliga gespielt. Vor bis zu 4.000 Zuschauern – gegen Meppen, Cloppenburg oder Osnabrück II. &bdquo;Die hatten ganz andere finanzielle Möglichkeiten als wir", erinnert sich der 38-Jährige. &bdquo;Trotzdem sahen wir nie schlecht gegen diese Mannschaften aus." Teamgeist, Mut und ab und an ein Quäntchen Glück: Mehr hätte es zum Erfolg nicht gebraucht. Kleinigkeiten eben. Kleinigkeiten, auf die der ehemalige Stürmer auch in seinem neuen Job setzt. Wie berichtet übernimmt Becker das Traineramt beim Fußball-Bezirksligisten Spvg. Versmold. Für ein halbes Jahr steht der zweifache Familienvater beim Tabellenvorletzten auf der Kommandobrücke. Im Sommer folgt dann Kevin Ikeakhe. Rund sechs Monate haben Becker und sein Co., Tobias Flade, nun also Zeit, die Mannschaft wieder auf Kurs zu bringen. Bei acht Punkten Rückstand auf den ersten Nichtabstiegsplatz vielleicht doch noch das zu schaffen, was viele Experten schon vor der Saison für ein illusorisches Ziel hielten: den Klassenerhalt. Abgeschrieben, so viel steht fest, hat das Duo diesen noch lange nicht. &bdquo;Wichtig ist , dass wir auf und neben dem Platz als Einheit auftreten" &bdquo;Wir wissen, dass wir vor einer maximalen Herausforderung stehen", sagt Becker. &bdquo;Ich hätte das Amt aber nicht übernommen, wenn ich diese scheuen würde", ergänzt er. So lange es rechnerisch möglich sei, wolle er mit allen Mitteln darum kämpfen, doch noch die Liga zu halten. Eines aber schließt er aus: &bdquo;Ich werde in dem halben Jahr nicht alles auf links krempeln und neue Spielsysteme etablieren." Vielmehr wolle er den Versmolder Kickern wieder mehr Spaß am Fußball vermitteln. &bdquo;Wichtig ist, dass wir auf und neben dem Platz als Einheit auftreten." Dass Becker erfolgreich als Trainer arbeiten kann, hat er bei seiner letzten Station bewiesen: Den niedersächsischen Kreisligisten BSV Holzhausen führte er in die Bezirksliga. Nach etwa vier Jahren als Trainer hörte er im Sommer 2020 dort auf – freiwillig. Die nächsten eineinhalb Jahre gehörten einzig der Familie. Jetzt aber fühlt sich der C-Lizenzinhaber wieder bereit. Und ist voller Tatendrang. Erfolg kostet ihm sein Markenzeichen Seine ersten Erfahrungen als Trainer sammelte Becker bei seinem Heimatverein, dem SV Bad Rothenfelde. Nachdem er seine aktive Karriere dort beendet hatte, übernahm er die zweite Mannschaft des Clubs. Mit dieser stieg er aus der Kreisklasse in die Kreisliga auf. Damals ein Erfolg, der Becker sein Markenzeichen kostete. Denn: Wer im Internet nach dem ehemaligen Oberliga-Fußballer sucht, der stößt unweigerlich auf Fotos, die ihn mit langer, blonder Mähne zeigen. Fast sein gesamtes Fußballer-Leben fiel Becker mit seiner Haarpracht auf. Nach dem Aufstieg durften seine Spieler ihm die dann abrasieren. &bdquo;Das war so abgemacht", sagt er: &bdquo;Quasi als Extramotivation." Heute trägt Becker die Haare kurz. Für den Fall des Versmolder Klassenerhalts muss er sich also eine andere Belohnung ausdenken. Fast freundschaftliches Verhältnis zum Vorgänger Mit seinem Vorgänger, Veit Usslepp, verbindet Becker ein fast freundschaftliches Verhältnis. Die beiden kennen sich aus gemeinsamen Zeiten in Bad Rothenfelde. &bdquo;Mir war es deshalb auch wichtig, dass sich der Verein und Veit im Einvernehmen trennen", sagt Becker. Sonst hätte er den Job nicht angenommen. In einem langen Telefonat tauschten sich der alte und der neue Trainer aus. &bdquo;Wir haben eine Übergabe gemacht", sagt Becker. Froh ist der Außendienst-Mitarbeiter, dass Tobias Flade als Co-Trainer zugesagt hat. Der 31-Jährige und er haben in der Vergangenheit schon häufiger zusammengearbeitet. &bdquo;Wir haben uns als Team gefunden", sagt Becker: &bdquo;Wir ticken ziemlich gleich. Und haben fußballerisch dieselben Vorstellungen." Erstes Training am Dienstag Der Mannschaft stellten sich Becker und Flade wie berichtet in einer Videokonferenz kurz vor Silvester vor. Mittlerweile kennt das Duo das Team aber auch persönlich: Am vergangenen Dienstag hat das erste gemeinsame Training nach kurzer Winterpause stattgefunden. Schon am Sonntag folgt dann ein Testspiel gegen B-Liga-Spitzenreiter TuS Solbad Ravensberg. Ihr erstes Pflichtspiel in 2022 bestreiten die Versmolder am 6. Februar. Beim SC Hicret steht dann die planmäßig letzte Partie der Hinrunde an. Die Bielefelder haben sich – wie kurz gemeldet – noch einmal massiv verstärkt. Wohl kein Grund zur Sorge: Becker weiß wie es ist, der sportliche Außenseiter zu sein.

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