Verabschiedung

Oppie und Co.: Der DSC Arminia Bielefeld holt noch einmal seine Ex-Spieler zurück auf die Alm

Weil den Ehemaligen nach der vergangenen Spielzeit nie öffentlich Tschüss gesagt wurde, holt der DSC das vor dem Schalke-Spiel nach. Ein paar sind gekommen.

Louis Oppie (l.) verließ den DSC Arminia in Richtung Bundesliga zum FC St. Pauli, Merveille Biankadi schloss sich dem Drittligisten FC Energie Cottbus an. In der Mitte: DSC-Sport-Geschäftsführer Michael Mutzel. | © KROEGER/RHR-FOTO

05.10.2025 | 05.10.2025, 13:33

Bielefeld. Das Profi-Fußballgeschäft ist ein schnelllebiges. In wohl keiner anderen Branche wird hierzulande das aus dem US-Amerikanischen bekannte hire and fire so umfangreich praktiziert, wie bei den Kickern in den drei deutschen Profiligen. Berater, die für ihre Schützlinge (und sich selbst) wasserdichte Verträge aushandeln, machen eine Trennung meist erträglich oder sorgen dafür, dass die Zeit bis zum nächsten Engagement ohne Gang zum Arbeitsamt vonstattengeht.

Wortlos und ohne ein Zeichen der Wertschätzung trennen die Klubs sich üblicherweise auch nicht von ihren Angestellten. Eine hübsche Fotocollage, ein Erinnerungstrikot oder zumindest ein letzter Auftritt im Stadion und warme Worte gehören zum gängigen Ritual.

Umso mehr waren die Arminia-Fans verwundert, dass am letzten Spieltag der Vorsaison nichts Derartiges in der Schüco-Arena stattgefunden hatte. Doch zum Zeitpunkt der letzten Partie des Spieljahres 2024/2025, es war das Finale im Westfalenpokal, waren etliche Personalien noch in der Schwebe. Jetzt holte der DSC Versäumtes nach. Offiziell verabschiedet wurden am Sonntag vor dem Spiel gegen den FC Schalke 04 Louis Oppie und Merveille Biankadi, die auch anwesend waren, sowie Semi Belkahia, Nassim Boujellab, Andre Becker und Kaito Mizuta:

Louis Oppie

Der Linksverteidiger hat, so wird kolportiert, mit seinem Wechsel zum FC St. Pauli dem DSC stattliche zwei Millionen Euro in die Vereinskasse gespült. Beim Bundesligisten verpasste der 23-Jährige noch keine Bundesligaminute. Oppie war der einzige Stammspieler, der die Arminia verlassen hatte. Nach dem Abstieg in die 3. Liga war Oppie 2023 aus der Regionalligamannschaft von Hannover 96 zum DSC gewechselt und hatte sich mit den Bielefeldern zurück auf die nationale Bühne gearbeitet. Ein nicht immer unkomplizierter Reifeprozess. Mit sieben Liga-Toren und zwei Treffern im DFB-Pokal hatte er sich am Ende in die Herzen der Fans geschossen.

Merveille Biankadi

33 Liga-Einsätze im ersten und 31 im zweiten Arminia-Jahr. Der inzwischen 30-Jährige hatte einigen Anteil am Wiedererstarken des DSC. Doch ein genauerer Blick verrät: In der abgelaufenen Spielzeit blieb es meist bei Kurzeinsätzen als Joker oder Ergänzungsspieler. Vier Tore erzielte der Offensivspieler. Ein Jahr zuvor hatte er noch rund doppelt so viele Spielminuten und Tore (9). Inzwischen ist Biankadi beim Drittligisten FC Energie Cottbus tätig, für den er bisher einen Kurzeinsatz verzeichnete.

Andre Becker

Im DFB-Pokalfinale war „Becks“ dabei, auch wenn er da schon gar nicht mehr zum DSC-Kader zählte. Der Klub hatte ihn eingeladen. Der Mittelstürmer hatte in seinem halben Jahr als Armine zwei wichtige Tore geschossen - das 1:0 gegen Zweitligist Hannover 96 und das 2:0 gegen Bundesligist Union Berlin. Zwei Treffer im DFB-Pokal, die den märchenhaften Marsch der Bielefelder auf den Weg brachten. In der Liga hatte Becker weniger Fortune, verpasste es gänzlich, einzunetzen (er traf noch dreimal im Westfalenpokal). In der Winterpause wurde er an Waldhof Mannheim verliehen (fünf Treffer in 16 Spielen), nach der Saison heuerte der 29-Jährige beim SSV Ulm an (bislang zwei Tore in neun Ligaspielen).

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Nassim Boujellab

Der einstige Bundesligaprofi (30 Spiele für Schalke) wurde beim DSC unter anderem von Verletzungen (Zehenbruch. Innenbandriss) ausgebremst. Nach der Krisensaison 2022/23 kam der heute 26-Jährige als einer der Hoffnungsträger. Doch richtig durchzusetzen vermochte er sich beim DSC nicht. Kam der Marokkaner in seinem ersten Jahr am Teuto noch auf 29 Einsätze, so waren es in der vergangenen Spielzeit gerade sieben. Bei Drittligaaufsteiger TSV Havelse fand der gebürtige Hagener eine neue sportliche Familie. „Viel wichtiger als ein hochprofessionelles Umfeld ist mir, wie die Menschen vor Ort sind. So menschlich und ehrlich, wie es beim TSV Havelse zugeht, habe ich es in meiner bisherigen Karriere noch nicht erlebt“, schwärmte er unlängst.

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Semi Belkahia

Er war nach dem Abstieg 2023 als drittligaerfahrener Innenverteidiger geholt worden. Doch Belkahia setzte sich beim DSC nie wirklich durch. Er musste Leon Schneider und Max Großer den Vortritt lassen und sich im Frühjahr 2024 einer Knie-OP unterziehen. Mit genau einer Liga- und einer DFB-Pokalminute beendete er die vergangene Saison. Spät wurde er vom aktuellen Drittliga-Vorletzten TSV Havelse verpflichtet, wo er gerade wieder viel Spielpraxis sammelt und in vier Partien auch schon einmal traf.

Kaito Mizuta

Der Japaner war Publikumsliebling in Bielefeld. Selbst seine Eskapade im Café Europa mit Kurzaufenthalt in der Ausnüchterungszelle wurde ihm verziehen. Der Offensivspieler war auch ein Akteur der „Stunde null“ im Jahr 2023. Fünf Treffer und fünf Assists im ersten Jahr machten Hoffnung auf mehr. Doch in der zurückliegenden Spielzeit traf der heute 25-Jährige nur am zweiten Spieltag beim 1:0-Sieg gegen den BVB II. In der Winterpause wechselte er zu Rot-Weiss Essen, wo er gerade durchzustarten scheint. Vier Tore und vier Assist lieferte Mizuta in den ersten neun Saisonspielen.

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