44 Kilometer in drei Spielen

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Der Marathon-Mann: Arminia Bielefelds Mael Corboz läuft mehr als jeder andere Profi

Wenig Schlaf, viele Kilometer - der Kapitän reißt ein Pensum ab, das er selbst kaum glauben kann, aber: „Wenn wir das nicht machen, gewinnen wir kein Spiel.“

Immer 100 Prozent: Wenn Mael Corboz ausnahmsweise mal nicht läuft, erteilt der Arminia-Kapitän seinen Mitspielern Anweisungen. | © Teresa Kroeger

Dirk Schuster
04.11.2025 | 04.11.2025, 05:00

Bielefeld. „Echt?“ Mael Corboz konnte es im ersten Moment selbst kaum glauben, als er vom „Sky“-Reporter mit der Zahl konfrontiert wurde. Doch es stimmt. Mehr als 44 Kilometer ist der Mannschaftskapitän von Arminia Bielefeld in den drei Spielen der Englischen Woche gelaufen. Das wäre ungefähr so, als hätte Corboz einen Marathon (42,195 Kilometer) absolviert und wäre anschließend noch nach Hause gejoggt.

Jeweils etwas mehr als 13 Kilometer waren es in den beiden Zweitligaspielen gegen die SV Elversberg (2:0) und zuletzt bei Darmstadt 98 (2:2). Und weil der DSC in der Pokalpartie unter der Woche beim Bundesligisten Union Berlin (1:2) in die Verlängerung musste, kam Corboz dort sogar auf mehr als 17 Kilometer. In allen drei Partien ging, Pardon, lief er über die volle Distanz, kam so inklusive Nachspielzeit auf 314 Einsatzminuten.

Und das, obwohl der 31-Jährige aktuell auch noch ein Schlafdefizit aufweist. Nach dem Pokal-Aus in Berlin habe er im Hotel in der Nacht auf Donnerstag „ganz schlecht geschlafen“. Und am Freitag habe ihn zu Hause seine „Kleine dann um sechs Uhr geweckt“.

Arminias Corboz weiß, „wie man mit wenig Schlaf funktioniert“

Auch nach der Partie am späten Samstagabend in Darmstadt war ihm klar, dass es nur eine kurze Nacht werden würde. „Wir steigen jetzt in den Bus und sind um vier Uhr zu Hause. Und die Kleine weckt mich wieder um sieben“, sagte Corboz, versicherte jedoch im selben Atemzug: „Aber ich weiß, wie man mit wenig Schlaf funktioniert.“

Die Müdigkeit fange im Kopf an, „das lassen wir gar nicht an uns ran“, hatte Corboz schon vor dem Spiel versichert. Nach dem Abpfiff erklärte er dann, dass es helfe, „wenn man daran glaubt, dass man noch fit ist und dass es noch geht. Manchmal musst du denken, der andere leidet auch. Und ich werde auf jeden Fall nicht als Erster aufgeben.“

Arminia Bielefelds Trainer Mitch Kniat peitschte sein Team auch in Darmstadt nach vorne. - © Teresa Kroeger/RHR-FOTO
Arminia Bielefelds Trainer Mitch Kniat peitschte sein Team auch in Darmstadt nach vorne. (© Teresa Kroeger/RHR-FOTO)

„Gejammert wird nicht“, pflegt Arminia-Coach Mitch Kniat stets zu sagen. Familienvater Corboz lebt das und geht innerhalb der Mannschaft mit gutem Beispiel voran. Die Teamkollegen folgen ihm. „Wir wollen fitter sein als der Gegner, das hat Mael schon vor der Saison gesagt“, betonte Arminias Ausgleichstorschütze Maximilian Großer nach dem Remis in Darmstadt. „Und das wollen wir auf dem Platz auch leben.“

Arminia-Trainer Kniat ist stolz auf sein Team

Zweimal lief Bielefeld bei den Lilien einem Rückstand hinterher, zweimal schlug das Team zurück. Kniat sagte: „Die Mannschaft hat Bock zu leiden. Nach dem Pokalspiel, das wir verloren haben und in dem wir über 120 Minuten gehen mussten, so eine Leistung abreißen, macht mich stolz.“

Zur Wahrheit gehört allerdings auch, dass Arminia gar nicht gut in die Partie gekommen war. „Wir waren am Anfang komplett überfordert. Wir hatten keinen Druck auf den Ball und haben gelitten“, sagte Corboz.

„Die Umstellung auf Mann gegen Mann hat uns gutgetan“, erklärte Großer die Bielefelder Leistungssteigerung nach der Pause. „Da konnten wir die Eins-gegen-eins-Duelle führen. Das liegt uns. So haben wir wieder ins Spiel gefunden.“ Und Corboz führte aus: „Wenn man von draußen das Signal bekommt, dass man Mann gegen Mann spielen soll, dann kann man sich nicht mehr verstecken. Da musst du deinen Gegenspieler haben, oder du bist am Arsch. Also mussten wir laufen.“

Und wenn die Arminen eins können, dann laufen. Vor Holstein Kiel und Dynamo Dresden ist Bielefeld das laufstärkstes Team der Liga, gegen Darmstadt war der DSC insgesamt sechs Kilometer mehr unterwegs als der Gegner.

Auch in der 1. Liga ist ein ehemaliger Arminia-Profi vorne

Nur konsequent, dass die Ostwestfalen in Marathon-Mann Corboz auch den laufstärksten Spieler der Liga stellen. Durchschnittlich 13,16 Kilometer reißt der gebürtige US-Amerikaner pro 90 Minuten ab. Zweiter in diesem Ranking ist mit Soufiane El-Faouzi (FC Schalke, 12,73 Kilometer pro 90 Minuten) übrigens ein Ex-Spieler Kniats aus gemeinsamen Zeiten beim SC Paderborn II. Zufall? Wohl eher nicht. Laufstärkster Spieler in der Bundesliga ist ein gewisser Louis Oppie (FC St. Pauli, 11,89 Kilometer pro 90 Minuten), noch ein Ex-Schützling des Bielefelder Trainers also.

Immer in Bewegung: Der frühere Arminia- und heutige St.-Pauli-Profi Louis Oppie. - © IMAGO/Lobeca
Immer in Bewegung: Der frühere Arminia- und heutige St.-Pauli-Profi Louis Oppie. (© IMAGO/Lobeca)

Zwei Tage hatten die Bielefelder nach dem Remis bei den Lilien frei, am Dienstag beginnt die Vorbereitung auf das Heimspiel am Samstag gegen den Karlsruher SC. Auch dann werden Corboz und Co. wieder marschieren, denn für ihn steht fest: „Wenn wir das nicht machen, gewinnen wir kein Spiel in der Liga.“