Welche Lehren Arminia-Trainer Kniat aus dem 2:2 gegen Wiedenbrück zieht | Haller Kreisblatt

Wiedenbrück. Mit Erkenntnissen aus Testspielen, zumal wenn sie zu einem frühen Zeitpunkt der Vorbereitung stattfinden, ist es so eine Sache. Fällt das Ergebnis standesgemäß – also klar zugunsten des klassenhöheren Teams – aus, dann herrscht die allgemeine Meinung vor, dass ein anderer Ausgang auch nicht zu erwarten gewesen sei. Lässt das Resultat beim ersten Blick aufhorchen, sind üblicherweise die gerade anstehende Trainings-Belastung oder ungewöhnliche Personalrochaden schuld, und dem Endstand wird eine zu große Aussagekraft schnell abgesprochen. Die Szenerie nach dem 2:2 (0:0) zwischen Regionalligist SC Wiedenbrück und Zweitligist Arminia Bielefeld am Samstagnachmittag machte Lust zum Interpretieren. Die ganz in Gelb gekleideten Gastgeber aus dem Kreis Gütersloh hatten sich auf dem Stadiongelände unter ihre Fans gemischt, genossen ein kühles Getränk, plauderten und holten sich verdiente Schulterklopfer ab. Auf dem Nebenplatz hinter der Gegentribüne schwitzte ein großer Teil der DSC-Formation derweil bei einem ernsthaften Ausdauertest. Belohnung hüben und Straftraining drüben nach einem mühsam und erst durch ein Tor des Favoriten in der letzten Sekunde zustande gekommenen Remis? Mitnichten! Arminias Einheit nach der Einheit war schon vor dem Spiel angesetzt. Startelf engagiert, aber ohne zündende Ideen Die Wiedenbrücker, die über 90 Minuten die hochkarätigeren Chancen und gefühlt ähnliche Lauf- und Zweikampfwerte gehabt hatten, hatten sich ihr Kaltgetränk auch nicht nur mit dem beherzten Auftritt gegen den großen Nachbarn verdient. Dass sie am Abend zuvor gegen Drittligist Viktoria Köln mit 2:1 gewonnen hatten und erst um 0.45 Uhr wieder in die ostwestfälische Heimat zurückgekehrt waren, machte den (Teil-)Erfolg gegen den DSC umso hochwertiger. Mitch Kniat hatte zwei Forderungen gestellt: volle Einsatzbereitschaft und einen Klassenunterschied wolle er erkennen, so der Arminia-Coach vor dem Spiel. Das eine zieht das andere nicht zwangsläufig nach sich, und so musste der Trainer in seinem Fazit doch sehr deutlich differenzieren. Da war zunächst die Startelf, in der der junge Justin Lukas die Sechserposition bekleidete und in der mit Lukas Kunze, Mika Schroers, Joel Felix oder Isaiah Young etliche Akteure mit dem Status &bdquo;Einwechselspieler“ der vergangenen Saison standen. Engagiert vielleicht, aber zündende Ideen fehlten, meinte auch Kniat: &bdquo;Man merkt, wenn die drei Leute, die bei uns immer im Zentrum gespielt haben, auf der Bank sitzen, dass die drei, die dann reinkommen, nicht eingespielt sind.“ Arminia spielt laut Coach komplett durchgemixt Beim ersten Gegentor von Marlon Lakämper (Kniat: &bdquo;Den habe ich damals von Schloß Holte zum SC Paderborn II geholt“) in der 52. sahen ausgerechnet der als Wechselkandidat geltende Oppie und Max Großer alt aus. Großer hatte zuvor schon gegen Davud Tuma verstolpert und so eine Großchance ermöglicht (38.). Kniat: &bdquo;Die Wiedenbrücker Chancen waren unnötig. Max ist bei der ersten aber auch ein bisschen im Boden hängen geblieben. Jetzt kann ich das verkraften, in der 2. Liga oder im DFB-Pokal kann es dann auch mal klingeln. Das ist ein Unterschied, ob du im Test gegen Regionalligisten diese Ballverluste hast oder gegen einen Zweitligisten.“ Es habe geruckelt und man habe Anschlussprobleme gesehen. &bdquo;Wir haben ein bisschen durchgemixt. Keine A- und B-Elf, sondern alles komplett durchgemixt.“ Beschönigen wollte Kniat am schmeichelhaften 2:2 aber auch nichts: &bdquo;Ich hätte mir schon ein bisschen mehr Unterschied gewünscht, da bin ich ehrlich.“ Im Spiel, das per Handelfmeter durch Nicola Aracic (2:1, 71.) und zwei Tore des von Tim Handwerker (1:1, 69.) und Benjamin Boakye (2:2, 90.) bedienten Noah Sarenren Bazee abgerundet wurde, lag das Augenmerk so auf den Neuen und den ganz Jungen im DSC-Kader. Corboz will mehr Nachspielzeit &bdquo;Bei Tim Handwerker sieht man, dass er ewig in der 2. Liga gespielt hat. Und auch bei Benjamin Boakye hat man die Qualität gesehen mit seinem Tempo und seinem Tiefgang. Jonathan Norbye ist noch ganz jung. Er hat noch etwas zu kämpfen mit der Robustheit in den hohen Ligen“, bewertete Kniat. Seinem Nachwuchs stellte der Coach auch ein gutes Zeugnis aus: &bdquo;Daniel Richter hat es sehr gut gemacht und zwei Chancen mit kreiert. Er ist eines der größten Talente, die wir haben. Tom Krüger hat im Training am meisten Gas gegeben. Von den fünf, sechs jungen Spielern, die wir im Training getestet haben, war er der weiteste.“ Wie auch immer, das Unentschieden lag schwer im Magen. Ungläubig ließ sich Mael Corboz beim Schlusspfiff vom Schiedsrichter die Uhr zeigen und redete auf den Referee ein, doch wenigstens ein klein wenig nachspielen zu lassen. Der Kapitän wollte den Sieg noch erzwingen. Das ist vielleicht eine der besten Erkenntnisse dieses Testspiels: Bielefelds Leader will den Erfolg – egal, wie unwichtig die Partie auch sein mag.

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