Wie es für Arminias Ex-Profi Fabian Klos nach der Panikattacke weiterging | Haller Kreisblatt

Bielefeld. Auf dem Weg zur Bundesligapartie bei Borussia Dortmund hat Fabian Klos im März 2022 eine Panikattacke erlitten. Gespielt hat der Ex-Profi von Arminia Bielefeld am nächsten Tag trotzdem. Erst &bdquo;zu Hause fängst du an, zu kapieren, was in den letzten 48 Stunden mit dir und deinem Körper passiert ist“, sagt Klos in der zweiten Folge seines Podcasts &bdquo;SeitenweKKsel“. Professionelle Hilfe wäre im Anschluss naheliegend und sinnvoll gewesen, urteilt er und erklärt, warum er dennoch darauf verzichtete. Nach der Busankunft am Mannschaftshotel wartete in Dortmund bereits der Notarzt auf Klos. Bis dahin hatten sich sein Sitznachbar Cedric Brunner und Physiotherapeut Michael Schweika um ihn gekümmert. Wie die anderen Teammitglieder auf seinen während der Fahrt immer schlechter werdenden Zustand reagiert haben, weiß Klos, der eigenen Angaben zufolge um sein Leben fürchtete (&bdquo;Ich dachte, ich sterbe“), nicht mehr. &bdquo;Für mich waren nur drei Leute an Bord: Cedric, Michael und ich. Alles andere um mich herum habe ich nicht mehr wahrgenommen“, schildert er im Gespräch mit dieser Redaktion. Nachdem der Notarzt in Dortmund eine Panikattacke diagnostiziert und gleichzeitig Entwarnung gegeben hatte, &bdquo;habe ich eingecheckt. Daran, ob ich mich beim Abendessen mit jemandem ausgetauscht habe oder ob jemand gefragt hat, was gewesen ist, habe ich keine Erinnerung. Das ist wie aus meinem Kopf gelöscht.“ Arminia-Profi Klos schaltete auf Autopilot Dafür erinnert sich der mit Klos eng befreundete Brunner. &bdquo;Viele haben geglaubt, dass es ihm körperlich nicht gut ging. Das wurde weder vor noch nach dem Spiel groß thematisiert oder aufgerollt und ist irgendwie im Sand verlaufen. So wie es leider oft im Profifußball ist, wenn es um mentale Gesundheit geht. Das wird nicht großartig besprochen. Das ist dann so und es geht weiter“, sagt Brunner im Podcast. Klos bezog im Hotel ein Einzelzimmer. Die Vorkommnisse blendete er aus und schaltete gewissermaßen auf Autopilot. Er habe sich gesagt: &bdquo;Das war jetzt so, jetzt gehst du schlafen und morgen ist dann das Spiel.“ Klos funktionierte, wurde in der 77. Minute eingewechselt und fuhr im Bus wieder mit nach Hause. Dort sei ihm klar geworden, &bdquo;dass im Kopf etwas passiert ist, das sich körperlich ausgewirkt hat“. Doch wie würde es nun weitergehen? Klos: &bdquo;Ich hätte es niemals als Schande empfunden, mir professionelle Hilfe zu holen. Das wäre heute der Weg, den man meiner Meinung nach auch gehen sollte. Aber ich habe damals einen anderen gewählt.“ Ein Buch hat Klos geholfen Der 37-Jährige beschreibt sich als einen Menschen, der die Dinge erst einmal mit sich selbst ausmache. Er habe zudem &bdquo;mit engsten Vertrauten, in diesem Fall meine Frau Nadine und Cedric Brunner, viele Gespräche geführt“. Und er habe &bdquo;gewusst, dass ich mir etwas an die Hand geben muss, um nicht mehr in diese Situation zu kommen“. Er habe sich ein Buch gekauft. Der Titel: &bdquo;Panikattacken und andere Angststörungen loswerden“. &bdquo;Das habe ich inhaliert“, sagt Klos. &bdquo;Das hat mir sehr geholfen.“ Und wenn es nicht geholfen hätte, hätte sein Weg &bdquo;direkt in die Hände von Menschen geführt“, die sich mit diesen Problemen auskennen. Klos hat sich also in erster Linie selbst geholfen. Turid Knaak, Ex-Nationalspielerin und Klos’ Podcast-Partnerin, zieht einen Vergleich zu den Maßnahmen, die im Falle einer schwereren körperlichen Verletzung eingeleitet worden wären. &bdquo;Du wärst zum Arzt geschickt worden, man hätte MRT-Aufnahmen gemacht und einen Rehaplan erstellt. Das heißt: Es gibt ein klares Protokoll, wie du wieder auf den Platz zurückgeführt worden wärst.“ Für mentale Probleme aber gebe es das nicht. Eine Lücke, die geschlossen werden sollte, urteilt Knaak, auch wenn Klos einräumt: &bdquo;Ich habe das ja auch nicht angestoßen und bin auf niemanden zugegangen.“ Knaak hält dagegen: &bdquo;Bei einem Bänderriss hättest du auch nicht zum Physio gehen müssen, um zu sagen: Kann mir mal jemand helfen, ich habe einen Bänderriss. Das zeigt doch, wie stiefmütterlich das Thema mentale und psychische Probleme im Profifußball und in unserer Gesellschaft immer noch behandelt wird.“ Ein ehemaliger Mitspieler meldet sich bei Klos Klos und Knaak sind offen für Kontaktaufnahmen. &bdquo;Ich habe mich nicht darum gerissen, meine Geschichte im Detail zu erzählen“, sagt Klos, &bdquo;aber einer muss den Anfang machen. Ich hoffe, dass nun auch einige andere bereit sein werden, sich zu öffnen.“ Nach der ersten Podcast-Folge habe er &bdquo;einen Anruf von einem Ex-Mitspieler bekommen, dessen Namen ich nicht nenne, der ebenfalls eine Panikattacke hatte. Wir haben damals nie darüber gesprochen.“ Dass der ehemalige Teamkollege sich gemeldet habe, empfindet Klos als eine Bestätigung für die Notwendigkeit, Themen wie diese in dem Podcast zu behandeln. Er selbst sei, nachdem er im Gespräch mit Knaak die Erlebnisse von Dortmund geschildert hatte, &bdquo;erschöpft“ gewesen, habe es aber auch als &bdquo;ein stückweit befreiend“ empfunden. Klos: &bdquo;Ich bin erleichtert, dass diese Geschichte jetzt einmal raus ist.“

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