Arminias Mann für alle Pokal-Fälle: Wie Sam Schreck sich Achtung verschafft | Haller Kreisblatt

Bielefeld. Es waren wohl keine fünf Minuten des puren Glücks. Sam Schreck stürmte mit ausgebreiteten Armen in Richtung Eckfahne. Vom Feld und der Ersatzbank rasten seine Teamkollegen und die Verantwortlichen auf ihn zu und begruben ihn unter sich. Der 26-Jährige hatte seine letzten Körner zusammengekratzt und war vom eigenen 16-Meter-Raum über den ganzen Platz gesprintet, hatte sich zwölf Meter vorm gegnerischen Tor in Position gebracht und die Vorlage von Joel Grodowski flach links eingeschoben. Was zunächst verborgen geblieben war: Während die Bielefelder das vermeintliche 3:1 feierten, eilte Schiedsrichter Robert Hartmann zum Monitor am Spielfeldrand – und gab das Tor nicht. &bdquo;Ich dachte nach meinem Treffer, das Ding ist durch. Ich war mega erleichtert und habe ausgeschaltet und den Moment genossen“, sagte der Bielefelder anschließend. Nach dem Urteil des Referees mussten Schreck und sein DSC Arminia noch einige Augenblicke zittern, bis der 2:1-Pokalerfolg gegen Werder Bremen amtlich war. Der Traum lebt also weiter. Schrecks zweite Saison beim DSC ist noch nicht komplett traumhaft verlaufen. Sie begann mit vier Einsatzminuten am ersten Spieltag gegen Energie Cottbus. Es folgten mal 16 Minuten gegen Osnabrück oder mal eine Minute gegen Ingolstadt. Über die volle Distanz ging der Mittelfeldspieler in der Liga in dieser Saison ganze zweimal. Gegen Hannover 96 II und Viktoria Köln kam er auf je 90 Minuten. 14 von 25 Ligaspiele erlebte er von der Bank oder sogar von der Tribüne aus. Der Pokal-Schreck ist noch nicht Pokal-Schreck Schreck der Ergänzungsspieler? Keineswegs. Die Pokal-Bilanz des 26-Jährigen ist eine ganz andere. Vier Auftritte hatte Arminia Bielefeld im DFB-Pokal – viermal war Schreck je über 90 Minuten dabei, ging gegen Hannover, Union Berlin und Freiburg erst in der Nachspielzeit raus. Und auch in drei von vier Westfalenpokalspielen war für den gebürtigen Pinneberger nie vor Ablauf der regulären Spielzeit Schluss. Trainer Mitch Kniat fasst das Dilemma zusammen: &bdquo;Sam Schreck ist der Einzige im Kader, der ein bisschen die Arschkarte hat. Der ein, zwei Leute vor sich hat, auch den Kapitän. Ich kann ihm in keinem Spiel, das er gemacht hat, etwas vorwerfen. Er ist ein ganz wichtiger Spieler. Was ich bei ihm liebe: Wenn er spielt, kann man sich auf ihn verlassen. Er ist im Training einer, der immer Gas gibt, der nicht am Motzen ist. Er akzeptiert die Situation, die für ihn mies ist. Und das sind Spieler, die für das Team extrem wertvoll sind.“ Jetzt ließe sich mit Schrecks Namen ein herrliches Wortspiel herstellen. Er ist der Pokal-Schreck, aber den Titel des Pokal-Schrecks hat beim DSC immer noch Marius Wörl mit seinen drei Vorlagen und zwei Treffern inne. Dieses Tor zum 3:1 – sofern es gezählt hätte – es wäre Schrecks erster Treffer in einem offiziellen Spiel für die Arminia gewesen. Nur im Test gegen Oberligist Lippstadt in der Winterpause hatte er einmal eingenetzt. Treffer wird überprüft: &bdquo;Oh ne“ Ein bisschen was nahm der Mittelfeldspieler dennoch mit. &bdquo;Ich habe es sehr lange genossen. Die Jungs haben mich auch nicht losgelassen. Ich habe die Augen zugemacht und abgeschaltet und die Jungs haben auf mich eingeschlagen. Als ich gemerkt habe, dass der Treffer überprüft wird, dachte ich schon ’oh ne’. Davor war es ein schönes Gefühl“, sagte er lachend und versprach für zukünftige Auftritte vor dem Tor: &bdquo;Und jetzt geht's los.“ Als Startspieler auch im dritten Duell gegen einen Bundesligisten geadelt. Das tut gut: &bdquo;Eigentlich habe ich es mir gedacht, dass ich anfangen werde. Ich weiß, dass ich in solchen Spielen da bin. Da kann sich der Trainer auf mich verlassen“, sagt Schreck. Aber wieder ohne Treffer – das muss schmerzen, oder? &bdquo;Ich habe das Vertrauen zurückgezahlt. Ich bin zufrieden mit mir. Ich habe viele Balleroberungen geholt, war da und habe meinen Teil beigetragen.“ Und sollte er gegen Stuttgart II wieder auf der Bank schmoren, dann ist das eben so. Schreck weiß ja jetzt, dass noch mindestens ein Pokal-Spektakel folgen wird: &bdquo;Ich nehme meine Rolle an. Die Saison ist noch lang. Es gibt viele englische Wochen. Da muss jeder da sein.“ Gemütlich beim Feiern, ungemütlich auf dem Platz Vielleicht hatte der 26-Jährige das Pokal-Halbfinale schon mehr als gedacht auf dem Schirm, als er zur bevorstehenden Party im &bdquo;Cafe Europa“ meinte: &bdquo;Wir haben ein paar Jungs dabei, die werden ein paar Bier trinken. Ich bin so der gemütliche Typ.“ Gemütlich an der Theke, ungemütlich auf dem Platz. Schreck ist der dauerrennende Unruhestifter im Mittelfeld. &bdquo;Gegen den Ball sind wir sehr giftig und es ist superschwer gegen uns.“ Dass er auch am ersten Aprilwochenende wieder in der Anfangsformation stehen wird – sehr wahrscheinlich. Schreck sagt: &bdquo;Halbfinale, das erlebt man nicht jeden Tag. Ich glaube, keiner von uns war je im DFB-Pokal-Halbfinale.“ Und dann vielleicht mit einem eigenen Treffer? Wie sich das pure Glück anfühlt, von der &bdquo;Süd“ gefeiert zu werden, hat Sam Schreck ja bereits erfahren – zumindest für nicht ganz fünf Minuten.

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