
Bielefeld. Der Druck war enorm, die Ausgangslage klar. „Wir müssen gewinnen“, hatte Arminia-Kapitän Mael Corboz die Erwartungshaltung gegen Erzgebirge Aue deutlich formuliert. Und der 30-Jährige brachte den DSC eine Woche nach seinem Fan-Disput beim schmeichelhaften 2:1 (0:0)-Heimerfolg gegen die „Veilchen“ auf die Siegerstraße. Statt Vogel und Scheibenwischer gab es diesmal Küsschen und ein Herz für die Fans – und bei der Auswechslung großen Beifall für Corboz.
Mit Spannung war vor allem die Stimmung in der Schüco-Arena erwartet worden. Nach dem Heimspiel gegen RW Essen hatte es „Kniat raus“-Rufe und Pfiffe gegeben. Corboz hatte sich zudem eine Auseinandersetzung mit den eigenen Anhängern geliefert. „Ich habe mich schon vor Sandhausen auf einiges vorbereitet“, hatte der 30-Jährige mit Blick auf weitere Fan-Reaktionen erklärt. Tatsächlich wurde der Spielführer jedoch von einem Großteil der 17.903 Zuschauer freundlich empfangen. Nur bei der Verkündung der Aufstellung gab es vereinzelt Pfiffe gegen Corboz und auch gegen Coach Mitch Kniat.
Der hatte nach der mehr als unglücklichen Niederlage in Sandhausen „nicht ganz so viel Bedarf“ für personelle Wechsel gesehen. Und so schickte er exakt die Startformation vom vorvergangenen Freitag auf den Platz. Isaiah Young stand überraschend im Kader. Kniat hatte auf der Pressekonferenz noch angekündigt, dass der US-Amerikaner mit Oberschenkelproblemen ausfallen würden. Nach dem Abschlusstraining bekam Young dann aber doch grünes Licht und nahm zumindest auf der Bank Platz.
Arminia lange Zeit indiskutabel
Kniat hatte die Bedeutung der Heimpartie gegen Aue vor dem Anpfiff noch einmal herausgestellt. „Das ist ein ganz, ganz wichtiges Spiel, auch was die Stimmung angeht. Wir werden heute auf keinen Fall abwartend spielen.“ Von einer forschen Herangehensweise der Arminen war zu Beginn allerdings herzlich wenig zu sehen. In einer zähen Partie erspielten sich die Auer Vorteile. Großchancen blieben zunächst Mangelware.
In der sechsten Minute rauschte eine scharfe Hereingabe von Linus Rosenlöchner durch den Fünfmeterraum. Auf der Gegenseite näherten sich Joel Grodowski nach einem Solo (8.) und Corboz per Volley (13.) dem Tor von Urgestein Martin Männel an. Viel mehr kam von den Ostwestfalen in der Offensive nicht.
Stattdessen hatten die besser werdenden Auer die großen Chancen zur Führung. Einen Kopfball von Boris Tashchy bugsierte DSC-Keeper Kersken mit einem starken Reflex über die Latte (19.). Wenige Minuten später war der 24-Jährige dann mit dem Glück im Bunde. Leon Schneider hatte einen langen Ball komplett unterschätzt und Marcel Bär lief allein auf das Arminia-Tor zu. Doch der Angreifer setze seinen Schuss zum eigenen Entsetzen nur an den linken Pfosten (25.).
Doch auch das riss die fehlerhaften Ostwestfalen nicht aus ihrer Lethargie. Gefahr ging weiter nur von den „Veilchen“ aus, die unter ihrem neuen Trainer Jens Härtel noch auf den ersten Sieg warten. Marvin Sefaniaks Traumfreistoß aus großer Distanz fischte Kersken gerade noch aus dem linken Torwinkel (29.).
Der Torhüter war in einer wieder mal indiskutablen ersten Arminia-Halbzeit auf der Alm noch der Beste im Team der Hausherren. Im Angriff verzeichnete der DSC keinen einzigen gefährlichen Abschluss auf das Auer Tor. Dementsprechend gab es beim Gang in die Kabine erneut Pfiffe, wenn auch weniger als noch gegen Essen. Der 0:0-Halbzeitstand bot den Bielefelder aber auch noch alle Möglichkeiten.
Corboz eröffnet – Kania legt nach
Zum Wiederbeginn blieb Christopher Lannert in der Kabine. Für ihn kam Louis Oppie in die Partie. Diese plätscherte lange auf dürftigem Niveau dahin. In der 65. Minute trommelte Kniat seine Mannen während einer Unterbrechung gesammelt am Spielfeldrand zusammen. Die Ansprache schien zu fruchten. Nach einem Fehler von Anthony Barylla bediente Marius Wörl seinen Kapitän im Sechzehner, der jedoch unter Gegnerdruck zu Fall kam – kein Elfmeter urteilte die Schiedsrichterin Fabienne Michel (68.).
Nun tauschte Kniat seine komplette Angriffsreihe und brachte Isaiah Young, Merveille Biankadi und Julian Kania (71.). Doch gegen Aue musste es der Kapitän richten. Als alles schon nach einer trostlosen Nullnummer aussah, hielt Corboz einfach mal drauf und traf aus dem Nichts (82.). Der Jubel in der Schüco-Arena kannte keine Grenzen. Erst recht nicht, als Kania nur drei Minuten später auf 2:0 stellte.
Doch die Auer steckten nicht auf und kamen durch Maxim Burghardt zum 1:2-Anschlusstreffer (90.). Die Bielefelder behielten jedoch die Nerven und feierten einen immens wichtigen Sieg, mit dem sie den Abstand auf Relegationsplatz drei vorübergehend auf vier Punkte verkürzten. Bereits am Freitag (19 Uhr) treten die Ostwestfalen dann bei 1860 München an.