Duell mit dem VfB Stuttgart

Auf die große Fußballbühne: Arminia Bielefelds langer Weg ins Pokalfinale

Im August 2023 starteten die Arminen ihre Pokalreise gegen Herringhausen-Eickum. Was damals noch wenig Magie verströmte, entwickelte sich zum Fußballmärchen.

Endstation Sehnsucht: Im Berliner Olympiastadion findet alljährlich das Endspiel um den DFB-Pokal statt. | © imago/ActionPictures

Benedikt Riemer
20.05.2025 | 20.05.2025, 12:20

Bielefeld. Nur noch ein Tag, dann steht Arminia Bielefeld ein historisches Spiel ins Haus. Am Dienstag (20.45 Uhr) trifft der DSC im Halbfinale des DFB-Pokals auf Doublesieger Bayer 04 Leverkusen. Es ist erst die vierte Teilnahme an der Vorschlussrunde in der knapp 120-jährigen Vereinsgeschichte der Ostwestfalen. Doch der Weg auf die große Fußballbühne war für das Team von Mitch Kniat alles andere als einfach.

Im Sommer 2023 begann die Reise im Westfalenpokal in deutlich beschaulicherem Rahmen. „Der Erfolg im Landespokal in der vergangenen Saison ermöglicht uns, so einen Lauf im DFB-Pokal zu haben wie in dieser Spielzeit“, sagt DSC-Kapitän Mael Corboz. Ein Rückblick auf Arminias Route bis in das Pokalhalbfinale.

Erste Runde Westfalenpokal, SG Herringhausen-Eickum – Arminia Bielefeld 0:2

Aller Anfang ist schwer. Beim Bezirksligisten SG Herringhausen-Eickum müht sich der DSC im August 2023 zu einem 2:0-Sieg. Im Herforder Ludwig-Jahn-Stadion bekleckern sich die Arminen allerdings nicht mit Ruhm. Es braucht einen von Manuel Wintzheimer verwandelten Elfmeter zur Führung. Henrik Koch erzielt den Endstand. „Ein typisches Pokalspiel. Der Gegner hat sich reingehängt, wir haben aber auch keine Lösungen gefunden“, bilanziert Trainer Mitch Kniat im Anschluss.

Zweite Runde Westfalenpokal, Victoria Clarholz – Arminia Bielefeld 1:2

Auch im Ohlendorf-Stadion im Gütersloher Heidewald reicht es einen Monat später nur mit Ach und Krach zum Weiterkommen für den Favoriten. Gegen den Oberligisten geht Arminia durch Noah Sarenren Bazee früh in Führung. Doch dank des Ausgleichs von Victoria-Kapitän Oliver Cylkowski schnuppert der Außenseiter zur Halbzeit an der Sensation. Das 2:1 durch Nassim Boujellab sorgt dann aber doch noch für den Achtelfinaleinzug des DSC. „Ich musste schon zittern und habe ein oder zwei Schweißperlen vergossen“, sagt Coach Kniat. Aber: „Für einen Sieg muss man sich nicht entschuldigen.“

Nassim Boujellab bewahrt Arminia Bielefeld mit seinem Tor gegen Victoria Clarholz vor einer Blamage. - © Sarah Jonek
Nassim Boujellab bewahrt Arminia Bielefeld mit seinem Tor gegen Victoria Clarholz vor einer Blamage. (© Sarah Jonek)

Achtelfinale Westfalenpokal, SuS Westenholz – Arminia Bielefeld 0:5

Im „Jahrhundertspiel“ für den Landesligisten macht es Arminia endlich einmal standesgemäß. Bereits zur Pause führen die Bielefelder nach Toren von Manuel Wintzheimer und Leandro Putaro mit 2:0. Im zweiten Spielabschnitt legen dann erneut Putaro, Nicklas Shipnoski und Tom Geerkens nach.

Viertelfinale Westfalenpokal, Arminia Bielefeld – SV Rödinghausen 4:0

Das Ergebnis liest sich am Ende deutlicher, als das Spiel es tatsächlich ist. Arminia geht durch das Tor von Leandro Putaro in Führung und spielt nach etwas mehr als einer halben Stunde zudem in Überzahl. Doch es dauert bis zur 71. Minute, ehe Bielefeld mit dem Treffer von Merveille Biankadi alles klarmacht. Der Offensivspieler legt noch zwei Tore nach und ist mit seinem lupenreinen Hattrick der Mann des Spiels.

Merveille Biankadi wird gegen den SV Rödinghausen zu Arminias Matchwinner. - © Oliver Krato
Merveille Biankadi wird gegen den SV Rödinghausen zu Arminias Matchwinner. (© Oliver Krato)

Halbfinale Westfalenpokal, Arminia Bielefeld – Preußen Münster 5:4

Die Vorschlussrunde ist ein echter Krimi. Ein krasses Missverständnis zwischen Arminia-Keeper Leo Oppermann und Maximilian Großer nutzt der Münsteraner Sebastian Mrowca dankend zur Führung. Dem Rückstand läuft Bielefeld lange hinterher, ehe Simon Scherder in der Schlussphase ins eigene Tor trifft. Es geht direkt in die Elfmeter-Lotterie. Und in der hat der DSC das nötige Quäntchen Glück. Der zuvor unglückliche Oppermann hält zweimal vom Punkt und wird gefeiert. Über seinen Keeper sagt Kniat im Anschluss: „So ein Gegentor passiert mal. Wenn du danach zwei Elfmeter hältst, ist es völlig egal.“

Erst unglücklich, dann voll auf der Höhe: Arminia-Keeper Leo Oppermann hält gegen Preußen Münster zwei Elfmeter. - © Oliver Krato
Erst unglücklich, dann voll auf der Höhe: Arminia-Keeper Leo Oppermann hält gegen Preußen Münster zwei Elfmeter. (© Oliver Krato)

Finale Westfalenpokal, Arminia Bielefeld – SC Verl 3:1

Das Endspiel des Landespokals kann mit einem Rekord aufwarten. 24.062 Zuschauer gab es im Westfalenpokal noch nie. Dass es 25. Mai 2024 so viele sind, liegt vor allem daran, dass DSC-Legende Fabian Klos sein letztes Pflichtspiel im Arminia-Trikot bestreitet. Die Tore erzielen an diesem Nachmittag allerdings andere. Louis Oppie bringt seine Farben schnell mit 2:0 in Front.

Die Verler antworten in Person von Tobias Knost. Doch der Sportclub schwächt sich in der Folge mit zwei Platzverweisen selbst. So kann Marius Wörl das 3:1 erzielen und Fabian Klos stemmt in seiner letzten Partie noch einen Pokal in die Höhe. Arminia ist damit für den DFB-Pokal qualifiziert und die Fans skandieren einen Klassiker: „Berlin, Berlin, wir fahren nach Berlin“.

Arminia-Legende Fabian Klos stemmt in seinem letzten Pflichtspiel als Profi den Westfalenpokal in die Luft. - © Sarah Jonek
Arminia-Legende Fabian Klos stemmt in seinem letzten Pflichtspiel als Profi den Westfalenpokal in die Luft. (© Sarah Jonek)

Erste Runde DFB-Pokal, Arminia Bielefeld – Hannover 96 2:0

Jetzt beginnt das Pokalmärchen so richtig. Gegen den Zweitligisten geht Arminia durch André Becker in Führung. Louis Oppie erhöht nach knapp 20 Minuten per Traumtor auf 2:0. Arminia gewinnt letztlich ungefährdet und zieht in die zweite Runde ein. „Vor so einer Kulisse gegen den alten Klub mit so einer Teamleistung zu bestehen: Schöner hätte es nicht laufen können“, sagt der Torschütze. Und Mitch Kniat schwärmt über Oppie: „Der Junge hat einen super Fuß, der hat Bundesligaqualität.“

Mit seinem Traumtor stellt Arminia Bielefelds Louis Oppie für den Drittligisten gegen Hannover 96 auf 2:0. - © Sarah Jonek
Mit seinem Traumtor stellt Arminia Bielefelds Louis Oppie für den Drittligisten gegen Hannover 96 auf 2:0. (© Sarah Jonek)

Zweite Runde DFB-Pokal, Arminia Bielefeld – Union Berlin 2:0

Mit dem formstarken Bundesligisten wartet eine – eigentlich – hohe Hürde auf die Arminen. Doch auch in dieser Runde ist ein Klassenunterschied überhaupt nicht auszumachen. Der überragende Marius Wörl erzielt mit einem gefühlvollen Heber die Führung für die Hausherren. André Becker macht mit dem 2:0 den Deckel auf die Partie. „Ich will keinen besonders hervorheben, wir haben im Kollektiv gewonnen“, meint Mitch Kniat.

Insbesondere im Pokal läuft Arminia-Profi Marius Wörl zur Höchstform auf. Gegen Union Berlin wird er zum "Man of the match" gekürt. - © Teresa Kroeger
Insbesondere im Pokal läuft Arminia-Profi Marius Wörl zur Höchstform auf. Gegen Union Berlin wird er zum "Man of the match" gekürt. (© Teresa Kroeger)

Achtelfinale DFB-Pokal, Arminia Bielefeld – SC Freiburg 3:1

Die Arminen haben jetzt Blut geleckt und spielen sich auch gegen die Breisgauer in einen Pokalrausch. „Arminia, wenn du siegst, ist es so wunderbar“, plakatieren die Fans vor dem Anpfiff – und sollen recht behalten. Jonas Kersken hält nach 18 Minuten einen Strafstoß von Florent Muslija und versetzt die Alm in Ekstase. Zehn Minuten später setzt Christopher Lannert mit seinem Traumtor zum 1:0 noch einen drauf. Weil es Julian Kania vom Punkt deutlich besser macht als die Freiburger, geht es mit 2:0 in die Halbzeit.

Obwohl der DSC auch nach dem Seitenwechsel gut dagegenhält, kommen die Gäste durch Michael Gregoritsch zum Anschluss. Doch in der 82. Minute zimmert Louis Oppie den Ball zum 3:1 in die Maschen und die Party kann steigen. „Ich kenne die Situation nicht, im Pokal-Viertelfinale zu stehen. Also habe ich keinen Plan, wie es jetzt weitergeht“, sagt Coach Kniat. Sportchef Michael Mutzel ruft einen „Feiertag für ganz Bielefeld“ aus.

Die Arminia-Fans gehen vor dem Spiel gegen Freiburg mit einer beeindruckenden Choreografie in Vorleistung. - © Oliver Krato
Die Arminia-Fans gehen vor dem Spiel gegen Freiburg mit einer beeindruckenden Choreografie in Vorleistung. (© Oliver Krato)

Viertelfinale DFB-Pokal, Arminia Bielefeld – SV Werder Bremen 2:1

Den Gegner in Viertelfinale kennt Arminia nur zu gut. Bereits in der Saison 2014/15 kegelt der DSC als Drittligist die Werderaner aus dem Wettbewerb. Zehn Jahre später gelingt den Bielefeldern das Kunststück erneut. Angeführt von einem herausragenden Marius Wörl, der die Ostwestfalen mit einem traumhaften Schlenzer in Front schießt, ringt Bielefeld den Favoriten nieder.

Weil Julian Malatini eine Flanke ins eigene Tor abfälscht, liegt bereits zur Pause die nächste Alm-Sensation in der Luft. Die kann auch der Anschlusstreffer von Oliver Burke nicht mehr gefährden. „Es war auf jeden Fall das Spiel meines Lebens“, meint Wörl später und freut sich auf die Pokalparty. „Ich gehöre zu den Feierbiestern. Ich trinke das ein oder andere Bier und ziehe die anderen mit.“ Damit rennt er bei seinem Trainer offene Türen ein. „Auf jeden Fall gibt es von mir heute Abend einen Feierbefehl“, macht Kniat klare Vorgaben.

Wörl lässt die Muskeln spielen: Gegen Werder Bremen ist der 20-Jährige der beste Armine auf dem Platz. - © Oliver Krato
Wörl lässt die Muskeln spielen: Gegen Werder Bremen ist der 20-Jährige der beste Armine auf dem Platz. (© Oliver Krato)

Halbfinale DFB-Pokal, Arminia Bielefeld – Bayer Leverkusen 2:1

In der Vorschlussrunde kann die Hürde für den DSC kaum höher sein. Immerhin gastiert mit Bayer Leverkusen der bis dato amtierende Meister und Pokal-Titelverteidiger in der Schüco-Arena. Und tatsächlich sieht es diesmal zunächst so aus, als könne sich der Favorit durchsetzen. In der 17. Minute bringt Nationalspieler Jonathan Tah die „Werkself“ in Front.

Doch die Arminen geben mitnichten klein bei – im Gegenteil, die Treffer von Marius Wörl und Maximilian Großer verwandeln die Alm noch vor der Halbzeitpause in ein Tollhaus. Auch nach dem Seitenwechsel hält der DSC den Favoriten mit seinem couragierten Spiel in Schach und zieht vollkommen verdient in das erste Pokalendspiel der Vereinsgeschichte ein.