Arminias 2000er: Unrühmlicher Rekord und Sturzflug ins finanzielle Desaster | Haller Kreisblatt

Bielefeld. Das Millennium startete für Arminia Bielefeld gleich mit einem unrühmlichen Rekord. Zwischen dem 21. November 1999 und dem 28. Februar 2000 verloren die Ostwestfalen gleich zehn Bundesligaspiele in Serie und stellten den Rekord von Tasmania 1900 Berlin und dem 1. FC Nürnberg ein. Der Abstieg ließ sich nicht mehr verhindern. Trainer Hermann Gerland war von einem Großteil der Fans als Vater der Misserfolge ausgeguckt worden. Seine vorsichtige und unattraktive Spielweise sei der Hauptgrund für das sportliche Desaster gewesen, lautete ihr Argument. Im Herbst 2000 eskalierte die Situation vollends. Torwart Goran Curko, von den Fans als vermeintlicher Gerland-Günstling beschimpft, feuerte während des Spiels gegen den SV Waldhof seine Handschuhe weg, zeigte den Zuschauern den Mittelfinger und flüchtete vom Platz. Ein Skandal ersten Ranges. Curko wurde fristlos gefeuert. Gerlands Nachfolger Benno Möhlmann hatte zunächst einen schweren Stand. Sportlich lief es weiterhin unrund. Letztlich sorgte ein Gerland-Verschmähter dafür, dass der direkte Durchmarsch in die Regionalliga verhindert werden konnte. Artur Wichniarek wirkte unter dem neuen Coach wie befreit und erzielte in 25 Spielen 18 Tore. Mit dieser Quote gewann der gebürtige Pole die Torjägerkanone in der 2. Bundesliga und sicherte den Arminen 2001 den Klassenerhalt. Rapolders Fußball begeistert Arminia-Fans Möhlmann, der nach Streitigkeiten mit Geschäftsführer Roland Kentsch im Februar 2004 zurücktrat, erwarb sich den Ruf eines Fahrstuhlführers. Eineinhalb Aufstiege (2002 und 2004/Uwe Rapolder übernahm ab Februar 2004 den Trainerjob) in die Bundesliga stehen auf seiner Habenseite. 2003 musste Arminia unter Möhlmanns Regie gleich wieder den Gang in die Zweitklassigkeit antreten. Als ein völlig anderer Typ als Möhlmann erwies sich Uwe Rapolder. Der charismatische Coach galt als Architekt des modernen Konzeptfußballs. Mit dieser Strategie begeisterte er die Fans in Bielefeld und schaffte nach dem Aufstieg 2004 den direkten Klassenerhalt. Am 11. Mai 2005 wurde Rapolder entlassen, nachdem er am Tag zuvor seinen Wechsel zum 1. FC Köln zur kommenden Saison publik gemacht hatte. Am Rhein sowie bei seinen weiteren Arbeitgebern blieb die Frohnatur glücklos. Völlig anders sein Image in Bielefeld. Rapolder besitzt heute noch einen sagenhaften Ruf unter etlichen Arminia-Sympathisanten. Arminias Owomoyela bei der Nationalelf Nicht unerwähnt sollten einige weitere sportliche Highlights in dieser Zeit bleiben. 2005 und 2006 erreichten die Arminen jeweils das Halbfinale im DFB-Pokal. Bayern München und Eintracht Frankfurt verhinderten jedoch Fahrten nach Berlin. Patrick Owomoyela feierte während seiner DSC-Zeit fünf Einsätze in der deutschen Nationalmannschaft, was durchaus als Auszeichnung und Anerkennung für die geleistete Arbeit beim Erstligisten Arminia zu werten ist. In jenen abwechslungsreichen Jahren durfte sich Arminia auf eine stattliche Zahl von Spielern verlassen, die zu Recht das Prädikat &bdquo;Leitwölfe“ verdienten. Genannt seien vor allem Mathias Hain, Rüdiger Kauf, Fatmir Vata oder Detlev Dammeier. Mit ihrem persönlichen Handeln auf und neben dem Platz erarbeiteten sie sich eine Vorbildfunktion, die auch heute noch wertgeschätzt wird. Diesen Profis ist es zu verdanken, dass Arminia von 1980 bis 1985 zum zweiten Mal in der Vereinsgeschichte eine Fünf-Jahres-Serie in der Bundesliga hinlegen durfte. 2009 endete diese erfolgreiche Phase. Auch die Verpflichtung von Trainer Jörg Berger vor dem letzten Spieltag konnte den Abstieg nicht verhindern. Mit dem 2:2 gegen Hannover 96 war Arminia vom 16. auf den 18. Platz gerutscht. Arminia verhebt sich beim Tribünenausbau In den Jahren zuvor hatte sich auch Arminia den Gegebenheiten der verstärkten Professionalisierung des Fußballs anpassen müssen. 2001 erfolgte die vom Deutschen Fußball-Bund empfohlene Ausgliederung der Lizenzspielermannschaft in eine neu gegründete Kapitalgesellschaft. Da auch dieses Jahrzehnt wie viele andere zuvor auch in einer finanziell schwierigen Situation stand, wurden die Namensrechte des Stadions an ein Bielefelder Unternehmen verkauft. Aus der Alm wurde im Januar 2004 die Schüco-Arena. Ein Tropfen auf den heißen Stein. Die finanziellen Schwierigkeiten nahmen stattdessen noch zu. Roland Kentsch, seit 2002 als Geschäftsführer bei den Arminen tätig, lag mit seinem ehrgeizigen Projekt des Ausbaus der Osttribüne ab 2007 zumindest finanziell arg daneben. Die Kosten sollten sich zunächst auf elf Millionen Euro belaufen. Bedingt durch Fehlplanungen betrug die &bdquo;dicke“ Rechnung am Ende 19 Millionen Euro. Kentsch wurde im Sommer 2009 suspendiert. Auf einer turbulenten Mitgliederversammlung, die erst weit nach Mitternacht endete, wurde Präsident Hans-Hermann Schwick trotz vorherigen Rücktritts aufgrund drohender Handlungsunfähigkeit des Vereins wiedergewählt. Verstöße gegen das Lizenzierungsverfahren führten in der Zweitligasaison 2009/2010 zu einem Abzug von vier Punkten. Die erhoffte Rückkehr in die Bundesliga und eine damit verbundene Verbesserung der Kapitallage war geplatzt. Arminia befand sich auf einem Sturzflug ins finanzielle Desaster. .responsive23-7HROAMeKZyHbm1FW-ttc-linechart-arminia-bielefelds-2000er { width: 100%; padding-top: 100%; } @media (max-width: 600px) { .responsive23-7HROAMeKZyHbm1FW-ttc-linechart-arminia-bielefelds-2000er { padding-top: 100%; } } @media (max-width: 360px) { .responsive23-7HROAMeKZyHbm1FW-ttc-linechart-arminia-bielefelds-2000er { padding-top: 142.86%; } }

Meistgelesen

Arminias Spiele gegen den VfL Osnabrück - ein Ex-Armine erinnert sich

Kämpfer vor dem Herrn: Arminia-Legende „Rübe“ Kauf feiert 50. Geburtstag

Arminias 1990er: Die „Neureichen aus Bielefeld“ spazieren in die Bundesliga

Arminia im DFB-Pokal: Verpasste Chancen und „Gänsehautentzündung“

Arminia-Protest gegen Lannert-Sperre: So hat der DFB entschieden Nach seinem Platzverweis im Heimspiel gegen Dresden wurde der Verteidiger für zwei Partien gesperrt. Der DSC war nicht einverstanden. Es kam zur Verhandlung.

DFB-Coach Nagelsmann nach Slowakei-Debakel stocksauer – das hat Arminia damit zu tun Das 0:2 der DFB-Elf in der...