Expertenanalyse: So kann Arminia den VfB Stuttgart im Pokalfinale knacken | Haller Kreisblatt

Bielefeld/Leipzig. Es hätte in dieser Saison bessere Zeitpunkte gegeben, um gegen den VfB Stuttgart zu spielen. Die Schwaben gehen am kommenden Wochenende mit drei Bundesligasiegen in das Pokalfinale in Berlin. Doch der Druck auf die Stuttgarter ist riesig, denn sie benötigen den DFB-Pokalsieg, um in der nächsten Saison in der Europa League international dabei zu sein. Nur so haben sie eine Chance, ihre hoch veranlagten Nationalspieler wie Kapitän Angelo Stiller, Maximilian Mittelstädt oder Jamie Leweling zu halten. Die Spielidee von Trainer Sebastian Hoeneß Das Herzstück der Mannschaft sind Angelo Stiller und der türkische Nationalspieler Atakan Karazor, ausgebildet im Nachwuchs von Borussia Dortmund, im zentralen Mittelfeld. Doch ob der im vorletzten Meisterschaftsspiel gegen Augsburg verletzte Stiller im Finale zur Verfügung steht, ist noch offen. Ihn würde der kaum minderbegabte Enzo Millot ersetzen. Im Halbfinale gegen Leipzig ordnete Trainer Hoeneß seine Mannschaft in einer 3:4:3-Formation an. In den Spielen davor agierten die Schwaben häufig mit einer Viererkette. Die Mannschaft von Trainer Hoeneß ist taktisch sehr flexibel. Markenzeichen der Stuttgarter ist ein technisch gepflegter Ballbesitzfußball. Die Schwaben spielen mit den besten Fußball in der Bundesliga. Ihre Stärken liegen eindeutig in der Offensive. Mit U-21-Nationalspieler Woltemade, den deutschen A-Nationalspielern Undav, Leweling und Führich sowie dem bosnischen Nationalspieler Demirovic verfügt Trainer Hoeneß über fünf Topstürmer. Diese hätten im Spiel bei RB Leipzig auch fünf oder sechs Tore erzielen können. Die Stuttgarter waren RB deutlich überlegen und hatten den 3:2-Sieg mehr als verdient. Für den enttäuschenden neunten Platz in der Bundesliga war vor allem die schwache Defensivleistung des Teams verantwortlich. Mit 53 Gegentoren kassierte die Mannschaft von Hoeneß mehr Treffer als alle anderen Spitzenmannschaften. Auch RB Leipzig machte aus zwei Chancen zwei Tore. Organisiertes Offensivspiel Die Stuttgarter Spieleröffnung erfolgt fast ausschließlich flach. Presst der Gegner hoch, wird häufig von einem der beiden Innenverteidiger das Spiel durch das Zentrum gesucht. Der ballsichere Undav ließ sich gegen Leipzig in den rechten Halbraum fallen, um das Anspiel direkt auf den nach vorn aufgedrehten Vagnoman weiterzuleiten. Nächste Station war dann der in die Tiefe startenden Leweling. Die Stuttgarter verfügen über genügend ballsichere Spieler für einen derartigen Aufbau. Stand der Gegner tiefer, wurden im Positionsspiel häufig flache Vertikalpässe eingesetzt, um die Verteidigungsebenen des Gegners zu überspielen. Da die Leipziger im Spiel gegen den Ball seitlich sehr weit einrückten, nutzte vor allem Karazor Diagonalbälle zur Spielverlagerung in Richtung Mittelstädt. Der 1:1-Ausgleich durch Undav resultierte aus dieser Kombination. Nationalspieler Mittelstädt ist im Stuttgarter Offensivspiel auf der linken Seite ein wichtiger Faktor. Arminias Chance Der 1. FC Heidenheim gewann vor vier Wochen mit 1:0 in Stuttgart. Dieser setzte auf eine kompakte Defensive mit einer Fünferkette und schnelle Umschaltmomente. Das wird auch Arminias Chance sein. Dazu wird Trainer Kniat seine Elf zu Beginn des Spiels zu einem hohen Pressing auffordern. Hier lauern frühe Ballgewinne in hoher Staffelung. Doch die Stuttgarter sind sehr ballsicher und mutig mit dem Ball. Sollten diese die erste und zweite Pressinglinie überspielen, wird es gefährlich für die Arminia. Fazit Was für ein Finale! Beide Mannschaften werden am Samstag mit viel Selbstvertrauen und großer Spielfreude im Berliner Olympiastadion antreten. Für alle Arminen ist es ein Jahrhundertspiel. Die Spieler, als Drittligameister gestärkt, sollten die Atmosphäre eines DFB-Pokalendspiels genießen. Sie haben nichts zu verlieren, sie können nur gewinnen. Je länger Arminia das Spiel ergebnistechnisch offen gestaltet, desto mehr nimmt der Druck auf die Stuttgarter zu. Dieser kann den Schwaben zum Verhängnis werden.

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