Altkreis Halle. Männer zahlen sechs Euro, Frauen den ermäßigten oder gar keinen Eintritt: Die Preisgestaltung auf einigen Amateurfußballplätzen in der Region wirkt wie aus der Zeit gefallen. Noch immer ist die Frau als Einnahmequelle bei vielen Vereinen verpönt. Manche Clubs unterscheiden am Kassenhaus zwischen Erwachsenen und Frauen. Andere listen das weibliche Geschlecht bei den Rentnern und Jugendlichen. Eine Differenzierung aus längst vergangenen Tagen.
Noch in den 1970er Jahren besuchte nämlich kaum eine Frau einen Fußballplatz. Ein Verein war froh über jeden Zuschauer, der kein Mann war. Das ist heute längst anders: Etwa 25 Prozent der Fans in den deutschen Bundesligastadien sind weiblich. Tendenz steigend. Für ein Spiel im Profifußball zahlen Frauen und Männer denselben Preis. Warum also unterscheiden die Amateurclubs noch zwischen den Geschlechtern?
„Einer Spielerfrau oder Mutter würde ich kein Geld abnehmen"
„Das ist eine gute Frage, die ich so gar nicht beantworten kann", sagt Rolf Uthmann. Der Fußballobmann des A-Liga-Tabellenführers Spvg. Versmold bestätigt, dass die Frauen in der Fleischstadt keinen Eintritt zahlen. Den Männern knüpft der Kassierer im Kurt-Nagel-Parkstadion aber 2,50 Euro ab. „Das war irgendwie schon immer so", sagt Uthmann und gibt zu, dass er sich noch nie Gedanken gemacht hat, ob die Preispolitik noch zeitgemäß ist.
Auch beim BV Werther, Ligarivale der Versmolder, kommen die Frauen gratis auf die Anlage. „Ich würde mich im Verein auch nicht dafür stark machen, dass sie bei uns Eintritt zahlen müssen", sagt Joachim Twelmeyer. Der Vereinsvorsitzende freut sich über jeden weiblichen Gast am Wertherberg. „Einer Spielerfrau oder der Mutter eines Spielers würde ich kein Geld abnehmen wollen", sagt Twelmeyer.
Fußballclubs haben die Preisgestaltung selbst in der Hand
Für Landesliga-Fußball in Steinhagen und Peckeloh müssen Frauen zahlen, allerdings nicht den vollen Eintrittspreis. „Deshalb gab es auch schon Beschwerden. Manche Frauen wollen nicht weniger als die Männer zahlen", sagt Steinhagens Vorsitzender Andreas Wessels.
Grundsätzlich haben die Fußballclubs es selbst in der Hand, wie viel Eintrittsgeld sie verlangen. „Wir können und dürfen darauf keinen Einfluss nehmen", sagt Patrick Hartmann vom Fußballkreis. Er persönlich sieht keinen Grund, warum Frauen in der Regel weniger oder gar nicht bezahlen müssen. „Egal welches Geschlecht eine Sportveranstaltung besucht, sie sehen das selbe Spiel", sagt er: „Im Hinblick auf Gleichberechtigung sollte es keine Unterschiede geben."
Als Veranstalter des Haller Kreisblatt-Cups erhebt der Fußballkreis einmal im Jahr selbst Eintrittsgelder – und unterscheidet nicht zwischen den Geschlechtern. „Wir sehen auch keinen Grund dazu", sagt Hartmann. Bei anderen kommerziellen Veranstaltungen, bei Konzerten oder Fußballspielen im Profibereich, würde schließlich auch dasselbe Geld verlangt – unabhängig davon, ob der Besucher männlich oder weiblich ist.
In anderen Sportarten findet keine Unterscheidung statt
Auch in anderen Sportarten im Altkreis macht das Geschlecht keinen Unterschied. Der Besuch eines Handball-Oberligaspiels bei den SF Loxten kostet für Erwachsene sieben Euro. Egal, ob Mann oder Frau. Landesligist TV Werther knüpft seinen Zuschauern bis zu vier Euro ab. „Natürlich zahlen das auch die weiblichen Zuschauer", sagt Gerhard Horstmann, der an Heimspieltagen an der Kasse sitzt. Ausnahmen macht er nur für Frauen von Spielern und solchen, die sich im Verein engagieren oder einen Kuchen zum Buffet beisteuerten. Und auch die Oberliga-Volleyballer des SC Halle kassieren sowohl von Männern als auch Frauen den selben Betrag.
Man darf gespannt sein, wie lange es dauert, bis viele Amateurfußballclubs ihre Preispolitik überdenken und es den Hand- und Volleyballern gleichtun. Immerhin kündigt Rolf Uthmann an: „Ich werde das Thema mit in die nächste Vorstandssitzung nehmen."

