Von „Doppelname ’Kniat raus’“ zum Helden: DSC-Trainer schreibt Geschichte | Haller Kreisblatt

Bielefeld. Während draußen Feuerwerk knallte und sich unzählige Arminia-Fans im Freudentaumel auf eine Partynacht einstimmten, saß Mitch Kniat im Presseraum der Schüco-Arena und analysierte, was sich zuvor auf dem Rasen zugetragen hatte. Wer den nüchternen und wenig euphorischen Sätzen des 39-Jährigen lauschte, hätte wohl kaum vermutet, dass dort gerade ein Trainer sprach, der den größten Abend seiner Karriere erlebt, der Geschichte geschrieben hatte. &bdquo;Der Zeitpunkt passt ganz gut so kurz vor dem 120-jährigen Vereinsgeburtstag“, erklärte der Coach. &bdquo;Es ist ein schöner Tag.“ Ein schöner Tag? Mit dem sensationellen 2:1-Sieg über Bayer Leverkusen und dem Einzug in das DFB-Pokal-Finale hatte Kniat Arminia-Momente für die Ewigkeit geschaffen. Doch der Cheftrainer genoss eher im Stillen, dass er zum wohl unwahrscheinlichsten aller Helden geworden war. Denn noch vor zwei Monaten hatten Teile des Bielefelder Anhangs im Anschluss an die 1:2-Niederlage gegen Rot-Weiss Essen vehement den Rauswurf des Trainers gefordert. &bdquo;Die Rufe habe ich gar nicht mitbekommen“, sagte er mit einem Schmunzeln. &bdquo;Im Fußball geht es ganz schnell. Wenn ich die nächsten fünf oder sechs Spiele verliere, sieht es wieder nicht gut aus. So ist halt das Geschäft.“ Er sprach es zwar nicht aus, aber es war Kniat anzumerken, dass die Rufe nicht spurlos an ihm vorübergegangen waren und der Triumph für ihn auch eine persönliche Genugtuung war. Arminia in einer Reihe mit Bayern und Liverpool Denn es war beileibe nicht das erste Mal, dass sich Kniat seit seinem Amtsantritt in Bielefeld im Juni 2023 massiver Kritik ausgesetzt sah. &bdquo;In meinen ersten sechs, sieben Monaten hatte ich hier den Doppelnamen Kniat raus.“ Mit der erstmaligen Teilnahme am Endspiel im Berliner Olympiastadion (Samstag, 24. Mai, 20 Uhr) hat er nun einen Platz in den Arminia-Geschichtsbüchern sicher. Erst mit ein bisschen Abstand gelang es dem Trainer, die Ereignisse besser einzuordnen. Das &bdquo;Nonplusultra“ sei der Sieg gegen Leverkusen. &bdquo;Es ist auf jeden Fall der größte Tag in meiner Karriere“, meinte Kniat und schob flapsig hinterher: &bdquo;Ich habe mal mit dem Blumenthaler SV gegen den TuS Schwachhausen im Bremer Landespokal gewonnen. Das war auch ganz gut. Das heute ist aber definitiv höher anzusiedeln.“ Wie besonders das Fußballwunder von der Alm tatsächlich war, wird deutlich, wenn man einen Blick auf die paar Teams wirft, die die &bdquo;Werkself“ in dieser Saison bereits geschlagen haben. Es gibt sicherlich schlechtere Gesellschaft als die von Leipzig, Werder Bremen, Bayern München, Atlético Madrid und dem FC Liverpool. Arminia spielt um den Goldenen Pokal Insbesondere die Art und Weise, wie Arminia dem haushohen Favoriten nicht nur Paroli bot, sondern ihn über weite Strecken der zweiten Halbzeit sogar beherrschte, war beeindruckend. &bdquo;Wir waren dem 3:1 näher als Leverkusen dem 2:2“, stellte Kniat richtigerweise fest. &bdquo;Dieser Sieg geht komplett in Ordnung.“ Mit beinahe erschreckendem Selbstverständnis räumte der Drittligist auch den vierten Bundesligisten aus dem Pokal – Rekord. Und was geht jemandem, der soeben einen Champions-League-Teilnehmer bezwungen hat und hochverdient in das Pokal-Endspiel eingezogen ist, durch den Kopf? &bdquo;Saufen.“ Auch Kniat schaltete um kurz vor Mitternacht in den Partymodus. &bdquo;Ich trinke normalerweise nicht mit der Mannschaft. Trainer ist immer noch mein Beruf. Heute lasse ich aber mal fünfe gerade sein. Heute dürfen sich Beruf und Euphorie mal vermischen und ich trinke auch mal ein halbes Bier.“ Mit der richtigen Bettschwere dürfte Kniat dann auch den einen oder anderen Gedanken an den 24. Mai gehabt haben. Dann spielt Arminia tatsächlich um den DFB-Pokal. 210 Gramm Feingold, zwölf Turmaline, zwölf Bergkristalle, 18 Nephrite sowie ein in Jade gestanztes DFB-Emblem schmücken das Objekt der Begierde, das der Sieger seit 1964 in die Höhe recken darf. Davon, dass auch Arminia bald dazugehören wird, ist Kniat überzeugt. &bdquo;Wir fahren nach Berlin. Da wollen wir die Leistung aus dem Leverkusen-Spiel wieder bringen. Ich bin mir sicher, dass wir besser verteidigen als die Bundesligisten.“ Sollte es so kommen und Arminia erneut als Sieger vom Platz gehen, wird sein Jubel wohl deutlich ausgelassener ausfallen.

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